AboAbonnieren

1800 Unterschriften notwendigInitiative fordert bürgerfreundlichen Umbau der Straße „Vor dem Voigtstor“ in Rheinbach

Lesezeit 5 Minuten
Zur Kerngruppe des Bürgerbegehrens gehören unter anderem: (v.l.) SPD-Ratsherr Dr. Georg Wilmers, der Rheinbacher Schreinermeister und Anwohner der Koblenzer Straße Hanns-Georg Mostert mit Sohn Niko Mostert (7 Jahre), Melanie Oermann, Anwohnerin der Straße "Vor dem Voigtstor" und Mathias Hudler.

Zur Kerngruppe des Bürgerbegehrens gehören unter anderem: (v.l.) SPD-Ratsherr Dr. Georg Wilmers, der Rheinbacher Schreinermeister und Anwohner der Koblenzer Straße Hanns-Georg Mostert mit Sohn Niko Mostert (7 Jahre), Melanie Oermann, Anwohnerin der Straße "Vor dem Voigtstor" und Mathias Hudler.

Engagierte Bürger begaben sich auf die Straße „Vor dem Voigtstor“ und sprachen mit Passanten über ihre Forderung: genug Platz für Fußgänger, auch mit Rollatoren oder Kinderwagen.

„Wir werden hier Schulter an Schulter vorbeigehen müssen“, erklärte Schreinermeister Hanns-Georg Mostert dem Passanten Heinrich Obberg. Der Senior ist Anwohner der Pallottistraße und war sehr interessiert an der Aktion der Gruppe um Mostert und Melanie Oermann, die ein Bürgerbegehren anstrebt, mit dem sie sich für einen bürgerfreundlichen Umbau der Straße „Vor dem Voigtstor“ einsetzt.

Alle Rheinbacher sollen aufgefordert werden, mit ihrer Unterschrift zu helfen, dass die im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt mehrheitlich gefassten Beschlüsse zum Umbau der Straße aufgehoben und die Planungen noch einmal überdacht werden. 1800 Stimmen werden benötigt. Bevor mit der Sammlung begonnen werden kann, muss eine Kostenschätzung seitens der Stadt für die Umsetzung des Bürgerbegehrens vorliegen, das nicht teurer als die ursprünglichen Pläne sein darf.

Die Kosten für den im Ausschuss beschlossenen Umbau werden in der Beschlussvorlage mit 1,9 Millionen Euro angegeben, hinzu kommen etwa 800 000 Euro für den Umbau eines Knotenpunktes. Um ihr Anliegen den Rheinbachern näherzubringen, hatten sich die engagierten Bürger auf die Straße „Vor dem Voigtstor“ begeben, wo sie Gespräche suchten. Mit Kreidestrichen veranschaulichten sie, wie viel Gehweg nach der Umsetzung der Pläne der Verwaltung bleiben wird und wie viel wegfällt. Und das sei auf der Seite stadtauswärts mit rund 1,20 Meter ganz schön viel. Zwei Meter Bürgersteig würden den Fußgängern bleiben, „zu wenig für eine Aufenthaltsqualität“, erklärten Oermann, Mostert und SPD-Ratsherr Dr. Georg Wilmers am Voigtstor einhellig.

Eigentlich wollen wir doch mehr Fußgänger haben.
Hanns-Georg Mostert, Anwohner der Koblenzer Straße

„Eigentlich wollen wir doch mehr Fußgänger haben“, so Mostert. Die Bedürfnisse der schwächsten Verkehrsteilnehmer würden jedoch bei den im Fachausschuss gefassten Plänen nicht berücksichtigt. Obgleich gesetzlich festgehalten sei, dass „bei dem Neu-, Aus- und Umbau von Straßen die Gehwege bei der Straßenraumaufteilung und Straßengestaltung besonders berücksichtigt werden“. So bringe das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz in NRW klar zum Ausdruck, dass beim Neu- und Umbau von Straßen„ von außen nach innen“ geplant werden soll, beginnend mit dem Fuß- und Radverkehr.

Durch breite Fahrbahnen und eine nach Auffassung der Bürger entbehrliche Linksabbiegerspur in die Gymnasiumstraße werde das Augenmerk der aktuellen Planungen jedoch zu sehr auf die Autofahrer gelegt. Die für eine Geschäftsstraße so wichtige Aufenthaltsqualität werde bei diesem autofreundlichen Umbau der Straße nicht im Auge behalten, sagte Wilmers. Der Rechtsanwalt stellte die Frage: „Was machen sie, wenn einer vor dem Schaufenster steht und ein anderer vorbei möchte?“ Und bei der Demonstration stellte Wilmers fest: „Das geht ja schon mal nicht.“

Schwierig gestalte es sich ebenfalls, wenn Rollatoren oder Kinderwagen vorbei wollten. Oermann, Sprecherin der Initiative, fürchtet als direkte Anwohnerin der Straße „Vor dem Voigtstor“ zudem eine Zunahme des Autoverkehrs, der ihr aufgrund der stetigen Lärmbelastung schon jetzt sehr zu schaffen macht. Trotz Doppelverglasung sei der Autolärm in ihrem Wohnzimmer den ganzen Tag über zu hören, zumal sich viele Kraftfahrer nicht an das Limit von 30 Stundenkilometern hielten, sondern mit 50 km/h und mehr durch die Innenstadt fahren würden. „Je bequemer es den Autofahrern gemacht wird, desto mehr werden angezogen“, prognostiziert Schreiner Mostert.

Darüber hinaus befürchten die Anwohner, dass durch den Ausbau der zwei Knotenpunkte Vor dem Voigtstor/Löherstraße/Bungert/ Hauptstraße und Vor dem Voigtstor/ Pallottistraße/Gymnasiumstraße und die dadurch entstehenden zusätzlichen Ampelschaltungen noch mehr Autos mit laufendem Motor bei Rot auf der Straße stehen und die Luft verpesten werden, die jetzt schon nicht gut sei. Zu berücksichtigen sei ebenso der dann auf zwei Meter angewiesene Schüler- und der Fußgängerbetrieb der Menschen aus den Wohngebieten, die beispielsweise zu Fuß und mit Rad und Hänger unterwegs seien.

Mostert regte an, bei städteplanerischen Veränderungen auch das in dem Bereich ansässige Gewerbe danach zu befragen, wie viel Platz benötigt werde. Er sei im vergangenen Jahr im zuständigen Ausschuss „abgebügelt“ worden, als er bemerkte, dass es aus Platzgründen nicht sinnvoll sei, vor seine Betriebsausfahrt eine Bushaltestelle zu setzen. Die Bürger fordern darum, dass beim Umbau zwischen der Einmündung der Straße Bungert und der Einmündung der Gymnasiumstraße mindestens 2,5 Meter breite Gehwege auf beiden Seiten verbleiben, der einzige Baum an der Straße „Vor dem Voigtstor“ erhalten bleibt und dass ein Schutzstreifen für den Radverkehr stadtauswärts in Standardbreite Richtung Osten sowie eine Fahrspur für den Kfz-Verkehr in jede Richtung geplant wird. Die neue Fahrbahn soll dabei nicht breiter werden als die schon bestehende.

Die Pläne

Der Beschluss für die Umbaupläne der Straße „Vor dem Voigtstor“, der Löherstraße und der Gerberstraße wurde mehrheitlich im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen gefasst. Unter anderem ist vorgesehen, den Knotenpunkt Vor dem Voigtstor/Pallottistraße/ Gymnasiumstraße, der durch die geänderten baulichen Nutzungen im Pallottiareal verkehrlich stärker belastet wird, leistungsfähiger zu machen. Zum anderen soll die Hauptstraße durch eine Erweiterung des Knotenpunktes Vor dem Voigtstor/Löherstraße/Bungert/Hauptstraße und einen Zweirichtungsverkehr entlastet werden. Die Hauptstraße könne dann von einer Landstraße zur Stadtstraße abgestuft werden, wofür ein neuer Verkehrsweg erschlossen wird: Das ist der geplante Zweirichtungsverkehr über die Grabenstraße, die Löherstraße, auf die Straße „Vor dem Voigtstor“, die Koblenzer Straße und weiter Richtung Osten.

Um das zu ermöglichen und an der engsten Stelle Platz zu schaffen, hat die Stadt das Gebäude „Vor dem Voigtstor 1“ gekauft, das abgerissen werden soll. Ulrich Sander vom Ingenieurbüro Kleinfeld, präsentierte die Pläne, die in Zusammenhang mit unter anderem dem Bebauungsplan zur „Gerbergasse - Grabenstraße“ stehen, der auch beschlossen wurde. Der eigentliche Straßenumbau beginnt für den Fachmann an der Kreuzung Gerbergasse/Kallenturm und reicht bis zu den neuen Standorten der Bushaltestellen in der Koblenzer Straße (Höhe Haus Nummer 4). Die beiden Bushaltestellen werden im Rahmen der Baumaßnahme barrierefrei gestaltet.

Auch die Gehwege werden im gesamten Streckenverlauf barrierefrei mit Absenkungen und mit taktilen Elementen ausgestattet, beginnend an der Kreuzung Schweigelstraße bis zur Kreuzung Ramershovener Straße. Für Fahrräder sind Abstellanlagen vorgesehen. Übrig bleiben drei Pkw-Stellplätze, zwei in der Koblenzer Straße, einer in der Löherstraße. Vor dem Haus Nummer 3 an der Straße „Vor dem Voigtstor“ ist eine Ladezone vorgesehen. Für die Verkehrslenkung an der Pallottistraße steuert eine Ampelanlage den Verkehr für alle Richtungen, sie ist getaktet mit der im Bereich Bungert/Löherstraße.