Rheinbach – Grandios war die Stimmung bei der Prunksitzung der Karnevalsgemeinschaft Oberdrees in der restlos ausverkauften Ludwig-Fett-Halle. Großer Jubel brandete schon beim Einzug der Repräsentanten der KG „Bekömme Dich net drömm“ und des Damenkomitees „Goldene Herzen“ mitsamt aller Funkengruppen auf. Von der Bühne begrüßte KG-Präsident Ralf Nuß unter den bunt kostümierten Narren auch zahlreiche befreundete Gesellschaften, die samt ihrer Tollitäten in großer Anzahl angerückt waren.

Dann flogen Kamelle und Strüssjer gleich zentnerweise ins Publikum, denn Prinz Walter I. (Schneider) bahnte sich unter dem tosenden Beifall der Jecken seinen Weg. Den Prinzenorden des Bundes Deutscher Karnevalisten (BDK) nahm er aus den Händen der Vorstandsmitglieder Josef Breuer und Frank Schneider entgegen.

Doch die beiden hatten noch weitere Orden im Gepäck: Der „Pälzer Metzgermeister“ Franz Stauder erhielt den silbernen Verdienstorden des BDK, denn neben seinem unüberhörbaren Pfälzer Dialekt und seinem großartigen Humor ist seine Liebe zum rheinischen Karneval Legende. Der BDK-Verdienstorden in Bronze ging an die drei Brüder Besseler von den „Borsalinos“, die seit 40 Jahren die Oberdreeser Karnevalsveranstaltungen unterstützen.

Im Verlauf des Abends zeigten die Tanzgarden der KG, angefangen bei den „Spatzen“ über die „Poppies“ und die „Rasselbande“ bis zu den „Blauen Funken“, ihre Garde- und Showtänze. Umjubelt waren auch die Auftritte der beiden Dreeser Solomariechen Anna Schweinheim und Lena Rader, bevor zu später Stunde der ehemalige Oberdreeser Robin Scharrenbroich als zweiter Überraschungsgast seinen Solotanz darbot. Den ersten Vortrag hielt die letztjährige Kinderprinzessin Lucy I. (Knott). Sie hatte bereits in der vergangenen Session ihre große Redegewandtheit unter Beweis gestellt und verstand es auch an diesem Abend, mit ihrer lockeren Art als „dat Schulmädche“ das Publikum zu unterhalten.

Als „dat Ehepaar“ hielten Birgit und Norbert Höckendorf dem Publikum den Spiegel vor und sorgten für so manchen Lacher, denn als echtes Ehepaar konnten sie all zu bekannte Geschichten aus dem Ehealltag mit jeder Menge Humor in Erinnerung rufen.

Mit dem Anfangsstück der Chinesischen Mauer könnte Oberdrees bald das Monaco des Rhein-Sieg-Kreises werden und sich zu einer wahren Touristenhochburg entwickeln. Mit dieser Idee begeisterte Peter Eich als „Speimanes“ die Oberdreeser Karnevalsfreunde. Auch in diesem Jahr glänzte er in seiner Paraderolle. Künstlich stotternd hielt er seine Pointen so lange zurück, bis das Publikum schier vor Lachen platzte, und nahm Geschehnisse im Dorf und den einen oder anderen Lokalpolitiker augenzwinkernd aufs Korn. Das bekam besonders Ortsvorsteher Kurt – „kämpft für Sie“ – Brozio zu spüren. Der drucke schon jetzt die ersten Fahrkarten für den geplanten Bahnhaltepunkt Oberdrees und gebe jede Menge Seniorentickets für 30-Jährige aus – denn wenn der erste Zug in Oberdrees hält, sind die bereits in Rente. Außerdem sei Brozio zum „Karnevalszugweg-Baum-und-Ast-Sicherheitsabstands-Beauftragten“ ernannt worden: Kürzlich habe er mit einer vier Meter langen Latte den Zugweg abgeschritten um sicherzustellen, dass kein überhängender Ast Prinz Walter vom Wagen reiße. Besonders gelungen auch die Namensgebung für fünf geplante Verkehrskreisel zwischen Odendorf und Rheinbach, von denen vier Brozios Namen tragen könnten, der fünfte aber aus Gründen der Gleichberechtigung einen weiblichen Namen bekommen muss: „Dem Ratsherrn und Ortsvorsteher Kurt Brozio seiner Frau Waltraud ihr Kreisel“. (jst)