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Bombenfund in RheinbachDarum begann die Evakuierung erst nach 20 Uhr

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An Dutzenden Häusern musste das Ordnungsamt - oft mehrfach - klingeln.

An Dutzenden Häusern musste das Ordnungsamt - oft mehrfach - klingeln.

Die Stadt Rheinbach hat jetzt bestätigt, dass sie schon gegen 17 Uhr gesichert Kenntnis davon hatte, dass die Weltkriegsbombe vor Ort entschärft werden muss und dafür eine Evakuierung notwendig wird.

Die Evakuierung rund um den Bombenfund in Rheinbach am Montagabend schlägt weiter hohe Wellen. Anwohnerinnen und Anwohner beklagen, dass sie erst spät über die Maßnahme informiert wurden, obwohl die Stadt bereits seit Stunden davon gewusst habe. Dies habe zu Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften geführt.

Ramona Schneider fühlte sich überrumpelt, als die Polizei am Montagabend um kurz nach 20 Uhr bei ihr in der Kettelerstraße auftauchte und sie aufforderte, das Haus zu verlassen. „Ich sagte, das ginge nicht so schnell, weil ich mich erst um meine drei Katzen kümmern muss. Auch meine 16-jährige Tochter wollte auf keinen Fall ohne die Katzen gehen“, schildert sie.

Der Polizist sei daraufhin sehr unfreundlich geworden und habe ihr gedroht, sie in Handschellen abzuführen. „Von der Sammelunterkunft in der Aula am Dederichsgraben hat er nichts gesagt.“ Schneider kam bei einer Freundin unter, konnte dort aber nicht bis zum Ende der Sperrung gegen 1 Uhr bleiben.

„Gegen 0.30 Uhr habe ich einen Feuerwehrmann an einer Absperrung gefragt, wie lange es noch dauere. Der wurde ebenfalls sehr unfreundlich und hat die Polizei angerufen, weil ich angeblich aggressiv sei.“ Durch Bekannte bei der Stadt und der Feuerwehr hatte Schneider schon früher von der Evakuierung gehört. Sie glaubt: Die Stadt habe bereits am Nachmittag von dem Bombenfund gewusst.

Anwohner klagen über mangelnde Infos

Susanne Schnitzler von der Pressestelle der Stadt Rheinbach bestätigt dies auf Anfrage. „Wir hatten gegen 17 Uhr gesichert Kenntnis davon, dass die Weltkriegsbombe vor Ort entschärft werden muss und dafür eine Evakuierung notwendig wird.“

Diese habe sorgfältig vorbereitet werden müssen. Vorrang hätten jedoch zunächst Pflegeeinrichtungen und die JVA gehabt, mit denen zuerst Kontakt aufgenommen worden sei, damit der Ablauf für die Evakuierung besprochen werden könne.

Ramona Schneider beklagt, dass die Anwohnerinnen und Anwohner während der Entschärfung nicht auf dem Laufenden gehalten wurde. Susanne Schnitzler entgegnet, die Menschen seien über die Notwendigkeit der Evakuierung informiert worden und unmittelbar nach der Entschärfung auch über das Ende der Maßnahmen.

Die Sprecherin bestätigt, dass der Feuerwehrmann die Polizei gerufen habe. „Es gab einige wenige Personen, die uneinsichtig waren und bei denen die Polizei unterstützen musste. Dies ist notwendig, um einen zügigen Ablauf und die Sicherheit der betroffenen Menschen insgesamt zu gewährleisten.“ Respektvolles und unterstützendes Verhalten sei in solchen Situationen wichtig, um auch um die Sicherheit der Einsatzkräfte nicht zu gefährden.

Bei der Bonner Polizei ist der Vorfall nicht aktenkundig. Auch zu womöglich unangemessenem Verhalten der Beamtinnen und Beamten kann Pressesprecher Simon Rott keine Angaben machen: „Die Polizei hat die Stadt Rheinbach bei dem Großeinsatz unterstützt. Die Evakuierungs- und Sperrmaßnahmen verliefen reibungslos, Beschwerden liegen uns bislang nicht vor.“ Die Polizei wolle die Schilderungen Schneiders jedoch vom Beschwerdemanagement prüfen lassen.

Für die Anwohnerin ein schwacher Trost: „Hätten wir das alles früher gewusst, wäre es reibungsloser gelaufen“, sagt sie.