Die neue Ausstellung „Nur Ja heißt Ja“ im Rheinbacher Rathaus ist eine Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten mit dem Frauenzentrum Bad Honnef.
„Nur Ja heißt Ja“Ausstellung in Rheinbach befasst sich mit sexualisierter Gewalt

Gedanken zur Ausstellung im Gästebuch.
Copyright: Gabriele von Törne
„Eigentlich sollte es völlig klar sein, dass ,nur Ja auch Ja‘ heißt“, erklärte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken bei der offiziellen Eröffnung der gleichlautenden Ausstellung, die gerade im Foyer des Rheinbacher Rathauses zu sehen ist. Offensichtlich sei es aber keine Selbstverständlichkeit, sonst wäre die Schau gar nicht nötig, so der Verwaltungschef. Die Ausstellung ist eine Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten Mechthild Schneider mit dem Frauenzentrum Bad Honnef, das auch in Rheinbach berät.
Die vier großen Rollbanner mit vier unterschiedlichen Motiven sowie ein Video zum Thema Einverständnis sind bis nächste Woche Freitag ausgestellt. Die Präsentation ist Teil einer Kampagne im Rhein-Sieg-Kreis, die für einvernehmlichen Sex wirbt. Ihre Kernaussage: Ein sexueller Kontakt ist nur dann einvernehmlich, wenn ein klares Ja vorliegt. Ursprünglich wurde die Aktion vom Verein Frauenleben Köln entwickelt und von den Frauenzentren Troisdorf und Bad Honnef in den Rhein-Sieg-Kreis geholt.
„Wir möchten zum Nachdenken anregen darüber, wo einvernehmlicher Sex endet und wo sexualisierte Gewalt beginnt“, erläuterte Mit-Organisatorin Lisa Schulte aus Bad Honnef. In unterschiedlichen Motiven werde mit überholten Anschauungen aufgeräumt: So dürften weder Kleidung noch eine Beziehung ein bestimmtes Verhalten oder der Besuch von Dating-Portalen als Einladung zu zum Sex verstanden werden. Der Titel der Kampagne sei eine Weiterentwicklung des bekannten Grundsatzes „Nein heißt Nein“, der als Teil eines neuen Sexualstrafrechts 2016 einstimmig vom Bundestag beschlossen worden war.
Zahlen und Fakten
- 311 Frauen haben sich im Jahr 2021 an das Frauenzentrum Bad Honnef gewandt, mit denen die Mitarbeiter 1121 Beratungsgespräche geführt haben. Fast ein Drittel der Frauen waren durch erlebte sexualisierte Übergriffe belastet. Diese bestanden aus Anfassen, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, sexualisierte Gewalt durch Verwandte in der Kindheit bis hin zu Vergewaltigung sowohl durch Partner als auch durch Fremdtäter.
„Nein zu sagen, setzt voraus, dass auch immer die Möglichkeit dazu besteht“, so Schulte. Doch sei bekannt, dass Menschen bei Grenzüberschreitungen manchmal erstarrten und zu Gegenwehr nicht fähig seien. Das Ja von gestern sei auch kein Ja für heute. „Wir wollen Menschen sensibilisieren und den Anschluss an andere europäische Länder nicht verlieren.“
Angetan von der Ausstellung waren unter anderem Vize-Landrätin Ute Krupp und Sefi Hener von der Rheinbacher kfd. Viele Frauen hätten die Aussagen der Banner bestätigt und fühlten sich gestärkt, wusste Lisa Schulte aus zahlreichen Gesprächen: „Das ist genau das, was wir erreichen wollen.“ Sie wies darauf hin, dass bei einer Verletzung der Selbstbestimmung, bei der in der Regel von einem Trauma ausgegangen werde, Therapeuten der Frauenzentren helfen könnten. Diese stellten „Handwerkszeug“ bereit, „damit sich Betroffene wieder regulieren können“.
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Lisa Schulte vom Frauenzentrum Bad Honnef (links) diskutiert mit interessierten Besuchern und Bürgermeister Ludger Banken (3.v.l).
Copyright: Gabriele von Törne
Besucherin Kathrin Fenske aus Bad Münstereifel war bei ihrem Gang durch das Foyer zufällig auf ein Video gestoßen, das sie durch seine leichte Erklärweise und eine Analogie zwischen Tee und Sex zum Schmunzeln brachte – trotz der Ernsthaftigkeit des Themas. Beiderseitiges Einverständnis zum Sex wird dort mit Teetrinken verglichen: „Zwinge niemanden, deinen Tee zu trinken und sei nicht angepisst, wenn jemand deinen Tee nicht trinken will: Mach einfach keinen Tee!“, lautet der wiederkehrende Ratschlag. Schließlich gelte beim Sex wie beim Teetrinken die Regel: „Einverständnis ist alles.“
Der humorvolle Kurzfilm berühre ein Kernthema friedfertigen Miteinanders, fand Fenske: „Es geht im Grunde um all das, bei dem ein Ja oder ein Nein nicht gehört wird, deswegen passt der Clip super.“ Für Frauen zwischen 18 und 40 Jahren wird am 28. Januar von 10 bis 16 Uhr ein Präsent-Workshop mit dem Titel „Let’s talk about Sex“ im Frauenzentrum Troisdorf angeboten. Kosten: 28 Euro. Anmeldung unter Tel.: (0 22 41) 7 22 50 oder beratung@frauenzentrum-troisdorf.de.