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Abschiedsfest Tomburg-RealschuleAm Ende wurde der Schriftzug versteigert

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Eine Erinnerungstafel am ehemaligen Schulgebäude enthüllten (von links) Bürgermeister Stefan Raetz, Schulleiterin Iris Zillinger, Konrektorin Monika Porath, der Schulpflegschaftsvorsitzenden Sven Weerts und die ehemalige Rektorin Hedwig Schmitt-Wojcik.

Rheinbach – „Legends never die“, das Motto des letzten Abschlussjahrgangs der Tomburg-Realschule Rheinbach möge Wirklichkeit werden, das wünschte sich nicht nur die langjährige Schulleiterin Hedwig Schmitt-Wojcik beim Abschiedsfest für die Rheinbacher Bildungseinrichtung, die sie 26 Jahre lang geleitet hatte: „Legenden sterben nie!“ Doch nach 55 Jahren war endgültig Schluss, die Tomburg-Realschule ist mit dem Ende des Schuljahres Vergangenheit. Mehr als 1000 ehemalige Schülerinnen und Schüler nutzen die Gelegenheit zu einem letzten Treffen in der Stadthalle und auf dem ehemaligen Pausenhof. Aus dem ersten Abschluss-Jahrgang von 1969 war der bekannte Optiker Michael Firmenich dabei und auch die langjährige Sekretärin Susanne Felten.

„Die Stärken der Schule erlebten alle Schüler und Eltern“, stellte Schmitt-Wojcik fest. Die große Akzeptanz in der Bevölkerung, die positive Rückmeldung vieler Betriebe aus Rheinbach und Umgebung über gute Mitarbeiter mit solider Grundausbildung aus den Reihen der Realschule sprächen für sich. „Mehr als ein halbes Jahrhundert gehörte diese Schule zum Leben vieler Menschen.“ Mehr als 4500 Schülerinnen und Schüler hätten hier ihren Abschluss gemacht, sechs Sekretärinnen und acht Hausmeister für gute Arbeitsbedingungen gesorgt und über 140 Lehrerinnen und Lehrer teilweise mehrere Jahrzehnte lang unterrichtet.

„Sie haben mit Engagement an der soliden Ausbildung und konsequenten Erziehung junger Menschen zu mündigen, sozialen Bürgern gearbeitet. Schule prägt, bildet, vermittelt Werte, ist ein Stück Heimat und macht Schüler stark für das Leben.“ Das sei all die Jahre das Ziel der Realschule gewesen, stellte Schmitt-Wojcik klar.

Der exzellente Ruf der Abgänger von der Tomburg-Realschule in Handwerk, Handel und weiterführenden Schulen beruhe auf einer ausgewogenen pädagogischen Arbeit, konsequentem und respektvollem Umgang miteinander, vielen Unterrichtsangeboten in Naturwissenschaften, Sprachen, Kunst und Sport bis hin zu Klassenfahrten sowie den Schüleraustausch mit den Schulen in den Partnerstädten Rheinbachs.

Doch der Beschluss zur Schließung der Schule stehe fest, die Entscheidung sei nicht mehr rückgängig zu machen. Wobei sie überzeugt war, dass die Tragweite und die Belastung für Lehrer, Eltern und vor allem den Verantwortlichen der Stadt damals nicht klar gewesen seien. Sie war überzeugt: „Die Tomburg-Realschule wird in der ehemaligen Schulgemeinde und auch in der Bevölkerung in guter Erinnerung bleiben.“

Auch Iris Zillinger, die die Tomburg-Realschule ein Jahr lang nach der Pensionierung von Schmitt-Wojcik geleitet hatte, war „nicht unbedingt zum Feiern zumute“. Sie sei angetreten, die Schule zu einem guten Ende zu bringen, und das sei durchaus gelungen. „Wir blicken mit Stolz und Freude zurück“, gab sie die Emotionen aller Beteiligten wieder. Schulpflegschafts- und Fördervereinsvorsitzender Sven Weerts wies darauf hin, dass auch der Förderverein seine Tätigkeit einstellen werde. Ohnehin habe in den letzten Jahren der Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit für die Schule rapide nachgelassen. Dennoch habe man gemeinsam ein tolles Abschiedsfest auf die Beine gestellt, wofür sogar noch die klassische Telefonkette reaktiviert worden sei, um „verschollene“ ehemalige Schüler und Lehrer zu erreichen.

Bürgermeister Stefan Raetz fand: „Heute ist ein besonderer Tag – wenn auch niemandem zum Feiern zumute ist.“ Doch es sei auch Anlass für viele Ehemalige, sich zu einem Wiedersehen zu treffen und die eigene Schulzeit noch einmal Revue passieren zu lassen. Viele fragten sich, ob es sein müsse, dass die Tomburg-Realschule auf diese Art ihr Ende finde, und er bestätigte: „Es lag nicht an den Leistungen der Schule.“ Es habe nicht mal an der Schulform Realschule gelegen, sondern habe etwas mit der Hauptschule zu tun gehabt, die von den Eltern nicht mehr in der notwendigen Weise angenommen worden sei. Was deren ehemalige Schulleiterin Christine Rösner entrüstet zurückwies.

Jedenfalls, so Raetz, habe es Veränderungen geben müssen, wenn auch jeder jahrelang seine Schulform verteidigt habe. „Aber ich bin gespannt, wann wieder jemand nach der klassischen dreigliedrigen Schulform mit Gymnasium, Realschule und Hauptschule ruft.“ Bei der ebenfalls geschlossenen Förderschule sei das ja schon nach relativ kurzer Zeit der Fall gewesen.

Versteigert wurden schließlich auf dem Fest die Buchstaben des Schriftzugs „Realschule“, die jahrzehntelang über dem Eingang gehangen hatten. Der Erlös kommt der Rheinbacher Jugendfeuerwehr zugute. (jst)