Geduld gefragtSo stressig lief die Abgabe der FFP2-Masken in der Region
Rhein-Sieg-Kreis – Anna Engels (Name geändert) hatte es schon geahnt und war besonders früh dran, um möglichst schnell bedient zu werden. Direkt gegen acht Uhr machte sich die 75-jährige Seniorin aus Odendorf auf zu ihrer Stamm-Apotheke und war damit eine der ersten dort, die sich ihre drei FFP2-Masken sicherte, die seit Dienstag an Risikogruppen und Menschen mit Vorerkrankungen kostenlos ausgegeben werden.
Vor der Apotheke war ein Tisch aufgebaut worden, um Risikopatienten von den anderen Kunden zu trennen und damit vor Ansteckung zu schützen, „Das war schon eine Beruhigung für mich“, sagte Engels. Den Service, kostenlose Masken zu bekommen, fand sie sehr gut: „Das hätte schon viel früher passieren müssen, vielleicht wären dann die Infektionszahlen heute nicht so hoch.“
Sehr große Nachfrage
Wer später kam, der brauchte mehr Geduld: „Die Nachfrage war sehr groß“, berichtete Apothekerin Jutta Aring. Doch nicht nur wegen der Masken hatten die Kollegen alle Hände voll zu tun: „Hinzu kommt die Vorweihnachtszeit und da decken sich die Kunden mehr als sonst im Jahr mit Medikamenten ein“, so Aring. In der Odendorfer Apotheke gingen am ersten Tag gut 600 Masken über den Tisch, „mehrere tausend“ habe man noch auf Lager. Generell sei es nicht mehr das Problem an Schutzmasken zu kommen wie im Frühjahr, ein Mangel herrsche allerdings derzeit bei Schutzhandschuhen.
Am ersten Ausgabetag hieß es auch vor der Bornheimer Donatus-Apotheke erst einmal Schlange stehen auf dem Peter-Fryns-Platz „Zum Glück brachten unsere Kunden Verständnis und Geduld mit“, berichtete Inhaber Dr. Markus Reiz, der auch Vorsitzender des Apotheker-Verbandes Bonn/Rhein-Sieg ist.
Was ihn und viele seiner Kollegen, die er vertritt, ärgerte, war die kurze Vorlaufzeit, um die Masken zu besorgen und alles für eine sichere Übergabe vorzubereiten. Nur dreieinhalb Tage blieben ihm und seinen Angestellten. „Einige meiner Mitarbeiter waren auch am Wochenende im Einsatz, was ich ihnen sehr hoch anrechne“, lobte Reiz.
Schwierigkeiten an Masken zu kommen gab es keine, im Gegenteil: „Wir werden momentan mit Angeboten überschüttet. Wichtig ist es aber, Anbieter zu finden, die vernünftige Produkte liefern mit den entsprechenden Sicherheitssiegeln.“ Man hätte alles auch einfacher haben können, als im Hauruck-Verfahren: „Im Sommer hätten wir Zeit genug gehabt für die zweite Welle zu planen.“
Persönliche Hilfe
Je 10 FFP2-Masken stellt der Rheinbacher Unternehmer Ferdinand Pfahl kostenlos allen Mitbürgern zur Verfügung, die 80 Jahre oder älter sind. Es gehe um die Sicherheit der mit am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppe. Die Packungen können während der Öffnungszeiten in der Weiherstraße 15 abgeholt werden. (Bir)
Derzeit müssen sich die Apotheker auf die Ehrlichkeit ihrer Kunden verlassen, wenn diese ihre Masken abholen. Das Alter lässt sich überprüfen, zu möglichen Vorerkrankungen müssen die Kunden aber lediglich eine Eigenerklärung ausfüllen und unterschreiben. Jutta Aring aus Odendorf hofft, dass niemand „Masken-Hopping“ betreibt. „Wir setzen auf die Fairness der Leute, damit alle Bornheimer, die eine Maske benötigen, diese auch bekommen“, betont auch Markus Reiz. Die meisten der Kunden kennen er und sein Team ohnehin bereits seit vielen Jahren.
Lange Schlangen bildeten sich am ersten Ausgabetag auch vor mehreren Apotheken in Rheinbach. Die Sternapotheke hatte gegen Mittag keine FFP2-Masken mehr zur Verfügung. Enttäuschte und zum Teil unschönen Äußerungen gegenüber den Mitarbeitern waren die Folge. Nach Aussage aller befragten Apotheker hat die kurzfristige Ankündigung der Bundesregierung zur kostenlosen Verteilung an bestimmte Bevölkerungsgruppe zu große Erwartungen geschürt. Die Bürger zögen teilweise von Apotheke zu Apotheke, da es keine Kontrollen gebe. „Wir haben selbstständig bestellt und am Dienstag und Mittwoch allein 2000 Stück ausgegeben. Das Kontingent berechnen wir nach dem Aufkommen an verschreibungspflichtigen Medikamenten aus dem letzten Monat und dem letzten Quartal 2019. Es gibt eine Pauschale, über die wir ein gewisses Kontingent abrechnen können. Weitere Ausgaben sind nicht durch sie abgedeckt“, erläutert eine Pharmazeutisch-Technische Assistentin in einem der Läden.
„Wir bestellen nach unserer Kundenschätzung, die sehr schwankend sein kann. Mehr geht nicht“, hieß es aus einer anderen Apotheke, die aufgrund von Beschwerden von Kunden nicht genannt werden wollte. Die Apotheken hätten sich gewünscht, dass die Krankenkassen ihren Versicherten eine Legitimation zum Bezug ausgehändigt hätten. Dann, so hieß es, wäre die kontrollierte Ausgabe wesentlich einfacher gewesen.