Personenschifffahrt SiebengebirgeAuswirkungen von Corona sind ein „immenser Schaden“

Mit der MS Petersberg der Familie Pilger-Hoitz verkehrt die Personenschifffahr Siebengebirge zwischen Bonn und Linz.
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Die Corona-Pandemie hat auch der Personenschifffahrt Siebengebirge den Saisonstart, der an Karfreitag hätte sein sollen, verhagelt. Fragen von Rundschau-Mitarbeiterin Madeleine Majunke zur aktuellen Lage beantwortete die Familie Pilger-Hoitz, die die MS Petersberg betreibt, die zwischen Bonn und Linz verkehrt. Schiffsführer ist Winfried Hoitz, seine Frau Monika Pilger ist für das gastronomische Angebot an Bord zuständig. Tochter Angie Pilger arbeitet im Familienunternehmen, das seit 1920 – in diesem April also nunmehr seit 100 Jahren – besteht, als Schiffsführerin mit.
Wann wird der Saisonstart nun erwartet?
Da wir in zwei Bundesländern – in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz – fahren und jedes Bundesland seine eigenen Pläne erstellt, ist ein Saisonstart so richtig noch nicht vorhersehbar. Wir haben Mund- und Nasenschutz für unsere Mitarbeiter angeschafft und machen uns Gedanken zur wirtschaftlichen Umsetzung des Platzangebotes.
Wie viele Passagiere können denn normalerweise eine Schifffahrt mitmachen und wie sehen die künftigen Zahlen aus?
Bei Linien- und Sonderfahrten können bis zu 300 Personen befördert werden. Das ginge bei Anwendung der derzeitigen Vorgaben auf maximal 30 Personen zurück.
Wie hoch sind die finanziellen Ausfälle durch Absagen der bisherigen Veranstaltungen für Sie?
Das können wir pauschal noch gar nicht ermitteln, es handelt sich aber um einen immensen Schaden, der ein großes Loch in der Kasse verursacht, denn bei uns spielt das Wetter eine große Rolle und das war zu Ostern sehr gut. Außerdem macht bei uns die Gastronomie einen großen Teil des Umsatzes aus und aufgrund der Absage von Großveranstaltungen bis zum 31. August fallen schon einmal die Einnahmen von fünf Feuerwerksfahrten ganz weg. Charterfahrten für private oder Firmenfeiern, die im Moment nicht stattfinden dürfen, werden aber auch schon für den August storniert, weil die Kunden nicht wissen, ob sie dann wieder möglich sein werden.
Wie viele Mitarbeiter sind betroffen und welche Lösungen gibt es für sie?
Betroffen sind fünf Festangestellte und mehrere treue, langjährige Aushilfen. Einen weiteren Mitarbeiter konnten wir aufgrund der Situation gar nicht einstellen. Leider gibt es keine adäquate Lösung für die Mitarbeiter – außer Kurzarbeit.
Wurde Soforthilfe beantragt und wie hilft die weiter?
Da wir unsicher waren, ob uns Soforthilfe zusteht, haben wir nichts beantragt, um nicht bei unrechtmäßiger Auszahlung den Betrag mit Strafzinsen zurückzahlen zu müssen.
Wie sind die Aussichten für die Sommersaison?
Leider haben wir keine Glaskugel, die wir verlässlich befragen können – sind die Leute so verunsichert, dass sie keine Schiffsfahrt machen oder stürmen sie auf die Schiffe und wir können den Ansturm aufgrund von Auflagen nicht bewältigen? Es ist sehr unerfreulich, dass unsere Regierung kein wirkliches Konzept hat und für uns die Regelungen zur Wiedereröffnung von Geschäften kaum nachvollziehbar sind. Dazu macht die Unvernunft mancher Mitmenschen, die sich nicht an die aktuellen Regeln halten, einen innerlich aggressiv. Wir wünschen uns, dass die Krise zum Nachdenken animiert, die Menschen sich gegenseitig achten und die Arbeit aller Menschen wertgeschätzt wird und nicht nur dann, wenn sie benötigt wird.