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ÖPNV soll verbessert werdenBonner Stadtwerke wollen Fahrer aus dem Ausland anwerben

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Bonn ÖPNV

Eine Straßenbahn steht im Depot der Bonner Stadtwerke.

Bonn – „Der Faktor Mensch ist die schwerste Hürde“, betont Anja Wenmakers. Nach wie vor sei es bundesweit schwierig, Fahrer für Busse und Bahnen zu bekommen. Immerhin habe man aber seit 2018 bereits 180 neue Fahrer einstellen können, allerdings auch 80 vor allem altersbedingt verloren.

Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Bonn (SWB) Bus und Bahn präsentierte am Dienstagmittag im Betriebshof Friesdorf mit dem städtischen Dezernenten für Planung, Umwelt und Verkehr, Helmut Wiesner, neue Lösungen für einen zukunftsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Bonn. Die reichten von Investitionen in die Infrastruktur und den Fuhrpark über zusätzliche Fahrer bis hin zu mehr Verkehrsüberwachung, damit Busse nicht mehr so oft durch Falschparker behindert werden.

Stadtwerke wehren sich gegen lauter werdende Kritik

Angesichts zahlreicher Verspätungen und Zugausfällen war die Kritik an den Stadtwerken in jüngster Zeit lauter geworden. Wiesner und Wenmakers gingen deshalb in die Offensive und verwiesen darauf, welche Anstrengungen gemacht wurden und wie man den ÖPNV noch attraktiver machen will. „Es gibt Probleme im laufenden Betrieb“, räumte Wiesner ein.

Andere Probleme wie Dieselfahrverbote würden von Außen herangetragen. Angesicht drohender Fahrverbote seien in Windeseile Dieselbusse der Stadtwerke nachgerüstet worden, was zu neuen Belastungsprognosen für den Belderberg geführt habe. „Wir wollen Fahrverbote auf jeden Fall vermeiden“, unterstrich der Dezernent. Gleichzeitig wolle man den ÖPNV ausbauen. Der Anteil des ÖPNV am Verkehrsaufkommen sei in Bonn von 14 Prozent (2014) auf 17 Prozent (2017) gestiegen.

Bislang wurden 6500 Klimatickets verkauft

„Von dem Klima-Ticket, das leider nur in der Stadt und nicht im Rhein-Sieg-Kreis angeboten werden konnte, sind 6500 Exemplare verkauft worden. Das ist kein Misserfolg“, hob der Dezernent hervor. Man müsse berücksichtigen, dass die Stadtwerke in dem Segment bislang nur rund 20.000 Kunden hatten. Für das Jobticket interessieren sich trotz der deutlich geringeren Einstiegsquote – Unternehmen müssen nur für 30 Prozent ihrer Mitarbeiter Karten kaufen – nur fünf Betriebe. Man müsse wohl andere Mittel und Wege finden, mit Unternehmern ins Gespräch zu kommen.

Angebot

Rund 92 Millionen Fahrgäste nutzen nach Angaben der Stadtwerke Bonn (SWB) jährlich das Angebot des Verkehrsunternehmens. Die 214 Linienbusse und die 99 Bahnen fahren laut SWB täglich etwa 48 500 Kilometer. Die Taktverdichtungen, neue Linienführungen und Erweiterungen in den vergangenen Jahren hätten das Leistungsangebot um 6,5 Prozent gesteigert. (wki)

Auf jeden Fall wolle die Stadt das Liniennetz noch mehr als bisher von Störungen frei halten. Die Stadtwerke haben für 18 Linien eine Analyse mit neuralgischen Punkten vorgelegt. „Wir brauchen mehr Ingenieure, um Vorrangschaltungen für Busse und Bahnen zu optimieren, und vier zusätzliche Verkehrsüberwacher, die gegen Falschparker vorgehen“, so Wiesner.

Außerdem schlage man der Politik die Einführung einer Umweltspur auf dem Hermann-Wandersleb-Ring und einen Straßenumbau in Beuel vor, um den Engpass für Bahnen am Friedhof zu beseitigen. Den Kauf von 22 Stadtbahnen habe der Stadtrat gerade beschlossen.

Stadtwerke haben sieben Elektrobusse bestellt

Laut Wenmakers haben die Stadtwerke zudem sieben Elektrobusse bestellt. Ergänzt werde die Flotte durch elf modernste Dieselsolo- und -gelenkbusse. Die Umrüstung von 72 älteren Dieselbussen solle bis 2020 und die Überarbeitung von 24 Straßenbahnen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Auftrag für 26 neue Niederflurfahrzeuge werde in Kürze vergeben.

Mit Schnuppertagen und anderen Aktionen sollen weiter neue Fahrer, auch aus dem Ausland, angeworben werden. 20 kämen im Dezember hinzu. Um ihnen auch eine Unterkunft anbieten zu können, wird nach Angaben von Wenmakers auch über den Bau von Werkswohnungen nachgedacht und Grundstücke gesucht.