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Flotte Dialoge und skurrile SzenenLaienspielgruppe Merten begeistert mit „Für die Familie kann man nichts“

Lesezeit 4 Minuten
Friedhelms Schwester Hermine (Christina Kind) ist seit ihrem Indienurlaub dem Buddhismus zugetan und schwört auf Séancen.

Friedhelms Schwester Hermine (Christina Kind) ist seit ihrem Indienurlaub dem Buddhismus zugetan und schwört auf Séancen.

Nach einer fünfjährigen Pause präsentiert die Mertener Laienspielgruppe ihre Komödie „Für die Familie kann man nichts“, mit Lokalkolorit und jeder Menge Humor.

Ganz schön schräg, was die Mertener Laienspielgruppe da auf die Beine gestellt hat. Was natürlich auch kein Wunder ist, wurde doch das neue Stück „Für die Familie kann man nichts“ als „rabenschwarze Komödie“ beworben. Dem Publikum, das das Amateurensemble am Samstagabend mit stehenden Ovationen zur Premiere feierte, wurde nicht zu viel versprochen. Flotte Dialoge, oft auf Vorgebirgsplatt, jede Menge skurrile Szenen und Situationskomik verpackt mit Lokalkolorit und einer gehörigen Portion schwarzen Humors, das machte so richtig Spaß.

Fünf Jahre mussten die Mertener Theaterfreunde auf eine neue Inszenierung der Laienspielgruppe warten. Erst schlug die Corona-Pandemie zu, dann brannte das Schützenheim ab und damit auch die Bühne der Theatergruppe, zudem gab es einige Todesfälle aus den Reihen des Vereins zu betrauern. Doch am Wochenende war alles vergessen und es war endlich wieder soweit. Die Fans dankten es den Spielerinnen und Spielern mit zwei ausverkauften Veranstaltungen, der Premiere am Samstag und der zweiten Aufführung am Sonntag.

Friedhelm Beierle (Stefan Kind) gilt als das „weiße Schaf“ der Familie und schwebt auf Wolke 7, hat er doch mit Doris (Saskia Lotz) endlich seine Traumfrau gefunden. Doch die möchte auch Friedhelms Familie kennenlernen, was Friedhelm gar nicht behagt, denn die schrecklich netten Familienmitglieder lassen sich treffend mit dem Wort „ungewöhnlich“ beschreiben, die für ordentlich Chaos sorgen. Friedhelms Bruder Willi (Daniel Forschbach) ist ein begnadeter Computerhacker, der sogar schon die Bundesregierung in Schwierigkeiten brachte. Bruder Hubbi (Werner Schröder) versteht sich als verkannter Erfinder und hat einen Sprachfehler, der sich oft fatal auswirkt.

Dann ist da noch Schwester Hermine (Christina Kind), die seit ihrem Indienurlaub dem Buddhismus zugetan ist, auf Séancen schwört und seitdem auch das Waschwasser wie der Teufel das Weihwasser scheut und wie eine Mülltonne riecht. Die Situation eskaliert vollends als Willi einen Job als Leichenwagenfahrer annimmt und sein Fahrzeug durch eine Panne lahmgelegt wird. Da sich die Werkstatt weigert, das Auto mit „Inhalt“ zu reparieren, wird die Leiche (Heinz Schmidt) kurzerhand in der gemeinsamen Wohnung zwischengelagert. Da dies sein Bruder Friedhelm aber auf gar keinen Fall erfahren darf, wird die Leiche einfach zum „Leben“ erweckt.

Friedhelms Bruder Willi (Daniel Forschbach) erweckt eine Leiche (Heinz Schmidt) zum „Leben“.

Friedhelms Bruder Willi (Daniel Forschbach) erweckt eine Leiche (Heinz Schmidt) zum „Leben“.

Heiter wird es auch, wenn Nachbarin Gertrud Wollensiek (Uschi Pingel), Friedhelms Freund Gerd Hollerbichel (Sebastian Sauer) und die liebestolle Steuerberaterin Gertrud Wollensiek (Melanie Breuer) sowie Hermines Freundin Traudel Siebert (Sandra Brenner), die ein Auge auf Hubbi geworfen hat, mitmischen.

Die Spielleiter Volker und Hildegard Funk brachten eine vergnügliche und kurzweilige Komödie auf die Bühne und das Publikum war sichtlich begeistert von der gut zweieinhalbstündigen Aufführung (inklusive Pause). Im Juni starteten die Proben einmal wöchentlich, im September ging es in die heiße Phase mit zwei Probenabenden pro Woche. Erstmals traten alle Akteure mit Headsets auf, das kam beim Publikum ebenfalls gut an, da so die Dialoge noch besser zu verstehen waren als sonst, auch dank Techniker Frank Pfeiffer.

Mit Heinz Schmidt und Daniel Forschbach konnte die Laienspielgruppe auch zwei neue Namen auf der Bühne begrüßen. Die hatten zu Jahresbeginn an einem offenen Casting mitgemacht und Feuer gefangen. „Wir brauchen aber weiterhin Nachwuchs, vor allem junge Schauspieler zwischen 20 und 30 Jahren wären schön, um beispielsweise ein junges Pärchen zu spielen“, meinte Schriftführerin Christina Kind: „Wer mitmachen möchte, kann uns jederzeit ansprechen.“

Froh waren auch alle, dass sie wieder in der Halle der St. Rochus- und St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Theater spielen durften. Die 2021 durch einen Brandschaden zerstörte Heimstatt der Grünröcke ist mittlerweile größtenteils wieder saniert und kann genutzt werden. Weiterer Dank galt auch allen, die hinter den Kulissen dabei waren wie den Bühnenbaumeistern Peter Häckes, Stefan Kind und Volker Funk, Beleuchter Michael Brach und der „Engel hinter der Bühne“ Michaela Forschbach sowie Souffleuse Manuela Hübner.


Weiter gespielt wird am kommenden Wochenende

Die Vorführung am Sonntag ist bereits ausverkauft. Für Freitag und Samstag, Beginn jeweils 19.30 Uhr, gibt es noch wenige Karten in folgenden Vorverkaufsstellen: Gastwirtschaft „Treffpunkt in Merten“, Martinstraße 35, Schreibwaren Nipps, Am roten Boskoop, Drogerie Engels, Beethovenstraße 33 (alle Merten) sowie bei Saskia Lotz, Münstergarten 31a in Sechtem zum Preis von jeweils 12 Euro.