Am Rand von Meckenheim baut Air Products für die Regionalverkehr Köln eine Grüne Tankstelle. Dort sollen zunächst Linienbusse der RVK betankt werden, später aber kann jeder dort Wasserstoff und Strom laden.
Zunächst nur für Linienbusse der RVKWasserstofftankstelle für Meckenheim im Bau
Im Meckenheimer „Unternehmerpark Kottenforst“ hat der Bau einer Wasserstofftankstelle begonnen. Landrat Sebastian Schuster und Bürgermeister Holger Jung schaufelten zum Auftakt der Bauarbeiten fotogen in einem Haufen Sand. Sie unterstützen das Vorhaben „Grüne Tankstelle“, das die Firma Air Products dort im ersten Halbjahr kommenden Jahres als Grundstückspächter verwirklicht haben will. Ein Jahr etwa wird die Tankstelle am Stadtrand, an der neben Wasserstoff auch Strom zu haben sein soll, zunächst ausschließlich der Regionalverkehr Köln als Grundstückseigentümerin und ihren Bussen zur Verfügung stehen. Anschließend jedermann.
RVK-Geschäftsfüher Marcel Frank verwies auf die 32 Wasserstoffbusse, die bereits vom Standort Meckenheim aus durch die Region rollen. Mit Bundesförderung soll der Fuhrpark des Unternehmens in absehbarer Zeit auf 160 solcher Fahrzeuge anwachsen: „67 davon werden wir im Rhein-Sieg-Kreis einsetzen, 55 am Standort Meckenheim“, kündigte Frank an und würdigte, wie im Meckenheimer Unternehmerpark Nachhaltigkeit und emissionsfreier Verkehr gebündelt würden. Sein Problem beim Ausbau der Wasserstoffflotte: Die Wasserstoff-Tankstelle auf dem bekannten Betriebsgelände am anderen Ende der Stadt genügt gerade für 20 Tankvorgänge am Tag. Die neue Tankstelle ist laut Projektleiterin Kathryn Wunderle von Air Products schon in der ersten Bauphase auf mindestens 30 Tankvorgänge beziehungsweise 750 Kilogramm pro Tag ausgelegt, in der zweiten Phase für drei Tonnen täglich. Durch Kühlung soll ein Tankvorgang nicht mehr als zehn Minuten dauern.
RVK plant Vergrößerung der Wasserstoffbusflotte
Jörg Hömberg, der Geschäftsführer der Air Products, stellte sich als größter Lieferant von Wasserstoff in Deutschland vor und erinnerte an die Tankstelle, die sein Unternehmen bereits 2010 für die RVK in Hürth gebaut habe, bevor er die beiden Ausbauphasen erläuterte: Im ersten Schritt soll eine Tankanlage mit 350 bar betriebsbereit werden. Die zweite Phase liefere dann Wasserstoff mit einem Druck von 700 bar, was dann auch für Schwerlastverkehr und private Autos interessant ist.
Einen Termin hat nur Phase I. Sie soll im zweiten Quartal nächsten Jahres an den Start gehen. Wunderle bekräftigte aber, Phase zwei werde spätestens ein Jahr danach so weit sein. Baulich werde dafür nichts mehr zu verändern sein, sondern lediglich hinter der Schutzwand, wo die Trailer mit den Wasserstoffbehältern stehen sollen, ein Angebot mit höherem Leitungsdruck geschaffen. Der Aufbau der Tankstelle ähnelt somit ansatzweise der Wasserstofftankstelle der RVK in Meckenheim. Auch dort wird der Treibstoff auf Trailern (Lastwagenaufliegern) entnommen, die hinter einer Schutzwand stehen. Doch anders als bei der RVK wird die Anlage von Air Products ohne Verdichter-Anlage auskommen. Das heißt, der Wasserstoff wird schon ausreichend komprimiert angeliefert.
Bürgermeister Holger Jung (CDU) begrüßte den Baubeginn: „Das ist genau unsere Zielrichtung“, sagte der Verwaltungschef: „Klimaschutz ist ein ganz wichtiges Thema. Wir haben das Grundstück mit sehr gutem Gewissen an die RVK verkauft. Dies ist ein sehr schöner Tag für die Entwicklung von Meckenheim.“ 4100 Quadratmeter ist das Gelände groß. Rund 1200 davon sollen bebaut werden, so dass Busse oder später auch Lastzüge und Personenwagen in zwei Spuren nebeneinander tanken können werden.
Jung richtete Grüße vom Wahlkreisabgeordneten Jonathan Grunwald (CDU) aus: „Er will noch kommen, steht aber im Stau - und das ist auch ein Mobilitätsthema im Umfeld von Bonn.“
Landrat Sebastian Schuster (CDU), der Jung den Vortritt gelassen hatte, bekräftigte: „Dem Rhein-Sieg-Kreis geht es um Klimawandel und Nachhaltigkeit. Vorige Woche saßen wir mit den stromabhängigsten Unternehmern der Region beider Kölner Oberbürgermeisterin, und das Klagelied aller Unternehmer klang gleich. Sie, nicht die Politik, haben die Sorge, dass die Unternehmen abgehängt werden.“
Dann setzte Schuster eine Spitze gegen Jung und sagte, „dass der arme Bürgermeister hier schon heftig Kritik einstecken musste, dass es endlich los geht“. Der Landrat spielte damit auf die schleppende Vermarktung der Grundstücke an. Etliche Grundstücke in der Nachbarschaft sind unbebaut. Dann schaufelte der Landrat so kräftig im Sandhaufen für den Fototermin, dass sich Stil und Schaufelblatt trennten. Flugs gab er den Text zum Bild vor: „Den Landrat hat die rote Schippe gestört!“
Blieb noch die Frage, ob die Stadt Meckenheim schon ein Wasserstofffahrzeug in ihrem Fuhrpark hat: „Ich gehe davon aus, dass wir uns damit befassen“, sagte Jung: „Ich habe einen elektrischen Dienstwagen; insgesamt haben wir sechs Elektrofahrzeuge im städtischen Fuhrpark.“ Die Verbrenner würden nach und nach ausrangiert. Was den Bauhof anbetreffe, sei es aber noch zu teuer, einen Pritschenwagen mit solch einem Antrieb anzuschaffen. „Elektrische Kleingeräte haben wir, aber noch keine Wasserstoffmotorsäge“, scherzte Jung.
Zur Vorgeschichte: RVK und Air Products haben im Oktober den Pachtvertrag für die „Grüne Tankstelle“ geschlossen. Der Baugrund ist archäologisch untersucht und Erdreich unter Aufsicht abgetragen worden, wie es in einer gemeinsamen Erklärung von Kreis, Stadt, Pächter und Eigentümer heißt. Wegen des Themas Nachhaltigkeit solle „ausschließlich zertifizierter erneuerbarer Wasserstoff vertankt werden“.
Von der Funktion als Stromtankstelle war beim Spatenstich kaum die Rede. Mindestens zwei Doppelladesäulen mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt in der Spitze sind vorgesehen.