Das 155-jährige Bestehen gab den Stadtsoldaten-Corps Meckenheim Anlass zu feiern und auf die Historie der Karnevalisten zurückzublicken.
Stadtsoldaten-Corps MeckenheimHerausragend seit 155 Jahren
Wir schreiben das Jahr 1868: In einem mit seinen rund 1600 Einwohnern und 250 Häusern überschaubaren Dörfchen südlich von Bonn beginnt die Geschichte des örtlichen Karnevals mit der Gründung der „Großen Meckenheimer Karnevalsgesellschaft“. Ziel sei es gewesen, gemeinsam das Karnevalsleben nach Vorbildern in der Region Köln/ Bonn in der Apfelstadt zu organisieren, erläuterte Stadtsoldatenkommandant Peter Klee im Rahmen der Feier zum 155-jährigen Bestehen des Traditionscorps. Aus dem „uniformierten kleinen Häufchen“, wie Klee liebevoll die kleine Urzelle bezeichnet, ist eine herausragende Kraft im öffentlichen Leben geworden, die sich in der Stadt auch jenseits der fünften Jahreszeit engagiert. Die Kontakte der aktuell 452 Mitglieder reichen weit über das Rheinland hinaus bis nach Österreich und dort zum Musikverein Neumarkt in der Steiermark, von dem ebenfalls Abgesandte im Publikum saßen.
In diesem bereits über ein halbes Jahrhundert währenden „Bündnis fürs Leben“ gründeten sich sogar Familien, so Klee. Die längste Verbindung hegen Christel und Siegmund Hofferer, deren Enkel „schon aktiv in den Farben Blau-Rot-Weiß unterwegs sind“. Sie seien „ein gutes Beispiel dafür, dass Familien ihre Kinder in den Reihen der Stadtsoldaten integrieren“. Bei so viel Freunden war es nicht verwunderlich, dass die Jungholzhalle mit einer stattlichen Anzahl von Gästen gut gefüllt war und bis spät in die Nacht hinein Trubel herrschte. Es gratulierten unter anderem die Prinzengarde, der Meckenheimer Prinzenclub, die 1. Karnevalsgemeinschaft Merl, die Prinzengarde „Brander Stiere 1928“ aus Aachen, die Bonner und die Rheinbacher Stadtsoldaten mit Kommandant Willi Hohn, die Ehrengarde Bonn und viele andere.
Höhepunkt des abwechslungsreichen Programms aus Musik und Vorträgen war die gemeinsame Aufführung zur Geschichte des Stadtsoldaten-Corps durch alle Abteilungen des Vereins. Festredner war Bürgermeister Holger Jung, der mit der Delegation aus der Partnerstadt Bernau bei Berlin gekommen war. Jung schaute „mit großem Respekt“ auf die Eckdaten der Vereinshistorie: die Gründung vor 155 Jahren, das seit 1960 zum ersten Mal arrangierte Erbsensuppe-Essen, das in keiner Session fehlen darf, die enge Freundschaft mit dem Musikverein Steiermark und den in die Zeit der Wende fallende Austausch mit der 1. Großen Reudener Karnevalsgesellschaft in Sachsen-Anhalt, „mit Besuchen und Gegenbesuchen“.
„Sichtbares Zeichen der Brauchtumspflege“
Offen seien die Stadtsoldaten auch für Traditionen anderer Landesteile, wie das 1995 zum ersten Mal ausgerichtete Oktoberfest zeige, das seit 2015 in Kooperation mit dem Meckenheimer Verbund auf dem Kirchplatz stattfindet. Dem Engagement des Vereins sei es zu verdanken, dass es in jedem Jahr einen Dorfmaibaum an der Swist gebe: „Ein weithin sichtbares Zeichen der Brauchtumspflege.“ Dass die Stadtsoldaten gekommen seien, um zu bleiben, hätten sie auch in schwierigen Zeiten bewiesen. Ein Beispiel sei der Einsatz beim Wiederaufbau des Zeughauses, das durch die Flut im Sommer 2021 durch eindringendes Wasser des Swistbachs schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war.
„Diesen Tag würden wir gerne aus der Geschichte streichen und ungeschehen machen“, ergänzte Peter Klee. Der Kommandant hatte damals angesichts der herannahenden Wassermassen in größter Not mit seinem Smartphone eine eilige Nachricht an die Mitglieder geschickt, mit dem Wortlaut: „Hilfe, wir saufen ab – wir versuchen zu retten, was geht.“ Keine 20 Minuten später waren 25 Frauen und Männer vor Ort erschienen und hatten alles aus Musik-, Uniform- und Probenraum nach oben getragen. Gerettet werden konnten auf diese Weise unwiederbringbare Schätze“, sagte Klee, wie beispielsweise Instrumente, Uniformen, Noten, das Archiv und der große zweiarmige und 17 Kilogramm schwere Schellenbaum, der in der Kommandantur aufbewahrt wurde.
Kurz nachdem die Helfer aus Sicherheitsgründen den Keller verlassen hatten „gab eine Tür den Wassermassen nach und die Räume liefen bis knapp unter die Decke voll“, berichtete Klee, der auch an die prägenden Jahre unter der Ägide von Karl Siegberg zwischen 1963 und 1994 sowie an Spieß Friedhelm Hammerschlag erinnerte. 2012 hatte Klee das Amt des Kommandanten von Hans-Erich Jonen übernommen, 2015 gab Spieß Peter Siegberg nach 21 Jahren sein Amt an Stefan Hammerschlag ab. Größter Coup sei 2011 der Bau des Zeughauses gewesen.
Zahlreiche Orden verliehen
Den Orden des Regionalverbands Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval für ihre Verdienste um den Karneval und das Stadtsoldaten-Corps erhielten in Bronze: Ulrich Dahlhausen, Andrea Brinkmann, Tobias Grüne, Hans-Peter Heinrichs, Lisa Pearson, Udo Roosen, Maren Wiederholt. Verdienstorden des RSE in Silber gingen an: Angelika Metternich, Melanie Müller, Annette Rähse, Andrea Stangl. Über Verdienstorden des RSE in Gold freuten sich: Wolfgang Bögli und Ralf Nolden. Die RSE-Orden wurden vom Vorsitzenden des Bezirk 8 im RSE, Helmut Keßel, verliehen. Die Verdienstorden des BDK in Silber übergab RSE-Vizepräsident Horst Meurer an Regina Gutzeit und Helmut Keßel. Rudi Dähn wurde von Kommandant Peter Klee und Spieß Stefan Hammerschlag zum Ehrenmitglied ernannt, die Corpsverdienstorden gingen an Wolfgang Fischer und Jürgen Seidel.
Nächster Termin: Aufstellen des Maibaums, Sonntag, 30. April, 19 Uhr, Prof. Scheben-Straße.