Spargelstechen als HobbyMeckenheimer Bäuerin vermietet Parzellen an privat
Meckenheim – „Wenn Sie die Folie hochheben, wissen Sie nie genau, was Sie darunter vorfinden – und wenn dann plötzlich ein kleines weißes Köpfchen zu sehen ist, freuen Sie sich wie ein Schneekönig.“ Für die Meckenheimer Landwirtin Dorothee Krings ist Spargelstechen „total spannend“. Und wenn das Edelgemüse auf den Feldern reift, greift auch die Chefin selbst regelmäßig zum Spargelmesser. Vier Rumänen unterstützen sie in diesem Jahr bei der Ernte, zusätzlich hat Krings zum zweiten Mal in Folge einige Reihen an Privatleute vermietet.
Feinschmecker und Förderer
Dies sei nötig geworden, da ihr wegen der Pandemie die Nachfrage ihrer Gastronomiekunden weggebrochen sei, sagt sie. Außerdem hätten im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Maßnahmen Saisonarbeiter gefehlt – die Spargelernte war bedroht. Um Umsatzverluste abzufedern, startete die Landwirtin erfolgreich die Aktion „Spargel zum Selberstechen“. Ihre Kunden zahlen einen Festpreis von 1,50 Euro pro Meter, müssen allerdings selbst stechen. Interessenten kommen aus der Region, aber auch aus Bonn, der Eifel und von der Ahr. Unter ihnen sind Feinschmecker sowie bewusste Unterstützer und Förderer lokaler Betriebe.
Uli Paffenholz aus Ersdorf ist beides: „Neben dem Eigennutz möchten wir die Menschen unterstützen, die uns ernähren – vor allem in diesen schwierigen Zeiten“, sagte der Spargelfreund bei einer Einweisung auf dem Feld. Die weißen Stangen isst er gerne mit Butter und Kartoffeln: „Da muss kein Fleisch dabei sein.“
Ein kleines Schnitzel schade einem Spargelgericht allerdings auch nicht, fügte Bernd Trojandt mit Augenzwinkern hinzu. Mit ihren Partnerinnen Martina Blass und Elisabeth Henseler haben sich die zwei Nachbarn in diesem Jahr zum ersten Mal eine halbe Spargelreihe gemietet, das sind stolze 100 Meter. Sie rechnen ist mit einem Ertrag von etwa 150 Kilo des „königlichen Gemüses“ innerhalb von sechs Wochen. Die Ernte auf ihrem Stück beginnt in etwa zwei Wochen und endet am 24. Juni.
Kleiner Workshop zur richtigen Ernte
Am Mittwochabend lernten die Spargelliebhaber von Expertin Krings, wie das beliebte Frühlingsgemüse fachgerecht geerntet wird. Dabei zeigte sich, dass kleine Personen bei der Ernte an den Spargeldämmen offensichtlich im Vorteil sind, da sie besser an die aufgeschütteten Dämme rankommen: „Breitbeinig stehen, Knie etwas einknicken und nicht bücken, sondern rückenschonend runtergehen“, riet Krings. Mit der einen Hand wird der Spargelkopf auf dem Erdwall ein wenig freigelegt, während mit der anderen das Messer senkrecht nach unten geschoben und die Stange dort mit der Klinge präzise abgetrennt wird. „Nie den Spargel oben anfassen, da der Kopf empfindlich ist und abbricht“, mahnt die Meckenheimer Landwirtin.
Die Reifung können die stolzen Mieter der Spargelreihen bis zu einem gewissen Grad selber beeinflussen, je nachdem, ob sie die Thermofolie mit der schwarzen oder weißen Seite nach oben legen. Die dunkle Seite fängt die Sonnenstrahlen gut ein und leitet die Wärme effektiv weiter, was das Wachstum fördert. Um einer plötzlichen Spargelflut vorzubeugen, sollte jedoch nie eine ganze Reihe mit der schwarzen Seite nach oben abgedeckt werden, warnte Dorothee Krings: „Auf Sie kommen bis zu 150 Kilo Spargel zu, den können Sie nicht in einer Woche ernten.“
Die Spargel zeigen das Saisonende an
Jede Pflanze bilde bis zu 17 Knospen, die sich einzeln oder zusammen entwickeln, erläuterte die Bäuerin weiter. Steigen die Tagestemperaturen auf 18 Grad Celsius, fangen die Stangen an zu treiben. Das Ende der Saison werde eingeläutet, wenn die Stangen dünner werden: „Dann muss man aufhören zu ernten, damit der Spargel weiterwachsen und blühen kann.“
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Die Wormersdorferin Britta Müller-Diesing hatte die Neugierde aufs Feld getrieben: „Ich will wissen, wie die Ernte funktioniert.“ Mitstreiterin Claudia Löwer-Lenau und Tochter Caroline sind aus Spaß an der Freude mit dabei, wie sie sagten.
Andere Kunden haben sich gleich eine ganze Reihe gemietet, um ihrem Nachwuchs Anschauungsunterricht zu geben und in Zeiten von geschlossenen Spielplätzen aus dem Haus zu kommen: „Hier auf dem Feld sind sie mit den Kindern an der frischen Luft und können ihnen noch etwas Interessantes zeigen“, beschrieb Krings anschaulich die vielfältigen Motive.
Dorothee Krings ist Landwirtin in dritter Generation. Sie führt den Hof ihrer Mutter weiter, der in Meckenheim früher unter dem Namen Brück bekannt war. Heute baut sie auf insgesamt vier Feldern Spargel an, aber nicht auf allen wird vermietet. Einige Reihen sind jedoch noch frei.
Interessenten könne sich im Hof an der Bonner Straße 9 melden, an dem auch Spargel verkauft wird. Öffnungszeiten sind montags bis sonntags zwischen 10 und 18.30 Uhr. Der Kilopreis des Spargels liegt aktuell zwischen neun und 14 Euro. Das Schälen kostet einen Euro extra.