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„Machen uns Sorgen um die Kinder“Wie sicher sind die Schulwege, die die Schulkinder täglich bestreiten?

Lesezeit 5 Minuten
Situation der Schulwegsicherheit an der KGS Meckenheim: Die Barriere auf dem Schotterweg warnen die Fußgänger vor der Straße.

Die Barriere auf dem Schotterweg warnen die Fußgänger vor der Straße.

Wie sicher sind die Schulwege, die die Schülerinnen und Schüler der Region täglich bestreiten? An der Katholischen Grundschule Meckenheim kommen aktuell einige Herausforderungen zusammen.

Bereits um 7.30 Uhr ist der Schulhof der Katholischen Grundschule Meckenheim gut gefüllt. Nach und nach trudeln die Schülerinnen und Schüler ein. Gut gefüllt ist an diesem Morgen auch die Schützenstraße, von der aus viele Eltern ihre Kinder zur Schule bringen - oft mit dem Auto. „Wegen des Rohrbruchs auf der Adendorfer Straße wird der Verkehr von dort aktuell über die Schützenstraße umgeleitet“, erklärt Thomas Wiktorin, Schulpflegschaftsvorsitzender an der KGS. Daher sei dort im Moment noch mehr los als sonst.

In der Tat fährt ein Auto nach dem anderen die Straße entlang. „Die Baustelle führt zu einem großen Problem, wobei eigentlich bereits seit Jahren Probleme bei der Sicherheit des Schulweges bestehen“, so Wiktorin. Gemeint ist die Baustelle der Turnhalle, die saniert wird. Aufgrund dieser Arbeiten ist ein Teil des Bürgersteiges gesperrt worden, weshalb die Schüler und andere Fußgänger umgeleitet werden, über einen Schotterweg. Um schließlich zur Grundschule zu gelangen, müssen sie die Schützenstraße überqueren.

Barrieren sollen auf Straße aufmerksam machen

Situation der Schulwegsicherheit an der KGS Meckenheim: Wegen der Baustelle an der Turnhalle ist ein Teil des Gehweges gesperrt.

Wegen der Baustelle an der Turnhalle ist ein Teil des Gehweges gesperrt.

Da wegen des Rohrbruchs und der Umleitung mit mehr Verkehr zu rechnen war, wurde in den Sommerferien eine Barriere errichtet, die die Fußgänger aufmerksam machen soll: „Das ‚Drängegitter‘ ist ein guter Anfang. Ich hätte mir jedoch zusätzlich dazu eine Markierung auf dem Boden für die Autofahrer gewünscht“, erläutert Stefan Pohl, Vorsitzender des Fördervereins der KGS sowie SPD-Fraktionsvorsitzender in Meckenheim. Die Kinder bräuchten visuelle Hinweise, genau wie die Autofahrer. Pohl denke dabei an Markierungen auf der Straße in Signalrot.

Wenn er mit anderen Eltern rede, werde deutlich, dass die Sicherheit auf dem Schulweg für viele nicht ausreichend gewährleistet sei. „Das Problem sind die Elterntaxis in Kombination mit dem Verkehr und der 30er-Zone. Ein Tempo, was meiner Meinung nach viel zu schnell ist“, sagt Pohl. Unten an der Schützenstraße könnten die Eltern gut vorfahren. „Das war schon immer schwierig, aber durch die Baustelle und die Sperrung der Adendorfer Straße ist es noch schlimmer geworden“, fügt Wiktorin hinzu.

Sowohl Wiktorin als auch Pohl bringen ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule: „Zuerst bin ich gemeinsam mit meinen Kindern zu Fuß gegangen, nun legen sie den Schulweg alleine zurück. Der Schlüssel ist viel Zeit und gute Planung“, erklärt Wiktorin. Auch Pohls Sohn gehe in der Regel zu Fuß zur KGS. Allerdings sei das nur möglich, weil beide nicht weit von der KGS wohnen.

Drop-Off-Zone als mögliche Lösung?

Situation der Schulwegsicherheit an der KGS Meckenheim: Stefan Pohl, Schulleiterin Corinna Stühm und Schulpflegschaftsvorsitzender Thomas Wiktorin (v.l.) vor den Hinweisschildern.

Stefan Pohl, Schulleiterin Corinna Stühm und Schulpflegschaftsvorsitzender Thomas Wiktorin (v.l.) vor den Hinweisschildern.

„Für die Kinder ist kein sicherer Weg geregelt“, erklärt Corinna Stühm, Schulleiterin der KGS Meckenheim. Bei der Situation an der Schützenstraße handele es sich ihres Erachtens um eine massive Gefahrenquelle, um die sich keiner richtig kümmere. „Wir besprechen das immer wieder mit den Eltern, dass sie ihre Kinder nicht direkt mit dem Auto vor die Schule bringen sollen“, so die Schulleiterin. Das bringe jedoch nicht den gewünschten Effekt. „Wir machen uns wirklich Sorgen um die Kinder“, erklärt Stühm und schaut dabei immer wieder auf das Geschehen auf der Schützenstraße.

Gerade steht eine Gruppe von vier Schülerinnen an der Barriere und wartet darauf, die Straße sicher überqueren zu können. Doch es kommen immer wieder Autos. Stühm: „Die Kinder lernen, die Autos durchzuwinken, und erst dann zu gehen, wenn kein Auto mehr da ist.“ Vielleicht könnte ein temporärer Zebrastreifen helfen, überlegt die Schulleiterin der KGS laut. Eine andere Idee bringen Pohl und Wiktorin ins Spiel: „Es gibt in Erftstadt an einer Grundschule eine sogenannte Drop-Off-Zone, also einen Bereich in der Nähe der Schule, an dem Eltern halten, sich verabschieden können und die Kinder von da aus die letzten Meter zur Schule gehen.“ Eine solche Lösung könnten sie sich auch für die Situation an der KGS vorstellen.

Verkehrshelfer gesucht

Situation der Schulwegsicherheit an der KGS Meckenheim: Über einen Schotterweg gelangen die Schüler bis vor die Schützenstraße.

Über einen Schotterweg gelangen die Schüler bis vor die Schützenstraße.

In der Tat wird nach 8 Uhr, also nach dem Beginn des Unterrichts deutlich, wie viel der ‚Elterntaxi-Verkehr‘ ausmacht. Während zwischen 7.30 und 8 Uhr ein Auto nach dem anderen die Schützenstraßen entlang fuhr, sind seit 8 Uhr nur noch vereinzelt Fahrzeuge unterwegs. „Mittags entzerrt es sich etwas mehr als morgens, weil die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss haben und manche im Anschluss an der Unterricht die OGS besuchen“, sagt Stühm.

Die Polizei lasse sich regelmäßig an der Schule sehen, aber könne auch nicht ständig Präsenz zeigen, so die Schulleiterin. Eine Option der Schule, für mehr Sicherheit zu sorgen, könnten Verkehrshelfer, also Schülerlotsen sein. Dafür müssten sich allerdings Freiwillige finden, die es bisher nicht gebe. Stühm wolle dies jedoch nochmal anstoßen: „Ich wünsche mir außerdem mehr Kommunikation der Stadt, besonders was temporär auftretende Probleme angeht. Also eine aktivere Kommunikation, unter dem Motto: ‚Was können Sie tun, was können wir tun‘.“


Jetzt mitmachen – „Achtung, Schulweg!“

Wir möchten eine möglichst umfassende Dokumentation der Gefahrenstellen auf Schulwegen in Köln und der Region erstellen und rufen daher mit dem Automobil-Club Verkehr dazu auf, Gefahrenstellen zu melden und zu dokumentieren. So wollen wir konstruktiv dazu beitragen, Gefährdungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und zu reduzieren. Das geschieht über den CrowdNewsroom, eine Online-Plattform des investigativen Recherchenetzwerks Correctiv. Hier geht es zum Formular: rundschau-online.de/sicher

Grundschulen können sich bei den regionalen Radiosendern wie Radio Köln an einer Verlosung beteiligen, um Sicherheitswesten zu gewinnen. Mehr Infos dazu gibt es auf radiokoeln.de. Ein vergleichbares Projekt hatte erstmals die Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ gemeinsam mit Correctiv organisiert. Alle Infos zur Aktion unter: rundschau-online.de/schulweg