Mit der Aufführung des Stücks „Die Heilige Lüfthildis von Lüftelberg“ erinnern die Mitglieder des Theatervereins Mysterienspiele im Rahmen einer Festwoche im Juni an das Leben und Wirken der frommen Lüftelbergerin.
Mysterienspiele LüftelbergBotschaft der Legende ist topaktuell
„Lufthilde war schön, Lufthilde war rein, … auch floß ihr der Faden so gleich und fein, ... und was sie erspinnen mocht' und erweben, das freute sie, Witwen und Waisen zu geben.“ Vom Leben der Lüfthildis berichten viele Legenden und wenige Tatsachen.
Bekannt ist das hier in Teilen zitierte Gedicht von Karl Simrock, dem Bonner Hochschullehrer und Germanisten im 19. Jahrhundert. Der Gelehrte hat das Lüfthildisbild geprägt und berichtet von der legendären Mildtätigkeit der Lüftelberger Lokalheiligen, die als Zeitgenossin von Kaiser Karl des Großen im neunten Jahrhundert in dem nach ihr benannten Meckenheimer Ortsteil gelebt haben soll.
Die Tochter eines wohlhabenden Burgherrn kümmerte sich laut Legende um die, die es nicht so gut getroffen hatten wie sie selbst. Kurt Faßbender hatte das Stück „Die Heilige Lüfthildis von Lüftelberg“ geschrieben, die Darsteller des Theatervereins „Lüfthildis Mysterienspiele“ erinnern an Leben und Wirken der frommen Lüftelbergerin und an die Exhumierung vor 400 Jahren.
Die Wallfahrt gefördert
Zu dieser sogenannten Erhebung der Gebeine kam es zum ersten Mal, als die alte Lüftelberger Pfarrkirche im 17. Jahrhundert erweitert wurde. Das vor der Kirche gelegene Grab rückte dadurch in das Gebäude hinein. Der Kölner Erzbischof Ferdinand Wittelsbach, Herzog von Bayern, ließ am 1. Juni 1623 die Grabstätte öffnen und die Gebeine entnehmen. Sie wurden in einen Zinkschrein gebettet und dann in einem Hochgrab vor dem Altar beigesetzt. Auf diese Weise wurde damals die Wallfahrt stark gefördert.
Diese Verehrung, die es nicht nur in Lüftelberg gab, führte dazu, dass der Ort bis heute von Pilgern besucht wird. „Über die Jahrhunderte hinweg war Lüftelberg ein Pilgerort“, erläuterte Uwe Kolbitz, Vorsitzender des Lüftelberger Theatervereins, beim Ortstermin. Bis zu 20 000 Pilger seien in jener Zeit jährlich ins Vorgebirge gekommen. Inzwischen habe die Pilgertätigkeit jedoch abgenommen.
Werte wachhalten
Die Botschaft der Legende um Lüfthildis, in der es um Frieden und Nächstenliebe geht, sei jedoch aktuell und wichtig wie ehedem, waren sich Herbert Wild und Günther Schwarte vom Kirchenvorstand von St. Petrus einig. „Frieden und Nächstenliebe, die Lüfthildis vorgelebt hat, sind Werte und christliche Tugenden, die heute ebenso bedeutsam sind wie vor 1000 Jahren und die gerade in unserer Zeit wachgehalten werden sollen“. Während der Festspiele im Sommer, die am 4. Juni mit einer von Weihbischof Ansgar Puff zelebrierten Messe beginnen, soll erneut auf die Aktualität der Botschaft der Heiligen hingewiesen werden, die in Lüftelberg seit Jahrhunderten verehrt wird.
Eine offizielle Heiligsprechung durch die Kirche sei bisher nicht erfolgt, ihre Verehrung wurde und wird jedoch akzeptiert und sei durch die Erhebung der Gebeine legalisiert worden, führte Herbert Wild aus. Der Barmherzigkeit der Lüfthildis gegenüber den Armen wird heute noch durch die Verteilung von Lüfthildisbrötchen anlässlich ihrer Gedenktage im Januar und Juni gedacht, an denen auch der sogenannte Spindelsegen vergeben wird.
Die Spindel der Lüfthildis taucht in Zusammenhang mit überlieferten Wundern auf. So soll Lüfthildis, die in diesem Jahr zum ersten Mal von der 23-jährigen Nadja Schänzer gespielt wird, mit der Berührung des schmalen Stabes Kaiser Karl den Großen nach einem Jagdunfall im Kottenforst geheilt und Grenzstreitigkeiten zwischen ihrem Vater, dem von Heinz Limbach gespielten Burgherrn, und dem Nachbarn Herrn von Falkenstein (Roland Goetzke) geschlichtet haben: Mit ihrer Handspindel zog sie einen Graben, der die Grenze markierte und beide Parteien versöhnte.
Laut Überlieferung soll der von ihr damals gezogene Graben identisch sein mit dem, der heute direkt hinter der Bahn am Bahnhof Kottenforst liegt. Weitere Episoden aus dem Leben der Heiligen illustrieren die Verhältnisse auf der Burg, die sich mit dem Tod der Mutter und dem Eintreffen der Stiefmutter änderten, die jegliche Art von Mildtätigkeit unterband und die Tochter dem Vater entfremdete. „Wir haben das Stück so gekürzt, dass nur die Legenden durchgespielt werden“, erklärte Regisseur Willi-Josef Wild.
Gespielt werden wird etwa der Jagdunfall Kaiser Karls (Lothar Kleipaß), der von Lüfthildis geheilt wird, die Brotverwandlung und die Wildvogellegende. In der Schlussszene wird klar, dass die guten Taten der Lüfthildis noch bis in die Gegenwart hinein Wirkung zeigen: „Es hat das Böse nicht Bestand. Das Gute ist die Wirklichkeit“.
25 Darsteller im Alter von zwölf bis 79 Jahren spielen mit. Einige der Mimen, wie Heinz Limbach und Markus Schmitz, waren schon 2013 dabei, als das Stück über Lüfthildis zuletzt aufgeführt wurde. Limbach verkörperte auch damals den Burgherren. Der seinerzeit 16-jährige Schmitz spielte den Bäckerknecht, dieses Mal besetzt er die Rolle des Holzknechtes, der das wohltätige Engagement der Lüfthildis unterstützt. Seit 22 Jahren ist der gebürtige Gelsdorfer mit dabei und fährt von seinem Wohnort Hennef regelmäßig zu den Proben, die in wechselnder Besetzung seit November jede Woche stattfinden.
Das gemeinsame Spiel macht allen Laiendarstellern so großen Spaß, dass es ihnen im Grunde egal ist, ob sie eine Haupt- oder eine Nebenrolle haben. „Hauptsache ich bin dabei“, bestätigte Schmitz. „Die Heilige Lüfthildis von Lüftelberg“, katholische Pfarrkirche St. Petrus, Lüftelberg. Premiere am 4. Juni, 17 Uhr; weitere Aufführungen am 8. Juni um 17 Uhr, 10. Juni um 18 Uhr, 11. Juni, 17 Uhr. Tickets ab sofort unter Ruf (0 22 25) 1 79 78 von 17 bis 19 Uhr vorbestellt werden.