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Neues Hotel-ProjektEin Bett im Überseecontainer – trendiges Konzept kommt nach Meckenheim

Lesezeit 3 Minuten
Frontaler Blick auf ein Tin Inn-Hotel.

In Modulbauweise entstehen die Hotels in nur drei Monaten.

Eins der trendigen Modul-Hotels „Tin Inn“ kommt jetzt auch nach Meckenheim. Die Betreiber aus dem Kreis Heinsberg bauen ihre smarten Unterkünfte aus Überseecontainern.

Übernachten im Überseecontainer? Klingt erst mal merkwürdig, ist aber das Konzept einer neuen Hotel-Idee, die jetzt auch in Meckenheim umgesetzt wird. An der Kalkofenstraße, direkt am Meckenheimer Bahnhof, entsteht eine der seriell gebauten, hip gestylten Unterkünfte aus Containermodulen. Am Mittwoch ist Spatenstich mit Bürgermeister Holger Jung.

Warum hat sich Geschäftsführer Nico Sauerland gerade Meckenheim als fünften Standort neben Erkelenz, Montabaur, Hückelhoven und Heinsberg ausgesucht? „Wir kommen aus dem ländlichen Bereich im Kreis Heinsberg und wir möchten bewusst eine Hotellösung für die Region sein“, sagt der Geschäftsführer. Dabei ist die Zielgruppe sicher nicht die Familie, die ihren Urlaub im Kreisgebiet verbringt, sondern eher der Handlungsreisende. „Vom Anzugträger bis zum Blaumann“ umschreibt es Sauerland. Der, der nach einem Arbeitstag schnell einchecken und es komfortabel haben möchte.

Jetzt ihre eigenen Kunden

Mit der Idee, ausrangierte Überseecontainer als Wohnmodule zu nutzen, sind Nico Sauerland und seine Partner Michael Haiser und Ivan Mallinowski im Grunde zu ihren eigenen Kunden geworden. „Denn eigentlich produzieren wir die Container“, sagt Sauerland. Ursprünglich wurden darin asiatische Waren nach Deutschland geliefert. Weil aber deutlich weniger Waren von hier aus nach Asien exportiert würden, blieben unzählige Container zurück. Es sei aus Sicht der Chinesen zu teuer, sie leer zurückzuholen, „da produzieren sie lieber neu“, sagt Sauerland.

Hier kommt die Wassenberger Firma Containerwerk ins Spiel, die die Hotelmodule herstellt, also aus Alt Neu macht und gebrauchte Container zu Bau- und Raummodulen upcyclet. Firmengründer sind Ivan Mallinowski und Michael Haiser.

Eingang eines Tin Inn-Hotels

Die „Tin Inn“-Hotels haben keine Rezeption, einchecken kann man rund um die Uhr.

„Wir hatten oft das Problem, dass wir Kunden, die das Werk besucht haben, nicht unterbringen konnten“, schildert es Nico Sauerland. So wurde die Idee geboren, aus den Containern ein Modul-Hotel zu bauen. Gerade mal drei Monate braucht es von der Produktion bis zur Montage vor Ort, ein „Tin Inn“ zu platzieren. So auch in Meckenheim, wo Sauerland ganz klar Bedarf für eine solche Unterkunft sieht: „Große Hotelketten bauen nicht unter 100 Zimmern, dafür ist dort aber die Nachfrage zu gering. Aber die Region hat zu wenig Kapazitäten“, sagt der Geschäftsführer.

Es ist ein strukturelles Thema, dass „Einzelkämpfer-Hotels“, wie Sauerland kleinere Privathotels nennt, immer weniger werden. Aber die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten im Raum Köln/Bonn sei nicht gesunken. Daher sieht er gute Chancen für das Projekt.

„Ein recht erfolgreiches Modell“

Mathias Jonen, stellvertretender Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) im Regierungsbezirk Köln, gib ihm Recht. „Das ist ein recht erfolgreiches Modell und der Investor weiß, was er tut“, sagt Jonen auf Anfrage. Ferienwohnungen und Drei- oder Vier-Sterne-Häuser seien vorhanden, aber in diesem Segment gebe es sicherlich Nachholbedarf. „Wenn Gäste gastronomische Dienstleistungen haben möchten, dann müssen sie ein anderes Produkt wählen“, weiß Jonen. Hier sei die Zielgruppe gewerblich unterwegs. Das voll digitalisierte Haus kommt, bis auf die Reinigung, ohne Personal aus. „Die Gastronomie hat gerade massive Personalprobleme“, bestätigt Jonen. „Für viele Gäste muss es schnell, sauber und bequem sein“, weiß Jonen.

Smart-Home-Technik

Eine Rezeption, Schlüsselkarten oder Öffnungszeiten gibt es im Modul-Hotel nicht, alles läuft digital und mit Smart-Home-Technik. Statt Restaurant gibt es einen Bistroautomaten. Alles sei zwar zweckmäßig, aber bei der Ausstattung sei auf hohe Qualität geachtet worden, betont Nico Sauerland. Dafür werden auf üppige Deko verzichtet. Alles wirkt wie Industriearchitektur, Treppen und Flure, die die Container verbinden, bestehen aus Betonfertigteilen. Das Grundstück an der Kalkofenstraße haben die Unternehmer langfristig von der Stadt gepachtet. Ein weiterer Vorteil des Modul-Hotels sei es, dass es wieder abgebaut werden kann, ohne es zu zerstören. Zwei Millionen Euro investiert Sauerland in Meckenheim. Ein großes Lob schickt der Unternehmer an die Stadtverwaltung und die Wirtschaftsförderung. Die Zusammenarbeit sei „vorbildlich gelaufen“, „das war ein Positivbeispiel“.