In der Meckenheimer Hauptstraße schließen einige Läden. Die Gründe dafür seien vielseitig. Der Meckenheimer Verbund ist überrascht von diesen Entwicklungen.
„Wir müssen höllisch aufpassen“Einige Läden in der Meckenheimer Hauptstraße schließen
„Wegen Geschäftsaufgabe ist ab sofort geschlossen.“ Ein nüchterner weißer Zettel im Fenster des Ladenlokals an der Hauptstraße informiert die Kunden des Optikers. Es ist zurzeit nicht der einzige Aushang dieser Art in der Meckenheimer Einkaufsstraße: „Alles muss raus!“ steht in dicken Lettern im Fenster des Stofflädchens wenige Meter weiter, auf der gegenüberliegenden Seite werden 224,5 Quadratmeter Ladenfläche angeboten. Auch der kleine Gemüsemarkt ist zu, der Drogeriemarkt wird folgen.
Von der Entwicklung wurde selbst der Meckenheimer Verbund überrascht: „Es sind jetzt leider einige Geschäfte auf einmal, die schließen“, sagt Vorsitzender Willi Wittges-Stoelben über die Leerstände in direkter Nachbarschaft seines Modegeschäftes. Gemeinsam mit der Stadt will der Verbund überlegen, was zu tun ist und möglichst gegensteuern. Denn eigentlich sei die Entwicklung der Umsätze in den Geschäften der Altstadt sehr erfreulich, weiß Wittges-Stoelben: Das Weihnachtsgeschäft beispielsweise sei super gelaufen, das hatte aber auch „mit dem hervorragenden Weihnachtsmarkt zu tun“. Nicht nur das: „Wir haben nach Corona sehr viele Leute gehabt, die Meckenheim als Einkaufsstadt wiederentdeckt haben“, sagt der Geschäftsmann.
Verschiedene Gründe für Geschäftsaufgaben
Auch der Umbau der Hauptstraße habe sich insgesamt ausgezahlt. Jetzt seien es ganz verschiedene Gründe, die zu den Geschäftsaufgaben führten: die allgemeine wirtschaftliche Lage plus hoher Energiekosten, verstorbene Vermieter, persönliche Beweggründe.
Was sagt Wittges-Stoelben zu einem auf Facebook geäußerten Wunsch nach einem Baumarkt in der Altstadt? „Nun, das würde schwer im innerstädtischen Bereich, allein schon wegen des Anliefer- und Abholerverkehrs. Wir können als Grundzentrum nicht alles an Waren darstellen, dafür haben wir aber noch viele inhabergeführte Geschäfte und ein funktionierendes Magnetgeschäft am Neuen Markt, den Hit-Markt.“ Solch ein Magnet, der Kunden anzieht, soll auch der geplante Nahversorger auf dem unteren Marktplatz werden.
Pläne für Marktplatz-Quartier
Mit der Gesamtplanung des sogenannten Marktplatz-Quartiers ist Wittges-Stoelben allerdings alles andere als glücklich: „Die Pläne sind suboptimal, gerade was die Parkplätze angeht.“ Der Hintergrund: Die geplante Bebauung im Quartier mit Vollsortimenter, betreutem Wohnen für Senioren, Wohngruppen, einer Tagespflegeeinrichtung, Begeg-nungscafé und Quartiersplatz hatte der Verbund schon länger kritisiert, sie sei zu massiv, zu dicht, zu viele Parkplätze fielen weg und sie habe nur wenige Effekte für die Altstadt. Ähnlich hatten sich auch Bürger bei einer Informationsveranstaltung zum Projekt geäußert.
Bürgermeister Holger Jung dagegen zeigte sich vom Entwurf des Berliner Projektentwicklers für Pflege- und Sozialimmobilien Healthcare Real Estate GmbH (HCRE) überzeugt. Entstehen sollen auf dem 5720 Quadratmeter großen Baufeld des heutigen Marktplatzes vier Gebäudekomplexe, bei denen unterschiedliche Nutzungen zu einem „lebendigen, urbanen Lebensraum“ verbunden werden sollen. Im Dezember hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung als Kompromiss beschlossen, im Bereich der Mühlenstraße/Ecke Adolf-Kolping-Straße die bestehende Stellplatzfläche für Autos zu erweitern.
„35 statt mehr als 100“, ärgert sich Wittges-Stoelben. Das sieht der Meckenheimer Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer anders: „Wir haben genug Parkplätze in der Altstadt, außerdem sind die auch noch kostenlos. „Das ist ein Alleinstellungscharakter unserer Stadt.“ Auch er macht sich natürlich Gedanken über die Leerstände in der Altstadt. „Wir werden diesen Prozess, der bundesweit zu beobachten ist, nicht aufhalten“, so Schwindenhammer, „aber gerade in der Altstadt müssen wir höllisch aufpassen“. Gerade dann, wenn es nicht gelinge, einen Nachfolger für ein inhabergeführtes Geschäft zu finden.
Landesprogramm „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“
Genau um solche Leerstände geht es beim Landesprogramm „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ Mit 100 Millionen Euro werden Kommunen in NRW dabei unterstützt, Leerstände zu füllen und neue Innenstadt-Allianzen zu schmieden. Aus diesem Topf wird auch eine Befragung finanziert, die Schwindenhammer und die neue City-Managerin Nicole Bangert gestartet haben. Sie hat Eigentümer und Ladenmieter in der Altstadt und am Neuen Markt angeschrieben und um Mitteilung gebeten, wie der Status quo im jeweiligen Geschäft ist. „Ich bin Feuerwehrmann, ich muss vor die Lage kommen“, erklärt es Schwindenhammer, will sagen, früh genug wissen, wann ein Geschäft etwa aus Altersgründen nicht mehr weitergeführt wird.
Die „CIMA Beratung + Mangement“, die die Unternehmen an der Hauptstraße schon während der Zeit der Großbaustelle begleitet hatte, soll dann mit den Geschäftsleuten reden, die den Fragebogen der Stadt ausgefüllt haben. „Wir wollen uns dazu eine neutrale Unterstützung holen und dann zusammen Ideen entwickeln“, erklärt Schwindenhammer. Was die Zukunft der Einkaufsstraße betrifft, ist sich Schwindenhammer sicher: „Es wird sich ein Wandel vollziehen. Schon heute sind viele Dienstleister in den Geschäften, es wird nicht mehr der klassische Handel sein.“ Wie sich der Meckenheimer Verbund künftig ausrichten und zukunftsfähig machen will, soll in einem Marketingkonzept dargestellt werden. Verbund und Stadt, die jetzt Mitglied der Einzelhändlervertretung ist und auch im Vorstand sitzt, wollen das Konzept baldmöglichst ausschreiben.