Als die Malteser Jugend zur Großübung im Meckenheimer Industriegebiet anrückt, stimmen Verletztendarsteller ihr Geschrei an. Bloß der „Busfahrer“ ist ganz blass. Er täuscht einen Herzinfarkt vor. Und Feuer gibt es auch.
Busfahrer mit HerzinfarktSo lief die Großübung der Meckenheimer Malteser Jugend
Es ist Samstagnachmittag, 16.30 Uhr. Auf dem Gelände der Meckenheimer Bioenergie an der Buschstraße 13 schlagen wie geplant Flammen mehrere Meter in die Höhe. Brennende Wrackteile liegen hinter einem Linienbus mit verletzten Fahrgästen, von denen einige verzweifelt von Innen gegen die Türen hämmern, während der Fahrer regungslos und mit blutiger Unterlippe hinter dem Steuer sitzt.
Der Bus ist offensichtlich mit einem PKW kollidiert, dessen Fahrer und Beifahrerin blutende Kopfwunden aufweisen und mit geschlossenen Augen in ihren Sitzen liegen. Nach nur wenigen Minuten hören Passanten und Schaulustige das Martinshorn der Feuerwehr, die kurz darauf auf den Hof fährt. Auch die Rettungskräfte lassen nicht lange auf sich warten: Mit Blaulicht und Einsatzhorn folgen die Meckenheimer Malteser nur wenig später.
Bei der Premiere der Großübung im Meckenheimer Industriegebiet war am Samstag die Malteser Jugend federführend. Für die Planung zeichneten Matthias Menden, Léon Höthker und Lena Wilhelmy verantwortlich. Gemeinsam mit 18 jugendlichen Teilnehmern des Löschzuges Meckenheim und der Löschgruppe Lüftelberg sowie Darstellern des hauseigenen Fachbereichs „Realistische Unfalldarstellung“ (RUD) um Leiterin Valeria Korth wurde ein sehr schwerer Verkehrsunfall mit zahlreichen Verletzten simuliert.
Beteiligt waren zusätzlich die Malteser Ortsgruppen aus Bad Honnef, Brühl-Wesseling, Lohmar und Erftstadt. Unterstützt wurde die RUD von Mitgliedern des Jugendrotkreuzes des Rheinbacher DRK. 16.38 Uhr: Die Kameraden der Feuerwehr treffen ein und hören Schreie aus dem Pkw.
„Ruhig bleiben“, lautet der Ratschlag der Brandbekämpfer, die den Löschangriff vorbereiten und die versuchen, die Türen des Autos zu öffnen: „Haben Sie Schmerzen?“
16:39 Uhr: Die Malteser treffen am Unfallort ein. Eine Gemengelage bietet sich den Helfern, Verletzte irren durch den Bus und klopfen gegen die Fenster. Nun heißt es, sich zunächst wie bei einem echten Unfall einen Überblick zu verschaffen, die Verwundeten zu zählen und zu kategorisieren. Zu den leichten und schweren Fällen, die in Kategorie gelb und grün eingeteilt werden, kommt ein schwerer Fall der Kategorie rot, der sofort behandelt werden muss.
Massenanfall von Verletzten und Feuer in Kombination
Angesichts der Vielzahl an Verletzten wird den Helfern klar: Ein einfacher Verkehrsunfall ist das nicht, sondern „ein Massenanfall an Verletzten“ mit Feuer. „MANV“ heißt das abgekürzt und ist auch so an die Leitstelle gemeldet worden: Zwei Fahrzeuge beteiligt, neun Verletzte zu versorgen. Einsatzleiter Léon Höthker schickt weitere Helfer mit Rettungswagen an den Unfallort.
16.48 Uhr: Die Feuer sind gelöscht, dicker Qualm hüllt den Bus ein, in dem der Fahrer blassgesichtig und mit Schweiß auf der Stirne immer noch am Steuer sitzt. Er heißt Jan, ist 29 Jahre alt und er spielt einen Herzinfarktpatienten, dem hinter dem Steuer schwarz vor Augen wurde und der deswegen in den Gegenverkehr geriet. Wie er sich die blutige Lippe zugezogen hat, wisse er nicht mehr, sagt er überzeugend vage: „Wahrscheinlich bin ich auf das Lenkrad aufgeschlagen.“
Schmerzen in der Brust wie bei einem Herzinfarkt
Jan imitiert hervorragend starke Schmerzen in der Brust und Atemnot, sein szenischer Blutdruck beträgt 160:80. Er weiß genau, wie er einen Herzinfarkt darstellen muss, denn er ist auch Rettungssanitäter und spielt nun die Symptome der Patienten nach, die er mit Herzinfarkt erlebt hat. Nun als Patient fällt er als einziger in die Kategorie rot und wird sofort behandelt. Er erhält eine Halskrause und soll auf eine Fahrtrage. Eine Vakuummatratze soll seine Wirbelsäule fixieren. Als er sich hinlegen soll, wird ihm schlecht. „Nein, besser kein Transport im Liegen, sondern mit aufgerichtetem Oberkörper.“
Die Kameraden von der Wehr haben inzwischen mit Spreizer und Schneidegerät ganz Arbeit geleistet: Die Fahrertüre des Autos liegt in einigen Metern Entfernung auf dem Boden. Helm und Decken schützen Fahrer Max Cloth (DRK) vor Splittern. Er wird auf eine Trage gezogen und durch den Kofferraum aus dem Auto geholt. Um den Patienten bei Eiseskälte vor Unterkühlung zu schützen, wird er in eine Rettungsdecke gewickelt.
Leichtverletzte, wie Vanessa Kesternich (23 Jahre) mit ihrer lebensecht geschminkten blutenden Kopfwunde aus Wachs und Farbe, Brandopfer Jonas Zühlke vom Jugendrotkreuz aus Rheinbach sowie Darsteller mit Knochenbrüchen sind inzwischen auf Rettungswagen verteilt. Auch die Beifahrerin, gespielt von Malteserin Elena Söhngen, liegt nun auf einem Stretcher und wird fachgerecht behandelt. Teilnehmer mit Kopfwunden tragen jetzt große, weiße Verbände.
Gegen 18 Uhr ist der Einsatz abgearbeitet. Mehr als 40 Mitglieder der Malteser Jugend und der Jugendfeuerwehr haben ihr Können bewiesen. Sowohl die Jugendsprecher Lena Wilhelmy und Léon Höthker wie Jugendvertreter Matthias Menden waren sehr zufrieden mit dem Ablauf: „Unsere Jugendlichen waren engagiert und hatten viel Spaß dabei, diesen Großeinsatz zu betreuen und die Verletzten zu behandeln.“ Es sei schön gewesen, mit den Jugendfeuerwehren und anderen Maltesern zusammenzuarbeiten, erklärte Wilhelmy.
Jedem Behandlungsteam stand ein Erwachsener mit Rettungsdienst-Ausbildung zur Seite. Zwei große Zeltlager und ein Rettungsdienst-Wochenende stehen bei den jungen Maltesern noch auf dem Jahresprogramm. Die Rettungswachen Bornheim und Sankt Augustin hatten Fahrzeuge zur Verfügung gestellt, und auch Verpflegung war gefragt.
Gruppenstunden der Malteser Jugend Meckenheim für Jugendliche ab acht und ab zwölf Jahren mittwochs, 17.30–19 Uhr Am Wiesenpfad 12.