Friedenskirche MeckenheimStahlhuth-Orgel ist saniert – Orgelpfeifen suchen Paten

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Kantor Maximilian Friedrich sitz an der sanierten Orgel.

Maximilian Friedrich, Kantor der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim, spielt an der sanierten Stahlhut-Orgel.

Die Stahlhuth-Orgel der Meckenheimer Friedenskirche hat ihre ganze Klangfülle zurück. In einem Festgottesdienst wird die sanierte „Königin der Instrumente“ erstmals wieder gespielt.

Die gerade sanierte Stahlhuth-Orgel in der Meckenheimer Friedenskirche gibt ihre Geheimnisse nicht gerne preis. Wie bei der „Königin der Instrumente“ üblich, führt ein großer Teil der Pfeifen ein Leben im Verborgenen. Und so kommt es, dass interessierte Besucher schon ein wenig sportlich sein müssen, um die von Orgelbauer Stefan Peters neu eingebauten Pfeifen im oberen Stockwerk einmal selbst anzuschauen. Zu den glänzenden Metallpfeifen führt eine schmale und sehr steile Holzstiege im Innern des Hauptwerkes. Die Tür der geschlossenen Holzkonstruktion ist nicht minder schmal und an der linken Seite versteckt angebracht, zum Öffnen muss sie ausgehängt werden. Aber wenn dann das Licht auf die großen Pfeifen fällt und sie goldig schimmern lässt, hat sich die Kraxelei doch gelohnt.

Zwei neue Register eingebaut

„Wir haben nun zwei neue Register, für das Hauptwerk eine Trompete„ und für das Schwellwerk eine Oboe, die alleine, im Gottesdienst und bei Konzerten klingen können“, freute sich Kirchenmusiker Maximilian Friedrich und fügte hinzu, dass die Orgel durch die Reinigung und die Sanierung sehr an Klangfarbe gewonnen habe. Der Kantor der Evangelischen Kirche Meckenheim wird das schöne Instrument, dessen Pfeifen aus der Aachener Annakirche stammen und mehr als 60 Jahre alt sind, beim Gottesdienst zur Wiederinbetriebnahme am Sonntag spielen. Die neuen Pfeifen für das Einzelregister Oboe liegen nicht ganz so hoch wie die für die Trompete. Sie sind im Schwellwerk untergebracht, das oberhalb des Spieltisches liegt und mit Holzjalousien versehen ist. Eingebaut wurden insgesamt 112 neue Pfeifen, das sind zwei Register, für die seit einiger Zeit Paten gesucht werden.

In einem Register sind jeweils die Pfeifen zusammengefasst, die eine bestimmte Klangfarbe haben. So können im Einzelregister Trompete noch Patenschaften über 21 Pfeifen vergeben werden, 23 Pfeifen warten im Register Oboe auf Spender. Die Kosten bewegen sich zwischen 50 und 200 Euro. „Wir haben die Pfeifen in vier verschiedene Größen eingeteilt, sodass sich jeder aussuchen kann, für genau welche Pfeife er eine Patenschaft übernehmen möchte“, beschrieb Maximilian Friedrich das Procedere.

Mit der Patenschaft seien keinerlei weitere Verbindlichkeiten verbunden, versichert der Kirchenmusiker. Zur Erinnerung erhält jeder Pate eine handgefertigte Miniaturorgelpfeife, in die der jeweilige Ton eingraviert ist, eine Urkunde und eine Spendenbescheinigung. Ziel ist, mit dem eingenommenen Geld die zwei neuen Register zu refinanzieren. Die Gesamtkosten der Sanierung seien damit allerdings nicht abgedeckt, so Friedrich.

Schiefe Töne

Der Dank des Organisten gilt vor allem dem Presbyterium, das die dringend notwendigen Arbeiten an der Orgel ermöglicht hatte. Eine Sanierung war nötig gewesen, da sich in mehr als drei Jahrzehnten der sprichwörtliche Staub der Geschichte über das Instrument gelegt hatte. Als eine Folge etwa hätten die Töne bereits kurze Zeit nach dem jährlichen Service tatsächlich so geklungen, als ob etwas nicht in Ordnung sei, wusste Friedrich zu berichten. Und diese schiefen Töne seien selbst Zuhörern aufgefallen, die nicht Kirchenmusiker sind.

Doch damit nicht genug: Durch den Verschleiß der Mechanik kamen beim Spiel Dauertöne hinzu, die sich hielten, obgleich der Organist die entsprechende Taste schon längst losgelassen hatte: „Es passierten Heuler, so dass ich noch einmal schnell auf die Taste drücken musste, damit sich das Ventil wieder schloss“, beschrieb es Friedrich. Nun sind sämtliche Orgelpfeifen entstaubt und gestimmt, so dass auch die Register wieder alle zusammenpassen. „Es klingt voll und ich kann ohne Sorge kräftig spielen“, bilanzierte der Kantor, der die Stahlhut-Orgel sehr gerne nutzt.

Angeschafft wurde ebenso eine neue Orgelbank und auch ein neuer Motor ersetzt den alten, der noch aus der Annakirche stammte und zur historischen Stahlhut-Orgel gehörte. Pedal und Tastatur wurden abgeschliffen und poliert, Ventile und Filze erneuert. Für die Reinigung wurden sämtliche Pfeifen ausgebaut und teilweise zur Werkstatt der niedersächsischen Orgel-Manufaktur von Stefan Peters gebracht. Das Gehäuse ist noch in Ordnung. Es ist noch nicht so alt ist wie die Pfeifen und war bei deren Kauf im Jahr 1990 speziell für die Friedenskirche gebaut worden.

Der Festgottesdienst zur Wiederinbetriebnahme der renovierten Orgel ist am kommenden Sonntag, 23. Juni, 11.15 Uhr in der Friedenskirche am Markeeweg 7. Kirchenmusiker Maximilian Friedrich wird Werke von Johann Sebastian Bach und Léon Boëllmann spielen, es predigt Pfarrer Stefan Bergner. Weitere Termine: Am Sonntag, 30. Juni, steigt ab 15 Uhr ein Sommerfest mit Live-Musik, Picknick und einem Open-Air-Gottesdienst rund um die Meckenheimer Christuskirche an der Dechant-Kreiten-Straße. Das Fest bildet den Abschluss der Meckenheimer Kulturtage.

Am Sonntag, 7. Juli, 17 Uhr, lädt die evangelische Kirchengemeinde zu einem Chorkonzert in die Friedenskirche am Le-Mée-Platz in Meckenheim. Die Merler Kantorei präsentiert die selten zu hörende Große Credomesse von Wolfgang Amadeus Mozart für Solisten, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel. An der Stahlhuth-Orgel wird Kirchenmusikerin Maria Krebs aus Bad Godesberg den Chor begleiten, die Leitung hat Kantor Maximilian Friedrich.

Jeder Pfeifenpate erhält als Geschenk einen kleinen Anhänger aus Holz in Form einer Orgelpfeife.

Jeder Pfeifenpate erhält als Geschenk einen kleinen Anhänger aus Holz.

Die Stahlhuth-Orgel Die Orgel in der evangelischen Friedenskirche verfügt über 21 Register auf zwei Manualen und Pedalwerk. Das Instrument ist ein Neubau, bei dem die alten Pfeifen der Stahlhuth-Orgel aus der evangelischen Annakirche in Aachen verwendet wurden. Als die Annakirche im Zuge einer Renovierung im Jahr 1989 eine neue Orgel erhielt, wurde das im Jahr 1958 gebaute Instrument der Firma Stahlhuth zum Verkauf angeboten. Der evangelische Pfarrer Stefan Gottmann und Organist Martin Kahle brachten die Orgel damals nach Meckenheim, nachdem das Presbyteriums zugestimmt und finanzielle Hilfe durch den Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel zugesagt worden war.

Das Gehäuse wurde an den modernen Raum angepasst und die Mechanik erneuert. Von der alten Orgel blieben nur die Pfeifen übrig, zu denen noch einige hinzukamen, sowie der Orgelmotor und die Orgelbank. Die auf diese Weise neu entstandene Orgel wurde am Reformationsfest am 31. Oktober 1991 in Betrieb genommen. Bei der Anpassung an den neuen Ort waren vor 34 Jahren erneut Orgelbauer des Traditionsbetriebes aus Aachen am Werk, so dass auch das neue Instrument als originale Stahlhuth-Orgel bezeichnet werden kann.

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