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Dorothee Feller in MeckenheimViele Anliegen an Schulministerin herangetragen

Lesezeit 5 Minuten
Schulministerin Dorothee Feller (vorne, pinke Schuhe) und Meckenheims Bürgermeister Holger Jung (links daneben) mit Vertretern der Verwaltung und den Leitungen der drei weiterführenden Schulen auf dem Schulcampus vor Gymnasium und Hauptschule.

Schulministerin Dorothee Feller (vorne, pinke Schuhe) und Meckenheims Bürgermeister Holger Jung (links daneben) mit Vertretern der Verwaltung und den Leitungen der drei weiterführenden Schulen auf dem Schulcampus vor Gymnasium und Hauptschule.

Die Schulministerin von Nordrhein-Westfalen war zu Gast in Meckenheim und hat sich ein Bild von der Situation am Schulcampus gemacht.

Mehr Eigenständigkeit für die Schulen, mehr „echtes“ Geld statt Fördermittel, verbindliche Zusagen zur Digitalisierung und eine Qualifizierungsoffensive für den digitalen Unterricht in den Schulen: Die Liste der Anliegen war lang, die Meckenheims Bürgermeister Holger Jung im Schulterschluss mit der Verwaltungsspitze und den Schulleitern der drei weiterführenden Schulen NRW-Schulministerin Dorothee Feller bei ihrem Besuch am Donnerstag vorlegte.

Ob die Ministerin diese Wunschliste später auch abarbeiten wird, steht auf einem anderen Blatt. Die Verwaltungsjuristin, die fünf Jahre Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Münster war, bis sie 2022 Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen wurde, signalisierte allerdings Verständnis für die prekäre finanzielle Lage der Kommune, die in den nächsten Jahren ein kostspieliges Millionenprojekt in Form eines Schulneubaus auf dem Campus zu stemmen hat.

Schüler auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten

So koste der dringend benötigte und von den politischen Gremien einstimmig beschlossene Neubau die Stadt, welche sich momentan noch in der Haushaltssicherung befinde, rund 141 Millionen Euro, die Belastung der Maßnahme betrage für die Stadt jährlich 4,7 Millionen Euro, führte der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt aus. Dass die Digitalisierung nicht nur auf dem Campus, sondern auch an allen Schulen weitergehen müsse, stellte Feller nicht in Frage. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf den schnellen Fortschritt beispielsweise im Bereich der Künstlichen Intelligenz: „Da kommt ja keiner hinterher!“

Es sei klar, dass die Schüler auf die Herausforderungen von morgen vorbereitet werden müssten: „Die Ausstattung der Schulen in diesem Bereich ist wichtig.“ Auch die Lehrerausbildung solle in Deutschland „optimiert werden“. Ihr sei als Leiterin einer Behörde in Münster zudem bekannt, dass „Förderangebote mit viel Aufwand verbunden sind“. Auch das Land habe Probleme, qualifiziertes Personal zu bekommen, sagte Feller mit Blick auf Jung, der zur Qualifizierungsoffensive aufgerufen hatte: „Wir brauchen Geräte, Infrastruktur und Leute, die das vermitteln können.“

Gleichzeitig versicherte die Ministerin, ihre beim Rundgang über das Campusareal gewonnenen Eindrücke mitzunehmen, ebenso die Belange der drei weiterführenden Schulen und die Anforderungen bezüglich des geplanten Neubaus: „Das wird schon diskutiert bei uns im Haus, das wird nicht ‚weg‘ sein.“ Alle Wünsche, so sagte sie einschränkend, könne sie aber auch nicht erfüllen: „Wir wägen ab.“ Mehrere Male lobte Feller die Arbeit, welche trotz der zahlreichen Herausforderungen an „unseren Schulen“ geleistet werde. Es seien Gespräche geplant, um herauszufinden, „wie die Schulleiterrolle gestärkt werden könne“: „Sie sind wichtige Ansprechpartner und Sie tragen Sorge dafür, dass das System Schule bei Ihnen läuft.“

Image-Film zu „Meckenheimer Garantie für Ausbildung“

Gemeinsam hatten die Schulleiter Dirk Bahrouz für das Konrad-Adenauer-Gymnasium, Thorsten Bottin für die Theodor-Heuss-Realschule und Peter Hauck für die Geschwister-Scholl-Hauptschule ihre erfolgreiche Zusammenarbeit und das bestehende dreigliedrige Schulsystem in Meckenheim vorgestellt. Zum Projekt „Mega“ gab es einen Image-Film. Die Meckenheimer Garantie für Ausbildung sei ein einmaliges Vorzeigeprojekt und weit über die Grenzen der Region bekannt, erfuhr die Ministerin. Ziel sei es, jedem Hauptschüler bei entsprechend befriedigenden Leistungen einen Ausbildungsplatz zu garantieren und Betrieben in Meckenheim geeignete Auszubildende zu vermitteln.

Bei diesem Vermittlungsprozess arbeiteten Schule, Stadt und die Wirtschaft als Partner zusammen. Etwa 50 Prozent erfüllten die Kriterien, der Rest nicht, „doch bekommen auch die einen Ausbildungsplatz“, ergänzte Peter Hauck. Wirklich erfolgreich durchgesetzt habe sich „Mega“ jedoch ausschließlich im überschaubaren Netzwerk der Apfelstadt, Kopierversuche in anderen Städten seien nicht erfolgreich gewesen, so Holger Jung: „Wir sind klein genug und gleichzeitig groß genug, um ein solches Versprechen zu geben.“ Auf Nachfrage der interessierten Ministerin nannte Hauck die beeindruckenden Zahlen, die eine 70-prozentige Erfolgsquote bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen bestätigen: 95 Prozent der Schüler würden mit Mega starten, bekämen also einen Ausbildungsplatz angeboten; etwa 70 Prozent gingen dann in eine Ausbildung.

Die Schulen verstünden sich als Dienstleister zum Wohle der Kinder, die gerne die vielfältigen Angebote der drei weiterführenden Schulen auf dem Campus nutzten, betonte Hauck. So habe es in diesem Jahr rund 250 Viertklässler gegeben: „245 sind am Campus.“ Die Eltern vertrauten den Schulempfehlungen, die schnelle und unbürokratische Zusammenarbeit untereinander sei „ein Riesenvorteil“. Nichtsdestotrotz fehle es beim Thema Digitalisierung „an allen Ecken und Enden“, so der Hauptschulleiter, der die Gelegenheit zu einer Kritik in Richtung Düsseldorf nutzte: „Wir haben zwar ein W-Lan, die Glasfaser liegt, aber es fehlt an Personal und es fehlt an der Umsetzung.“

Bedarf nach Planungssicherheit

Seit zehn Jahren werde von einer selbständigen Schule geredet, ihm sei das jedoch noch nicht untergekommen: „Wir können nur warten, warten, warten, die Dinge gehen nicht voran. Das verwirrt unsere Kollegen und letztlich sind wir ungerecht der Stadt gegenüber.“ Holger Jung bekräftigte den Bedarf nach Planungssicherheit: „Die Schulen sollten die Möglichkeit bekommen, mehr zu tun, wenn sie es wollen und mehr Freiheiten insgesamt bekommen.“ Rainer Friedrich forderte als Vorsitzender des Ausschusses für Schule, Sport und Kultur ein Umdenken von der Landesregierung.

Es wäre tatsächlich einfacher, die Beschaffung der Endgeräte den Schulen direkt zu überlassen und ihnen dazu auch gleich die Landesmittel zur Verfügung zu stellen: „Das würde den städtischen Haushalt entlasten.“ Zum Abschied eines inhaltsreichen Vormittages überreichte Verwaltungschef Jung seinem Gast ein Präsentkörbchen mit Meckenheimer Apfelminztee aus dem bio Innovation Park Rheinland. Er verabschiedete sich mit den Worten: „Es gibt viele Herausforderungen, darum packen wir es gemeinsam an, dafür sind wir gewählt.“ Ministerin Dorothee Feller dankte den Schulen und dem Stadtrat, der sich „so engagiert“ für Bildung einsetze: „Das ist nicht selbstverständlich“. Jonathan Grunwald, Mitglied des Landtages für Meckenheim, lobte die Dialogbereitschaft der Schulministerin und sagte anerkennend: „Wir sind glücklich, dass wir dich als Ministerin haben.“