Lösungen gesuchtKaninchen fressen exotische Pflanzen im Bonner Botanischen Garten ab
Bonn – Bevor die Bonner Universität in ihren Botanischen Gärten am Poppelsdorfer Schloss zur Jagd auf Kaninchen, aber auch auf Enten und Nilgänse geblasen hat – ein Versuch, der am vergangenen Wochenende am Protest von Tierschützern gescheitert ist –, hatte sie es mit verschiedenen Alternativen versucht, die nach Angaben von Uni-Sprecher Dr. Andreas Archut aber nicht den entsprechenden Erfolg gehabt hätten.
Kaninchen fressen exotische Pflanzen
Dabei waren nach seinen Angaben Frettchen und Falken eingesetzt worden. Das Ausmaß der Schäden – die Kaninchen, Enten und Gänse fressen die exotischen Pflanzen – ist nach Angaben des Sprechers jedoch derart groß, dass „die Biodiversität gefährdet“ sei in den Botanischen Gärten mit ihren rund 10 000 Arten. Das Gelände am Poppelsdorfer Schloss sei zudem derart groß, dass man es nicht komplett mit Hasendraht einzäunen könne.
Wie die Rundschau berichtete, hatten die Botanischen Gärten für den vergangenen Samstag die Jagd auf Kaninchen angekündigt, weil die Pflanzenfresser „erhebliche Schäden an den exotischen Gewächsen und den aufwendig gepflegten Gartenanlagen“ anrichteten, so Markus Radscheit, Technischer Leiter der Gärten.
Anwohner hatten sich erschrocken
Die Uni beziehungsweise Gartenverwaltung war im Vorfeld der Jagd an die Öffentlichkeit gegangen, weil sich zuvor in zwei Fällen Anwohner erschrocken und die Polizei gerufen hatten. Durch die Ankündigung wurden jedoch auch Tierschützer auf die Aktion aufmerksam und gingen Samstagmorgen auf das Gelände, womit die Jagd abgeblasen werden musste, weil keine Menschenleben gefährdet werden durften.
Die Uni verzichtete laut Archut darauf, Anzeige wegen Hausfriedensbruch zu erstatten, weil die Tierschützer das Areal freiwillig verließen. Ob es bei der ursprünglich für kommenden Samstagnachmittag angekündigten zweiten Jagd bleibt, konnte Archut gestern nicht sagen.
Suche nach verträglicher Lösung für die Nachbarn
Wann und wie es jetzt weitergehe, ist nach seinen Worten offen. Das müsse man auch mit der Unteren Jagdbehörde abklären. Archut: „Die Lösung muss verträglich sein auch für die Nachbarn und die Bevölkerung – wenn man es letztlich auch nicht allen recht machen kann.“
Und die Meinung von Tierschutzexperten? „Die Kaninchen,problematik’ im Bonner Botanischen Garten ist ein klassisches Beispiel für einen Mensch-Tier-Konflikt in städtischen Gebieten, bei dem es keine einfachen Lösungen gibt“, erklärte auf Anfrage James Brückner, Leiter des Referats für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund, der seinen Sitz in Bonn hat.
Gitter sollen Pflanzen besser schützen
Brückner: „Wir sprechen uns grundsätzlich für tierfreundliche Abwehrmaßnahmen aus, die die Tiere zum Beispiel davon abhalten, bestimmte Pflanzen abzufressen oder zu beschädigen – etwa Gitter um Wurzeln von Bäumen und Sträuchern, gegebenenfalls umzäunte Einheiten von Beeten für besonders durch Abfressen gefährdete Pflanzen.“ Dem Tierschutzbund sei jedoch bewusst, dass dies auch nur bedingt hilfreich und davon abgesehen natürlich aufwendig und teuer sei.
Die vermeintlich einfache Methode der Jagd sei indes keinesfalls nachhaltig. „Die Population wird nach einiger Zeit erneut anwachsen.“