Eine neue Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum würdigt zum 150. Todestag den Arzt und Dichter „Wolfgang Müller von Königswinter“.
SiebengebirgsmuseumNeue Sonderausstellung würdigt „Wolfgang Müller von Königswinter“
„Mein Herz ist am Rhein“, heißt der klangvolle Titel, den die neue Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum trägt. Er ist einem Rheinlied entlehnt, das von „Wolfgang Müller von Königswinter“ (1816 -1873) stammt.
Wer weiß schon, wenn er am Rhein, unweit der Fähre Richtung Bad Honnef die Bronzebüste eines honorigen Herrn auf einem Sockel sieht, dass es eben um diesen Wolfgang Müller von Königswinter geht? Zu seinem 150. Todestag wird nun ein fast vergessenes Allround-Genie in einer Sonderausstellung gewürdigt.
Gesucht, gesammelt und arrangiert
Der Kurator Dr. Jens Kremb, zugleich neuer Stadtarchivar in Bad Honnef, hat dieser Ausstellung einen langen Vorlauf eingeräumt. Die Ergebnisse lohnen der Mühe des Suchens, Sammelns und Arrangierens in einer museumstechnisch besonders geglückten Präsentation, und in den Recherchen steckt nicht wenig Entdeckerfreude. Bescheiden meint Kremb: „Ich habe versucht, mich dieser Person anzunähern.“
Wolfgang Müller von Königswinter wurde am 5. März 1816 im Haus Nr. 403 der heutigen Hauptstraße in Königswinter unter dem Namen Peter Wilhelm Carl Müller geboren und erst, als er seinen Arztberuf beenden konnte, wurde er zum „Wolfgang Müller von Königswinter“.
Als Sohn eines Arztes trat der musisch-literarisch begabte Sohn zunächst in die Fußstapfen seines Vaters, auch wenn er über die medizinische Ausbildung an der Bonner Universität klagte. Er bewegte sich lieber in Künstlerkreisen, besonders später dann in dem kunstlebendigen Düsseldorf und verfasste eine erste Kunstkritik über die Adepten der Düsseldorfer Malerschule.
In Köln, dem Ort, aus dem seine Frau kommt, hatte er schon zuvor den bis heute bestehenden „Kölnischen Kunstverein“ gegründet und in dem eben gegründeten Wallraf-Richartz-Museum trat er als Kurator der neu angelegten Sammlungen auf.
Für Gleichstellung aller Menschen plädiert
Aber auch die politischen Wirren in der revolutionären Zeit um 1848 blieben ihm nicht erspart. „Ich trieb, wie es bei der stürmischen Jugend Sitte war, Gefühlspolitik, und ich wollte je eher, je lieber alles über den Haufen geworfen sehen“, erklärt der mit Ernst Moritz Arndt, Gottfried Kinkel und Robert Schumann befreundete Müller, inzwischen Armenarzt in Düsseldorf und Mitglied und Sekretär im Frankfurter Vorparlament.
„Ich plädierte für eine Gleichstellung aller Menschen in Arbeit und Genuss.“ Hier wird die reich bebilderte Ausstellung übrigens zu einer kleinen Zeitreise in die Frankfurter Paulskirche mit interessanten Bildern und sogar einer kleinen Entstehungsgeschichte der schwarz-rot-goldenen Fahne.
Die literarischen Produkte des auch mit Karl Simrock und Joseph von Eichendorff persönlich bekannten Schriftstellers sind klassisch-romantisch und später dann im Stil der „biedermeierlichen Hauspoesie“ gehalten. Die Auflagen sind hoch. Auch eine Art Reiseführer mit dem Titel „Sommertage im Siebengebirge“ ist mit dabei.
Die Geschichte vom Mönch von Heisterbach
Unvergessen bis heute ist aber die Geschichte vom Mönch zu Heisterbach, die auch in der Ausstellung besonders inszeniert wird. So vielseitig begabt, resümiert der Müller von Königswinter schließlich: „Die Muse kam mir ungerufen draußen in der freien Gotteswelt und drinnen in der stillen Stube.“
Abwechslungsreich, unterhaltsam und auch zum vertiefenden Lesen einladend ist diese Ausstellung für Groß und Klein zu entdecken.
Siebengebirgsmuseum, Königswinter, Kellerstraße 4, bis zum 10. März 2024; geöffnet Dienstag– Freitag 14 -17 Uhr, Samstag 14-18 Uhr, Sonntag und Feiertage 11 -18 Uhr). Am Sonntag, 3. Dezember, findet um 15 Uhr eine Kuratorenführung statt. Sie dauert rund eine Stunde und kostet sieben Euro (ermäßigt 5,50 Euro).