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SiebengebirgsmuseumIm historischen Königswinterer Ofen wird immer noch Brot gebacken

Lesezeit 4 Minuten

Die Vorbereitung: Heizer Hubert Gilleßen prüft die Glut und verteilt sie im originalen Königswinterer Ofen.

Königswinter – Ein alter Gassenhauer lautete „Heut’ liegt was in der Luft, ein ganz besond’rer Duft“ – und das trifft im 14-tägigen Rhythmus auch auf die Umgebung des Siebengebirgsmuseums zu, denn dann wird hier im Königswinterer Backofen Steinofenbrot gebacken. Aber das, was so gut riecht, hat eine recht lange Vorlaufzeit, damit der Ofen auch richtig heiß ist und die Brote nach dem Einschießen gegen 14.30 Uhr auch knusprig gegen 15.30 verkauft werden können.

Um 9.45 Uhr beginnt die Prozedur mit dem Anzünden der eingeschichteten Holzscheite. Nach etwa 15 bis 20 Minuten lässt die Rauchentwicklung aus dem Schornstein nach und das brennende Material sowie die entstandene Glut werden mit einem nassen Schieber vorsichtig zu den Seiten hin ausgebreitet und alle sieben bis acht Minuten jeweils drei bis fünf Scheite nachgelegt. Gegen 11 Uhr beginnt dann die erste Ruhephase mit dem Verteilen der Glut auf der gesamten Ofeninnenfläche und dem festen Verschließen der Ofentür. Gegen 12 Uhr werden die Glutreste zusammengeschoben, eine zweite Heizphase startet.

Brote brauchen rund 300 Grad, um gut zu werden

„Seit ich das Siebengebirgsmuseum als Nachfolgerin von Elmar Scheuren leite, war das meine Aufgabe“, sagt Sigrid Lange, „aber jetzt freuen wir uns, dass wir mit Hubert Gilleßen einen ehrenamtlichen Heizer gefunden haben.“ Der leidenschaftliche Hobbybäcker ist Ruheständler und ihm macht diese neue Beschäftigung sichtlich Spaß. Als er gegen 13 Uhr die zweite Ruhephase des Backofens beginnen lässt, ist das Heizen abgeschlossen und der Ofen wird an den Bäcker übergeben.

Bäckermeister Olaf Dabs bringt um die 40 Brotlaibe in Gärkörbchen mit, die hier in den Ofen eingeschossen werden. „Zum Backen wird eine Temperatur von etwa 300 Grad benötigt“, sagt er und wischt den Ofeninnenraum feucht aus, damit die Brote auf dem Steinboden gebacken werden können. „Durch die hohe Temperatur bildet sich eine bessere Kruste und die Krume bleibt länger saftig und haltbar als bei modernen Elektro-Öfen“, erklärt er den Besuchern, die sich zum Einschießen der Brote im Backraum des Siebengebirgsmuseums eingefunden haben.

Das Ergebnis sieht nicht nur lecker aus, es schmeckt auch so: Bäcker Olaf Dabs mit den fertigen Broten.

Die Funktionsweise der Königswinterer Öfen wird auch im Museum selbst ausführlich beschrieben und ein Industrieofen ist im ersten Stock schematisch aufgebaut. „Der Ofen hier oben ist nur eine Attrappe“, sagt Sigrid Lange, „aber alle Klappen und Schieber sind hier originalgetreu zu sehen.“ Ebenfalls verwiesen wird auf die Ofenkaulen, das Abbaugebiet des Tuffsteins, der die Ofenbauer im Siebengebirge überhaupt in die Lage versetzte, die Königswinterer Öfen zu vertreiben und die Familienbetriebe im 19. Jahrhundert groß werden zu lassen.

Der Backofen im Backraum des Museums wurde im Jahr 2010 im Zuge des Umbaus dort installiert und stammt aus dem Besitz der Familie Hennekeuser aus Oberscheuren. „Hierbei handelt es sich um einen Hausbackofen“, erläutert Olaf Dabs, „deshalb passen auch nicht mehr Brote hinein und wir können nur verkaufen, solange der Vorrat reicht.“ Die Liste der Interessenten wächst nämlich immer weiter an, die dann gegen 15.30 Uhr ihr duftendes Backwerk abholen können.

Als nächste Termine stehen der heutige Freitag sowie 18. Januar, 1. und 15. Februar an. Alle weiteren Daten sind auf der Homepage des Siebengebirgsmuseums zu finden.

Veranstaltungen im Museum

Unter dem Motto „Von Eseln und Drachen und andere Geschichten“ findet im Siebengebirgsmuseum (Kellerstraße 16) am Samstag, 5. Januar, ab 15 Uhr eine Familienführung statt. Dabei gehen die Teilnehmer unter anderem der Frage nach, wieso im Museum Esel zu sehen sind und was der Drache am Drachenfels macht. Im Anschluss können die Kinder als Museumsdetektive ein Rätsel lösen oder in der Museumswerkstatt kreativ sein. Die Aktion ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ebenfalls ein offener Termin ist die Museumsführung zu den Themen „Landschaft, Geschichte, Rheinromantik“ am Sonntag, 6. Januar, um 12 Uhr. Die Teilnahme kostet acht Euro (ermäßigt 5,50 Euro) inklusive Eintritt ins Museum.

An jedem ersten Samstag im Monat ist der Eintritt frei. (csc)

www.siebengebirgsmuseum.de