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Rheinpromenade KönigswinterKaum ein Radler nutzt die Alternativroute

Lesezeit 4 Minuten

Mit einem Wust an Schildern und zusätzlichen Erklärungen hat die Stadt die Fußgängerzonenregelung auf der Rheinpromenade umgesetzt, auf der im Jahr rund 350 000 Radfahrer unterwegs sind, die nun eigentlich alle Schritttempo fahren müssen. Die Alternativroute nutzt aber kaum ein Radfahrer. Und die Umlaufsperren sind kein wirkliches Hindernis.

Königswinter – Als der Autor dieser Zeilen vor kurzem – das Wetter war vergleichsweise schön – mit dem Fahrrad über die Rheinpromenade auf Königswinter zurollte, tat er etwa ab dem Hotel Maritim etwas ganz und gar Ungehöriges: Er drosselte seinen Drahtesel nicht, wie es seit Herbst vorigen Jahres eigentlich vorgeschrieben ist, auf Schritttempo, sondern fuhr – zwar immer noch relativ gemächlich, aber doch etwas flotter, als ein Fußgänger schreitet – weiter an der Rheinallee vorbei Richtung Bonn. Das Auffällige: Eine ganze Reihe anderer Radler machten es an diesem Tage genauso.

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Doch als ich eine gute Stunde später in der Gegenrichtung unterwegs war, mich jetzt nicht schon wieder an der Straßenverkehrsordnung versündigen wollte und deshalb die ausgeschilderte und zum Teil sogar markierte Alternativroute durch die Altstadt fuhr, war ich der einzige Radfahrer auf weiter Flur. Niemand, so schien es, nahm die innerstädtische Radroute. Dabei sind für sie die Hauptstraße und Teile der Drachenfelsstraße eigens als Fahrradstraßen ausgewiesen worden.

Nur ein subjektiver Eindruck oder Realität? Die Zahlen der Fahrradzählstelle, die der Rhein-Sieg-Kreis an der Rheinpromenade unterhält, legt zumindest den begründeten Verdacht nahe, dass die neue Regelung auf der Rheinpromenade weiter kaum oder gar nicht funktioniert und dass vor allem die Alternativroute keine Akzeptanz findet.

Nur noch Schrittempo fahren

Auf der Promenade ist seit Herbst vorigen Jahres eine Fußgängerzone mit dem Zusatz „Radfahrer frei“ ausgewiesen. Das bedeutet für Radfahrer laut Straßenverkehrsordnung: Sie dürfen auf 1500 Meter hier nur noch Schritttempo fahren. Für Radler, die es eiliger haben, wies die Stadt die alternative Route durch die Altstadt aus (siehe Grafik und Info-Kasten unten zu den Hintergründen). Alles im Sinne der Verkehrssicherheit, weil sich Radler und Fußgänger am Rhein immer wieder in die Quere kommen.

Aber: Während vom 1. Januar 2018 bis zum 13. März 2018 – also vor der neuen Regelung – an der Zählstelle Rheinpromenade 20 114 Radler registriert wurden, waren es vom 1. Januar 2019 bis zum 13. März 2019 – also mit der neuen Regelung im gleichen Zeitraum – 28 405, mithin deutlich mehr.

Hochwasser spielt eine Rolle

Dabei spielt sicher eine Rolle, dass es im Januar 2018 eine Weile Rheinhochwasser gab. Und zum anderen war das Wetter im Februar dieses Jahres deutlich wärmer als im Februar 2018, wie die Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes für die beiden Monate an der Station Köln/Bonn ausweisen.

So gab es demnach dieses Jahr im Monatsschnitt höhere Temperaturen (+6,4 Grad statt -0,1 Grad), allerdings auch mehr Regen (Summe der Niederschlagshöhe: Februar 2019: 30.0 mm, 2018: 18,2 mm). Das Mittlere Maximum der Temperatur zwei Meter über dem Erdboden lag demnach im Februar 2019 bei 12,0 Grad, im Jahr zuvor bei nur 4,0 Grad. Im Verhältnis dazu die Zählstellenangaben für den Februar: 2018: 8494 Radfahrer, 2019: 17 832 Radfahrer.

Offensichtlich hat sich die Neuregelung auf der Promenade und die Alternativroute durch die Altstadt von Königswinter kaum bis gar nicht auf die Radverkehrsdichte am Rheinufer ausgewirkt. Zumindest dürfte es keine nennenswerte Zahl von Radfahrern sein, die die neue Fahrradstraßen nutzt, denn dann könnte es an der Promenade kaum einen so starken Anstieg geben.

Die Stadt Königswinter will nach Angaben eines Sprechers bei der nächsten Sitzung der eigens gebildeten Arbeitsgruppe Fahrrad eine erste Bilanz ziehen. Ludwig Wierich, beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub zuständig für den Radverkehr im Siebengebirge, schätzt gegenüber der Rundschau, dass vielleicht fünf Prozent der Radfahrer die Route durch die Altstadt nutzen. Ab und zu sehe er vor allem ein paar Rennradfahrer.

Als der zuständige Verkehrsausschuss im September vergangenen Jahres beschloss, es auf der einen Seite bei der neuen Fußgängerzonenregelung zu belassen, auf der anderen Seite gleichzeitig aber die alternative Route durch die Altstadt für Schnellfahrer auszuschildern, gab es auch unter den Kommunalpolitikern viele skeptische Äußerungen. Allen voran Bruno Gola (FDP), der mit Blick auf uneinsichtige Rennradfahrer meinte: „Die interessiert nur: Mit Vollgas da durch.“