SiebengebirgsmuseumExperte gibt Verhaltenstipps zur Begegnung mit Wölfen

„Wolfsberater“ und Revierförster Marc Redemann gab den interessierten Besuchern einen Exkurs in die Historie des Wolfes und klärte über Fakten sowie das richtige Verhalten bei einer Begegnung auf.
Copyright: Ralf Klodt
Königswinter – Muss man sich künftig fürchten, wenn man durchs Siebengebirge geht? Kommt der Wolf zurück? Marc Redemann ist Revierförster vom Landesbetrieb Wald und Holz in Ittenbach. Er betreut den Wald des VVS (Verschönerungsverein für das Siebengebirge). Zugleich ist er aber auch „Wolfsberater“ in der Region und daher der richtige Adressat für das Thema Wolf. Voll gefüllt war dieser Tage der Saal dementsprechend bei seinem spannenden Vortrag im Siebengebirgsmuseum.
Seit Jahrtausenden lebt der Wolf, der der Sage nach schon Romulus und Remus, die Gründer Roms, gesäugt hat, friedlich mit den Menschen zusammen. Er ist über die gesamte Nordhalbkugel der Erde verteilt. Ansehen genoss er auch bei den Germanen als Odins Begleiter und bei den Wikingern. Er galt als stark und schlau. Negativ wurde er vermutlich von den Viehzüchtern gesehen, besonders während Hungerjahren wie nach dem Dreißigjährigen Krieg und nach der napoleonischen Ära. So wurde er vor 180 Jahren ausgerottet. Wenn heute jemand sagt, etwas sei ihm „durch die Lappen gegangen“, so sei der Ausdruck auf die Lappjagd zurückzuführen, bei der man darauf setzte, dass die Tiere sich in aufgehängten Lappen verfingen, erklärt Redemann.
Zahlen
In Deutschland hat die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes 79 Rudel, 31 Paare und drei Einzeltiere erfasst, in Nordrhein-Westfalen sind zwei Wölfinnen gesichtet worden, eine in Schermbeck im Nordwesten und eine in Senne in Ostwestfalen-Lippe. (wih)
Seit zehn Jahren kommt der Wolf nun zurück. Seine nächtlichen Streifzüge können sich auf bis zu 60 Kilometer in einer Nacht ausdehnen und das Heulen eines Wolfes kann ein Artgenosse über ganze neun Kilometer wahrnehmen. Im Schnitt ist das Tier 70 Kilogramm schwer und kann bis zu 50 Stundenkilometer schnell rennen. Doch sein „Rudel“ (das so nur für Nordamerika gilt), müsse bei uns eher „Familie“ heißen, die für sich etwa ein 16 Quadratkilometer großes Territorium brauche, so Redemann. Eine umkämpfte Rangordnung gibt es dabei nicht. Von Januar bis März ist die Paarungszeit der Eltern, drei bis sieben Welpen sind dann zu erwarten, vom Vorjahr kommen ein bis drei Jährlinge hinzu, die irgendwann auf Wanderschaft gehen.
Der Wolf kommt nach Nordrhein-Westfalen
Ein Wolf nährt sich zu 95 Prozent von wildlebenden Huftieren wie Rehen, Rotwild oder Wildschweinen. Bricht er aber in Schafställe ein, wütet er verheerend. Menschen weicht er aus, vorgewarnt durch sein gutes Gehör, außer man würde ihn anfüttern oder er hätte Tollwut. Bei Problemwölfen sei rasches und konsequentes Handeln zwingend erforderlich. „Im Allgemeinen“, so Redemann, „interessieren sich Wölfe nicht für Menschen, wohl aber für Hunde“. Noch ist der Wolf nicht im Siebengebirge, aber es ist keineswegs ausgeschlossen, dass er kommt, deshalb gab Marc Redemann schon einmal einige Verhaltensregeln, sollte ein Wolf doch einmal in Sichtweite von etwa 100 Metern kommen: „Sichtkontakt halten, langsam rückwärts gehen, um die Distanz zu vergrößern, mit den Armen wedeln, laut sprechen, mit Steinen oder Stöcken werfen und vor allem nicht dem attackierten Hund helfen wollen.“
Noch fehlten Aufklärungsbroschüren, doch es sei davon auszugehen: „Wölfe werden sich in Nordrhein-Westfalen wieder ansiedeln.“