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Nachts abgeschaltetRettungsdienst in Königswinter hat Probleme ohne Straßenbeleuchtung

Lesezeit 3 Minuten
Die roten Rücklichter eines fahrenden Autos auf einer sehr dunklen Straße.

Ganz schön dunkel ist es nachts wegen der ausgeschalteten Laternen in Königswinter.

Die CDU ist im Stadtrat Königswinter mit einem Antrag gescheitert, die Straßenbeleuchtung nachts komplett wieder einzuschalten.

Obwohl die Feuerwehr und der Rettungsdienst Bedenken haben und Probleme sehen, bleibt es in Königswinter nachts bei der Ausschaltung fast aller Straßenlaternen.

Die CDU-Fraktion konnte sich am Montagabend im Stadtrat nicht mit ihrem Antrag durchsetzen, die Beleuchtung komplett wieder einzuschalten. Stattdessen fand ein Antrag der Koalition aus KöWI, SPD und Grünen eine Mehrheit, die Abschaltzeiten zu reduzieren und zu verschieben.

Verwaltung sprach von „Beinaheunfällen“

Michael Bungarz, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter, berichtete dem Rat zuvor von Problemen, die von allen acht Einheitsführern „unisono“ bestätigt worden seien. So würden, wenn die ersten Fahrzeuge schon ausrücken, nachfolgende Feuerwehrkameraden im Dunkeln schlecht gesehen. Die Verwaltung sprach von „Beinaheunfällen“.

Als Konsequenz sei bei den Gerätehäusern Ittenbach und Eudenbach die Beleuchtung auch auf den Zuwegen wieder eingeschaltet worden. „Das können wir auch für die anderen Einheiten tun“, sagte Bürgermeister Lutz Wagner zu.

Die Feuerwehr hat laut Michael Bungarz aber im Dunkeln beispielsweise auch stärkere Probleme, Hausnummern und Hydranten zu finden. Der Rettungsdienst hat laut Ordnungsamtsleiter Nicolas Klein von ähnlichen Problemen berichtet.

Hinzu komme, dass der Transport von Patienten aus einem Haus zum Rettungswagen „im Dunkeln ohne Straßenbeleuchtung nicht selten problembehaftet ist und Gefahren für alle Beteiligten birgt“.

„Gefahr einer Energiemangellage ist abgewendet“

Für die CDU war das Grund genug, die Wiedereinschaltung zu fordern. Zumal die Gefahr einer Energiemangellage – der Auslöser für den Ursprungsentschluss – abgewendet sei. 80.000 Euro an Einsparungen könne auch kein Argument sein, das seien lediglich zwei Euro pro Bürger, betonte Stephan Unkelbach. Die Politik müsse „das Sicherheitsempfinden in der Bevölkerung“ ernst nehmen.

Bernd Schlegel (FDP) sah das ähnlich und wies mit Blick auf die oft als Grund genannte Lichtverschmutzung darauf hin, dass das Wohl von Nachttieren über das der Bevölkerung gestellt werde. Auch die Linkspartei ließ sich laut Andreas Danne von den Argumenten der CDU überzeugen.

Dagegen wies Stephan Bergmann (KöWI) für die Koalition unter anderem darauf hin, dass durch die Abschaltung mehr als 200.000 Kilowattstunden Strom gespart und damit der Ausstoß von Kohlendioxid verringert werden könne.

Thomas Koppe (Grüne) betonte, dass die Abschaltung bisher nicht Ursache irgendwelcher Zwischenfälle gewesen sei. „Es gibt keinen nachgewiesenen Fall“, so Koppe, der mit Blick auf die Kritiker von einer „gefühlten Sicherheit“ sprach. Bergmann forderte, keine Ängste zu schüren und sagte zudem zu, dass man reagieren werde, wenn es größere Probleme geben sollte.

In Gewerbegebieten und an Bahnhaltestellen bleiben die Laternen an

Der von der Koalition beschlossene Antrag sieht vor, dass die Beleuchtung künftig sonntags bis donnerstags von 1 Uhr bis 5 Uhr und freitags und samstags von 2 Uhr bis 5 Uhr ausgeschaltet werden solle. Die Verschiebung um eine beziehungsweise zwei Stunden stelle „die Verhältnismäßigkeit von gebotener Energieeinsparung und dem allgemeinen Nutzen sicher“.

Der Beschluss sieht auch vor, dass die Stadt bei der Straßenbeleuchtung nach und nach bei Reparaturen oder Modernisierungen auf eine technisch moderne Variante mit „Bedarfsbeleuchtung“ durch Bewegungsmelder oder App umstellt.

Seit die Straßenbeleuchtung Ende 2022 nachts abgeschaltet wurde, galt die Regelung von 0 Uhr bis 5 Uhr. Gewerbegebiete, Unterführungen, große Straßenkreuzungen oder die Haltestellen der Stadtbahnlinie 66 sind von der Regelung ausgenommen. Nach Einschätzung von Bürgermeister Lutz Wagner war die seinerzeitige Entscheidung „sorgfältig abgewogen“ worden.