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FührungswechselKlimaneutralität stellt Wohnungsbaugesellschaft in Königswinter vor Herausforderungen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann sitzt am Schreibtisch eines Büros, vor sich eine Tastatur. Im Hintergrund steht ein Regal voller Aktenordner.

„Planung ist das Bohren eines dicken Brettes“: WWG-Chef Andreas Pätz in seinem Büro: Der 62-Jährige geht in den Ruhestand.

Die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter fokussiert sich wieder stärker auf die Immobilienwirtschaft.

Als Dr. Andreas Pätz vor 23 Jahren seinen neuen Job in Königswinter antrat, da war der städtischen Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) von der Politik gerade das neue Schwerpunktarbeitsfeld Wirtschaftsförderung zugewiesen worden.

Jetzt geht der 62-jährige Geschäftsführer Ende Februar nächsten Jahres in den Ruhestand, und der Fokus der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG) verschiebt sich wieder ein Stück weit in Richtung Immobilienwirtschaft.

Der WWG gehören in Königswinter 569 Wohnungen in 76 Häusern

Der Grund: Der Aufsichtsrat der WWG hat 2022 beschlossen, dass das 1953 gegründete Unternehmen bis 2045 klimaneutral sein soll. Das wird ein ordentliches Stück Arbeit. Denn der WWG gehören in Königswinter unter anderem 76 Häuser mit 569 Wohnungen.

Nicht ohne Grund folgt auf Andreas Pätz, von Hause aus Geograph und Stadtplaner, als WWG-Geschäftsführer Christopher Holderbaum, ein Architekt. Pätz will ihn ab dem 2. Januar einarbeiten, wie er in einem Gespräch mit dieser Zeitung sagt.

14 Millionen Euro müssen in die Immobilien investiert werden

Am Tag des Interviews stehen schon Umzugskartons an der Wand gegenüber seines Schreibtisches. Mit Blick auf die Ziele CO2-Reduzierung und Klimaneutralität sei die städtische WWG schon jetzt „ein Stück weit Vorreiter“, betont Andreas Pätz.

Das Unternehmen habe gemeinsam mit dem Verband der Wohnungswirtschaft aus Bayern die technischen Notwendigkeiten („Was müssen wir mit unseren Wohnungen und Gebäuden machen?“) und die Kosten dafür in den nächsten 20 Jahren ermittelt.

Unterhalb der Ruine des Drachenfels' steht das Restaurantgebäude.

Der Glaskubus auf dem Drachenfelsplateau, der seit 2011 den Betonklotz aus den 1970er Jahren ersetzt, war eines der prominenten Projekte in der Amtszeit von WWG-Chef Andreas Pätz.

Und das Ergebnis? Rund 14 Millionen Euro müssen – Stand heute – investiert werden. „Das ist in etwa die Größenordnung“, sagt Pätz. Zur Umsetzung der Ziele gehöre der Umbau der Bestände, aber auch der Abriss von Gebäuden aus den 1950er Jahren und Neubauten an deren Stelle.

Genau das plant die WWG bereits konkret am Stadtgarten im Norden der Stadt. Dieses Projekt bezeichnet der WWG-Chef einmal mehr als „vorbildlich“ für eine Innenverdichtung. Die WWG schaffe auf der gleichen Fläche dreimal so viel Wohnraum wie bisher, sie baue ökologisch in Holzhybridbauweise und mit einem alternativen Verkehrskonzept. „Besser kann man so ein Projekt nicht machen.“

Planung ist das Bohren eines dicken Brettes. Man braucht viel Zeit und Muße.
Dr. Andreas Pätz, Chef der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Königswinter

Andreas Pätz schätzt, dass im Oktober 2024 die Gebäude, in denen vorübergehend ukrainische Flüchtlinge untergekommen sind, abgerissen werden könnten. Dort entstünden 23 öffentlich geförderte und zwei frei finanzierte Wohnungen in zwei neuen Gebäuden.

Dass 2001 der Schwerpunkt auf die Wirtschaftsförderung gelegt wurde, hing seinerzeit mit dem Stadtmarketingprozess zusammen, erinnert sich Pätz. Verwaltung, Bürger und Politik sollten dort gemeinsam Ortsentwicklung vorantreiben. In der Folge seien später unter anderem die „Einkaufszentren“ in Ittenbach und Dollendorf (Proffenweg) geschaffen worden.

Das „Hauptaugenmerk“ der Wirtschaftsförderung lag jedoch auf der Altstadt. „Für mich ist Wirtschaftsförderung nichts anderes als eine vernünftige und ganzheitliche Stadtentwicklungsplanung“, lautet Pätz' Devise.

Dazu passt im Grunde die über mehrere Jahre gelaufene Altstadtsanierung, die auch das Drachenfelsplateau umfasste. Das Plateau hat die WWG vom Land gekauft und 2011 den Betonklotz aus den 1970er Jahren durch einen modernen Glaskubus ersetzt.

Neubau auf dem Drachenfels wurde als vorbildlich ausgezeichnet

Dass die „Stiftung lebendige Stadt“ das Gebäude als „vorbildlichstes öffentliches Bauprojekt“ ausgezeichnet hat, macht den WWG-Chef immer noch ein Stück weit stolz.

Ist er zufrieden mit seiner Bilanz der Altstadtentwicklung? „Die Belebung des Einzelhandels als klassische Aufgabe der Wirtschaftsförderung ist etwas, das lange Zeit braucht“, sagt Andreas Pätz. Und es brauche Eigentümer, die bereit seien, zu investieren.

Mehrere zweigeschossige Häuser mit weißen Fassaden stehen im Süden der Stadt Königswinter am Stadtgarten.

Die Gebäude aus den 1950er Jahren am Stadtgarten sollen durch einen Neubau ersetzt werden.

Er habe damals gedacht, dass die Altstadtsanierung eine gute Möglichkeit sei, weil auch Fördermittel für die Sanierung von Wohngebäuden flossen. Und es hätten ja um die 60 Hauseigentümer Zuschüsse angenommen. „Aber es hat nicht den Schwung gebracht, den ich mir erhofft habe“, sagt Andreas Pätz.

Die Altstadtsanierung sei auch zu früh beendet worden. Das stattdessen aufgesetzte integrierte Handlungskonzept habe „nicht so scharfe Instrumente“. Leerstände in der Altstadt gebe es jedoch inzwischen relativ wenig, meint der Wirtschaftsförderer.

Am Kirchplatz in Oberpleis hat sich in 20 Jahren nichts getan

Das Problem seien nach wie vor einige Eigentümer, die nicht bereit seien, an der Situation etwas zu ändern. „Wir haben ja mittlerweile Kontakt zu allen und wir arbeiten sehr eng mit den Altstadtmanagern zusammen, um gemeinsam auf die Eigentümer zuzugehen.“

Aber das sei extrem schwierig. „Planung ist das Bohren eines dicken Brettes. Man braucht viel Zeit und Muße“, weiß Andreas Pätz. Ein Beispiel dafür ist der Kirchplatz Oberpleis. Die WWG hat gemeinsam mit dem Werbekreis schon in den Jahren 2003 und 2004 einen ersten Plan zur Umgestaltung des Kirchplatzes erarbeiten lassen. Bis heute ist das Projekt allerdings nicht umgesetzt. Auch weil es keine Fördermittel gab.