AboAbonnieren

HochzeitsfotografenWie ein Ehepaar aus Königswinter sein gesamtes Leben im Wohnmobil verbringt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Wohnmobil steht vor einer kahlen Hügelkette, die Wolken im Hintergrund scheinen gelblich.

Der Camper von Octavia und Klaus Oppermann mitten in der Natur.

Octavia und Klaus Oppermann aus Königswinter leben und arbeiten in einem Wohnmobil. Ihre Spezialität ist die Hochzeitsfotografie in der Natur.

Das „Womo“ von Octavia und Klaus Oppermann hat schon ein paar Jahre seinen Dienst verrichtet. 2006 wurde das Wohnmobil der Marke Hymer gebaut. Rund 141 000 Kilometer stehen inzwischen auf dem Tacho. Klaus Oppermann hat das 6,40 Meter lange, top gepflegte Gefährt allerdings mit ein paar Extras ausgestattet.

So hat er auf dem Dach Solarpanels installiert, die es sogar ermöglichen, in dem „mobile home“ selbst Brot zu backen. Außerdem hat er dafür gesorgt, dass man von einer Dachterrasse aus die Natur genießen kann. Sie stünden oft frühmorgens auf, um von dort den Sonnenaufgang zu verfolgen. Morgens erfahre man dabei eine „besondere Energie“, sagt die 54-jährige Octavia Oppermann.

Seit 2019 lebt und arbeitet das Paar aus Königswinter im Wohnmobil

Im Falle des Ehepaars aus Königswinter ist der Begriff „mobiles Heim“ indes durchaus wörtlich zu nehmen. Denn seit 2019 leben und arbeiten die beiden in dem jetzt bald 20 Jahre alten Gefährt, das nur rund zehn Quadratmeter Platz bietet. Bis dahin hatten sie in einer „Komfortzone“ gelebt, wie der 56-jährige Klaus Oppermann sagt. Sechs Zimmer mit mehr als 130 Quadratmetern bewohnten sie in seinem Elternhaus in Thomasberg.

Doch 2019 vermieteten sie das Gebäude. Seither seien sie vorwiegend in Mittel- und Südeuropa unterwegs, und zwar „Vollzeit“ als Hochzeitsfotografin und Hochzeitsvideograf. Die beiden haben sich darauf spezialisiert, Brautpaare auch bei freien Trauungen in besonderen natürlichen Umgebungen abzulichten.

Ein Mann und eine Frau vor einem Wohnmobil, dessen Tür offensteht.

Vor ihrem 2006 gebauten Wohnmobil: Klaus und Octavia Oppermann sind vor allem in Süd- und Mitteleuropa unterwegs.

Waldlichtungen, traumhafte Strände, schroffe Klippen oder auch die Wüste zählt das Ehepaar auf seiner Internetseite auf. Octavia Oppermann spricht von „kleinen, intimen Hochzeiten“. Es gehe nicht um große Dekoration oder das große Event. „Es gilt, ihre Liebe zu feiern.“

Für das Paar aus Königswinter ist die Natur „unser Wohnzimmer“, sagt Octavia Oppermann über das gemeinsame Leben im „Womo“, das eine engere Verbindung zur Natur ermögliche. Das Paar hat sich bewusst vom „höher, schneller, weiter“ des modernen Stadtlebens verabschiedet. Sie hielten „stets Ausschau nach magischen Kraftorten in der Natur. Und finden in der Freiheit zu uns und zu unserem wahren Selbst“, schreibt das Paar auf seiner Homepage.

Im Jahr vor Corona starteten die Königswinterer ins neue Leben

2006 haben sich die beiden kennengelernt, seit 2012 sind sie verheiratet. Vor allem Octavia Oppermann hat einen Hang zum Spirituellen, wie sie freimütig einräumt. Sie sei sehr emotional und begeisterungsfähig. Ihr Mann beschreibt sich als eher rational, ausgewogen und fokussiert.

Octavia Oppermann war es, die „im Jahr vor Corona“ die Idee für das neue Leben hatte. Sie kündigte einen gut bezahlten Job bei einer Bank, um als Fotografin zu arbeiten. Klaus Oppermann ist seit 30 Jahren selbstständig, unter anderem als Webdesigner und Kameramann für Reisedokumentationen. Drei Jahre lang war er auch als Kameramann auf dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland tätig.

Das Leben im Camper ermögliche eine größere Nähe zur Natur, man erde sich und sei achtsam, finde innere Ruhe. „Wir leben mit der Natur verbunden“, sagt die 54-Jährige. Deshalb ist dem Paar Umwelt- und Klimaschutz wichtig.

Klaus Oppermann betont, dass der Klimafußabdruck zu zweit in einem Wohnmobil deutlich kleiner sei als in einem großen Haus. Das Paar kauft nach eigenen Angaben auch unterwegs nur regionale und saisonale Projekte. Man nutze Solarstrom, filtere das Wasser und lasse nach einer Übernachtung keine Spuren in der Natur zurück. „Wir verbrauchen im Jahr nur zwölf Kubikmeter Wasser“, so Klaus Oppermann.

Zusammenleben auf engem Raum ist für die Königswinterer kein Problem

Das Zusammenleben auf vergleichsweise engem Raum im Camper ist nach Angaben des Ehepaars kein Problem. Man müsse halt respektvoll miteinander umgehen. Aber man lerne sich intensiver kennen. „Wir sind viel glücklicher als früher“, sagt Octavia Oppermann, die jeden Morgen acht bis zehn Kilometer läuft und 2023 rund 850 Kilometer von Lissabon über Santiago de Compostela nach Finisterre gewandert ist, in 30 Tagen.

Von ihren Jobs als Hochzeitsfotografin und Hochzeitsvideograf kann das Paar nach eigenen Angaben inzwischen sehr gut leben. Zehn bis elf Monate sind sie im Jahr unterwegs. Nach Königswinter kommen sie, um die Eltern zu besuchen oder beispielsweise Arztbesuche zu erledigen.

Auf einer silbernen Schale stehen Blumen, davor liegen Steine und eine Engelsfigur aus Holz.

Häuslich eingerichtet: Blick ins Wohnmobil von Octavia und Klaus Oppermann.

Diese Woche ging es wieder los in Richtung Süden. Diesmal in die Schweiz und in die Toscana. Fünf Kunden hätten ihre Dienste im Juli und August schon gebucht. Insgesamt begleiteten sie in diesem Jahr bisher 13 Ganztageshochzeiten, sagen Octavia und Klaus Oppermann im Gespräch mit dieser Zeitung, für das die beiden ausdrücklich ein Treffen auf einem Waldparkplatz vorgeschlagen haben. Octavia Oppermann kann das Leben, das das Paar aus Königswinter in seinem „Womo“ aus dem Jahr 2006 führt, übrigens sehr knapp auf den Punkt bringen: „Es ist ein Traum.“