Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Details geheimDas ehemalige Sealife in Königswinter wird zu einer „Erlebniswelt“

Lesezeit 4 Minuten
Blick von oben in ein riesiges, frühere Aquariumbecken.

Der größte Teil der Dekoration und der Kulissen sowie die Aquarien blieben nach dem Auszug des Sealife im Gebäude an der Rheinallee.

Die Explorado Group ist „Sieger“ des Interessenbekundungsverfahrens zur Nachnutzung des Sealife. Geplant ist eine „Erlebniswelt“, Details sind noch geheim.

Sie managt unter anderem das Odysseum in Köln, zeigt dort gerade die Ausstellung über die Comic-Helden des Marvel-Universums und hat voriges Jahr mit „Ramses – Das Gold der Pharaonen“ für einen Publikumsrenner gesorgt: die Explorado Group.

Geht es nach dem Willen von Bürgermeister Lutz Wagner und seinem Verwaltungsvorstand, dann wird der Betreiber von Eventeinrichtungen und Ausstellungsmacher im Laufe dieses Jahres ein Standbein in Königswinter haben. Denn die Explorado Group GmbH ist als „Sieger“ aus dem Interessenbekundungsverfahren für die langfristige Nachnutzung des ehemaligen Sealife-Gebäudes an der Rheinallee hervorgegangen.

Explorado halt als einziger Bewerber alle Anforderungen erfüllt

Das Unternehmen habe „als einziger Anbieter alle relevanten Anforderungen erfüllt“, sagte das Stadtoberhaupt am Freitag vor der Presse. Es bringe die notwendige „wirtschaftliche Stabilität“ und damit auch die „gesicherte Finanzierung des Projekts“ mit. Und es habe ein „nachhaltiges Nutzungskonzept“ vorgelegt.

Was genau die Gruppe allerdings im ehemaligen Riesen-Aquarium vorhat, verrieten der Bürgermeister und seine beiden Beigeordneten Torsten Funken und Fabiano Pinto nicht. „Wir können es nur umschreiben“, sagte Lutz Wagner.

Er sprach von einer „innovativen Erlebniswelt mit interaktiven und edukativen Elementen“, in die das ehemalige Sealife umgewandelt werden solle. Wer wisse, was die Explorado in Köln und Oberhausen mache, könne sich „ungefähr vorstellen, mit welchem Angebot sie an uns herangetreten sind“. Und auf Nachfrage: „Sie schaffen eine Erlebniswelt.“

Andreas Waschk, CEO der Explorado Group GmbH, verriet auf Anfrage dieser Zeitung ebenfalls keine Einzelheiten: „Wir befinden uns aktuell in einem entscheidenden Stadium des städtischen Entscheidungsverfahrens. Erst nach dieser Entscheidung können wir Details zu unserem Konzept veröffentlichen.“

Das ovale Gebäude des ehemaligen Sealife Aquariums.

Bleibt erhalten und wird nicht durch einen Neubau ersetzt: das bisherige Sealife-Gebäude,

Mit ein Grund für die Geheimniskrämerei der Stadtspitze: Die Politik hat das letzte Wort und soll zum ersten Mal in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung am 9. April informiert werden, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das letzte Wort hat der Stadtrat, der regulär das nächste Mal am 19. Mai tagt. Angesichts der Bedeutung des Projekts schlossen Lutz Wagner und Torsten Funken aber eine Sondersitzung auch des Hauptausschusses nicht aus.

Das Riesenaquarium an der Rheinallee war 17 Jahre nach seiner Eröffnung zum 31. Dezember 2022 geschlossen worden. Im Frühjahr übernahm die Stadt den speziellen Bau, und ab 2024 startete sie eine Interimsnutzung von Teilen des Gebäudes, beispielsweise für Ausstellungen oder kleine Konzerte.

Die Stadt Königswinter spart Nebenkosten und Unterhaltung

Kurz vor Karneval begann ein Interessenbekundungsverfahren für die langfristige Nachnutzung des Objektes, auf das drei Anbieter reagierten. Die zwei Mitbewerber der Explorado – laut Wagner ein Event- und ein Klimaschutzprojekt – hätten nicht die verlangte wirtschaftliche Leitungsfähigkeit vorweisen können, so Fabiano Pinto.

Ziel sei es gewesen, für das ehemalige Sealife, das quasi am Eingangstor zur Stadt Königswinter liege, eine „dauerhafte Nutzung ohne Risiko für die Stadt“ zu bekommen. Außerdem sollte ein touristisch attraktives Konzept vorgelegt werden.

Explorado werde ein modernes Buchungssystem mitbringen, das die Besucherströme so lenken werde, dass die Menschen nicht Schlange stehen müssten. Das Gebäude werde an den Anbieter übergeben, sodass die Stadt Königswinter von den Nebenkosten, der Grundsteuer und dem Unterhalt des Gemäuers entlastet werde. Das Unternehmen werde einen niedrigen sechsstelligen Betrag an Miete zahlen, so Wagner.

Von dem neuen Projekt, das zwölf Monate im Jahr geöffnet sein werde, würden die Altstadt und mit ihr die dortigen Geschäfte profitieren. „Wenn der Rat unserem Vorschlag folgt, schaffen wir einen Anziehungspunkt, der auch für die Menschen in der Region einen weiteren Anlass bietet, nach Königswinter zu kommen.“

Blick in eine Ausstellung zu den Marvel-Comicfiguren.

m Odysseum in Köln, ein Haus der Explorado Group, läuft zurzeit die Ausstellung „Universe of Super Heroes“.

Einen Zeitpunkt für eine Eröffnung konnten Lutz Wagner und seine beiden Beigeordneten nicht nennen. Es solle aber „sehr zügig passieren“. Klar ist bisher nur, dass die letzten Veranstaltungen im Rahmen der Zwischennutzung Ende Juni/Anfang Juli stattfinden. Die Zeit danach hatte die Verwaltung schon nicht mehr vergeben.

Die historische Bedeutung des Ortes und seine anhaltende touristische Anziehungskraft bieten eine hervorragende Grundlage für innovative Projekte
Andreas Waschk, CEO der Explorado Group

In der Ausschreibung war den Interessenten aufgegeben worden, dass sie alle Investitionen in das Spezialgebäude selbst stemmen müssen. Als Vertragsdauer waren fünf Jahre mit der Option auf eine Verlängerung um weitere fünf Jahre angegeben worden. Nach Einschätzung von Explorado-Chef Andreas Waschk bieten „die historische Bedeutung des Ortes und seine anhaltende touristische Anziehungskraft eine hervorragende Grundlage für innovative Projekte“.

Der CEO über die Drachenfelsstadt, die er selbst gut kenne und oft besucht habe: „Ich sehe hier ein immenses Potenzial, um sowohl lehrreiche als auch unterhaltsame Inhalte in einem besonderen Kontext zu präsentieren und damit ein breites und vielfältiges Publikum zu begeistern.“