„Glasfaserkrieg“ im BerggebietVorerst keine Lösung am runden Tisch

Der geplante Glasfaserausbau im Königswinterer Bergbereich sorgt derzeit für große Verunsicherung.
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Königswinter – Beim „Glasfaserkrieg“ zweier konkurrierender Unternehmen im Berggebiet ist wohl vorerst keine diplomatische Lösung in Sicht. Weder die Deutsche Glasfaser aus Borken noch die Disquom Funk GmbH aus Königswinter sind zu einem gemeinsamen Gespräch am runden Tisch bereit, wie die Stadtverwaltung sowohl bei einer Pressekonferenz zum Thema „Glasfaserausbau im Bergbereich“ als auch in der Ratssitzung am Montagabend erklärte.
Es herrsche eine große Verunsicherung, zehn bis 15 Bürger würden täglich anrufen, berichtete der Technische Dezernent Theo Krämer. Beide Unternehmen wollen das Berggebiet mit Glasfaser versorgen – vorausgesetzt mindestens 40 Prozent der Haushalte beteiligen sich am Ausbau.
Im Berggebiet herrscht ob der Konkurrenz die Sorge, dass die Unternehmen einander die Kunden abspenstig machen und sich am Ende doch nichts in Sachen Glasfaser tut. Die Stadt ist deshalb nun um Aufklärung bemüht. „Wir wollen ein bisschen Transparenz in die Sache bringen“, sagte Theo Krämer am Montagabend.
Betroffene Orte
Die Deutsche Glasfaser will in einer ersten Phase Vinxel, Stieldorf und Oelinghoven sowie Rauschendorf mit Glasfaser versorgen. In Phase zwei sollen Bennerscheid, Berghausen und Willmeroth, Eisbach und Frohnhardt, Hohnerberg und Quirrenbach Pützstück und Sand, Rostingen, Sassenberg, Thelenbitze und Pleiserhohn, Uthweiler und Niederbuchholz sowie Eudenbach folgen. Nicht zuletzt sollen auch die Gewerbegebiete Oberpleis Nord und Süd erschlossen werden.
Disquom will Bennerscheid, Eudenbach, Hühnerberg, Komp, Gratzfeld, Quirrenbach, Rostingen, Sassenberg, Kochenbach, Sand, Pützstück, Rübhausen, Waschpohl, Uthweiler, Niederbuchholz, Pleiserhohn, Thelenbitze, Eisbach, Frohnhardt, Willmeroth, Faulenbitze, Schnepperoth, Sandscheid, Kotthausen und Berghausen versorgen.
Wie läuft die Versorgung im Bergbereich zurzeit?
Wenn man vom Königswinterer Bergbereich und der Versorgung mit Breitband spricht, dann ist immer wieder von „weißen Flecken“ die Rede. Zwar hat sich Disquom-Geschäftsführer Daniel Gerlach gegenüber der Rundschau gegen diesen Begriff gewehrt – die Königswinterer Firma versorge in ihrem Hauptstammgebiet die kleinen Orte mit 50 Mbit –, dass eine Verbesserung durch Glasfaser notwendig ist, darüber scheinen sich die Akteure jedoch grundsätzlich einig zu sein.
Was hat die Stadt bisher unternommen?
Der Stadtrat hat am 26. November 2018 einstimmig beschlossen, einen Kooperationsvertrag mit der Deutschen Glasfaser abzuschließen. Wenn das nötige Quorum erreicht werden sollte, würde das Unternehmen den Ausbau im Berggebiet vorantreiben – ohne, dass der Stadt kosten entstehen sollen. Abgeschlossen wurde der Vertrag nach Angaben der Stadt am 26. April 2019. Am 12. September habe die Verwaltung Disquom informiert und die Deutsche Glasfaser sowie das Königswinterer Unternehmen zur Zusammenarbeit aufgefordert. Am 8. November habe dann ein Gespräch mit der Deutschen Glasfaser zur Abstimmung der Nachfragebündelung stattgefunden. Bürgermeister Peter Wirtz habe dem Unternehmen am 11. Dezember ein Unterstützungsschreiben übergeben, erst am 19. Dezember will die Stadt von den Plänen der Firma Disquom erfahren haben. Anschließende Bemühungen, beide Unternehmen an einen runden Tisch zu bringen, seien am 22. Januar als gescheitert angesehen worden.
Warum gibt es keine gemeinsamen Gespräche?
Die Lage sei misslich, so Bürgermeister Peter Wirtz im Rat, „aber das ist Marktwirtschaft, die man nicht verhindern kann“. Misslich ist die Situation wohl aber auch deshalb, weil es Unstimmigkeiten zwischen Stadt und der Firma Disquom gab. Wie berichtet, gab Gerlach gegenüber der Rundschau an, erst im November über die Ausbaupläne von Stadt und Deutsche Glasfaser erfahren zu haben. Kritik gab es vonseiten des Geschäftsführer auch wegen des Unterstützungsschreibens von Bürgermeister Wirtz pro Deutsche Glasfaser. Dieser ist nun jedoch bemüht darum, die Wogen zu glätten. „
Wir sind mit Disquom im Gespräch, die Firma soll auch ein Unterstützerschreiben von der Stadt bekommen“, wie Wirtz bei der Pressekonferenz und im Stadtrat betonte. Darüber hinaus seien Einzelgespräche mit beiden Unternehmen geplant.
Was passiert, wenn keiner die 40-Prozent erreicht?
Wie im Stadtrat deutlich wurde, will man zunächst abwarten, wie sich die Einzelgespräche und die Nachfragebündelung entwickeln werden. Die Deutsche Glasfaser liegt für Phase 1 (siehe Infokasten) zurzeit bei einer Quote von zwei Prozent (Stand: 24. Januar), Disquom liegt laut Gerlach bei durchschnittlich 18,5 Prozent (Stand: 22. Januar). Die Stadt will in jedem Fall eine Förderung beim Kreis beantragen, mit der alle heutigen Haushalte im gesamten Stadtgebiet mit einer Bandbreite von weniger als 30 Mbits sowie alle derzeitigen Gewerbegebiete ohne Glasfaseranschluss in Königswinter mit Glasfaser versorgt werden sollen. Im Gegensatz zu einem von einem der beiden Unternehmen durchgeführten Ausbau, der kostenlos für die Stadt wäre, müssen für die Förderung Mittel von maximal 500 000 Euro im Haushalt angemeldet werden. So sollen auch dann, wenn eines der Unternehmen die 40 Prozenterreicht, alle Orte mit Glasfaser versorgt werden können. „Wir sind es der Bevölkerung schuldig, für ein flächendeckendes Netz zu sorgen“, so Bürgermeister Wirtz.
Die Stadt Königswinter rät Bürgern, sich direkt an die Unternehmen zu wenden, um offenen Fragen zu klären.