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Gerätehäuser mit MängelnBrandschutzbedarfsplan für Königswinter liegt als Entwurf vor

Lesezeit 4 Minuten
Gerätehaus

"Ent­spricht nicht den heutigen An­sprü­chen", heißt es im Brand­schutz­be­darfs­plan über das Ge­rä­tehaus in der Altstadt. 

Königswinter – Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Königswinter hat mit ihren Gerätehäusern in Oberdollendorf (aus dem Jahr 2012), Bockeroth (2010) und vor allem Uthweiler (2019) vergleichsweise junge Einrichtungen. „Es entspricht nahezu allen heutigen Ansprüchen und Normen“, schreiben die Autoren des Entwurfs des neuen Brandschutzbedarfsplans beispielsweise über das quasi funkelnagelneue Gerätehaus für den Löschzug Uthweiler.

Doch es geht auch anders. Beispiel Altstadt: Das Gerätehaus in der Rettungswache Altstadt entspreche „nicht den heutigen Ansprüchen, insbesondere unter dem Gesichtspunkt ,sicherer Feuerwehrdienst’“; es entspreche in kaum einem Punkt den aktuellen DIN-Normen. Ähnlich lautet die Zustandsbeschreibung für die Gerätehäuser der Löscheinheiten Eudenbach und Ittenbach.

Nicht ungefährlich für die Einsatzkräfte: „Der Weg zwischen den Parkplätzen und dem Zugang in das Gerätehaus kreuzt den Fahrweg ausrückender Fahrzeuge“, so der Brandschutzbedarfsplan.

„Unverzüglich“, schreiben die Autoren des Kölner Büros „antwortING Beratende Ingenieure PartGmbB“ in ihrer Zusammenfassung, sollten die im Bericht „aufgeführten Mängel an den Standorten der Feuerwehr der Stadt Königswinter“ beseitigt werden. „Dabei sind Defizite, die eine sichere Ausübung des Feuerwehrdienstes ver- oder behindern, zu priorisieren.“

Fachleute sehen eindeutigen Handlungsbedarf

In den Wachen Altstadt und Eudenbach etwa gibt es in den Umkleiden keine Schwarz-Weiß-Trennung, also eine Trennung von Privatkleidung und bei Einsätzen möglicherweise kontaminierter Einsatzkleidung. Und für Eudenbach heißt es unter anderem: „Um in den Keller zu gelangen, muss eine Treppe mit 180-Grad-Kurve genutzt werden. Die Stufen haben nicht die gleiche Tritthöhe und stellen eine Stolpergefahr dar.“ Die eindeutige Empfehlung der Fachleute: „Handlungsbedarf ist gegeben.“ Vieles indes, stellt Feuerwehrleiter Michael Bungarz im Interview fest (siehe nächste Seite), sei bereits auf den Weg gebracht worden.

Eigentlich lag der Entwurf des aktuellen Brandschutzbedarfsplans jüngst dem Haupt- und Finanzausschuss vor, doch der hat das Thema aus Zeitgründen – die langwierigen Haushaltsberatungen standen an – zunächst einmal vertagt. „Die Verwaltung wird beauftragt, die aufgeführten Maßnahmen in den kommenden fünf Jahren sukzessive umzusetzen“, hieß es im Beschlussvorschlag.

Der Maßnahmenkatalog umfasst nicht nur die Gerätehäuser, sondern beispielsweise auch die Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen (der Bestand wird als bedarfsgerecht und „tendenziell jung“ bewertet), das Rekrutieren neuer Mitglieder oder die „Fortführung einer effektiven Jugendarbeit und Mitgliederwerbung an allen Standorten“, wobei die Feuerwehr Königswinter ja mit ihrer Jugendfeuerwehr und der 2018 gegründeten Kinderfeuerwehr die Bedeutung der Nachwuchsarbeit längst erkannt hat.

Fakten

Zur Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Königswinter gehören (Stand 31. Dezember 2020) die Löschzüge Altstadt (44 Mitglieder im aktiven Dienst), Ittenbach (41), Oelberg (40), und Uthweiler (40) sowie die Löschgruppen Niederdollendorf (45), Oberdollendorf (42), Bockeroth (37) und Eudenbach (32). Insgesamt hat die Feuerwehr laut Homepage 566 Mitglieder, darunter 106 in der Jugendfeuerwehr und 18 in der Kinderfeuerwehr. (csc)

Die Stadt Königswinter müsste laut Paragraf 10 des Gesetzes über den Brandschutz, die Hilfeleistung und den Katastrophenschutz NRW (BHKG) als mittlere kreisangehörige Stadt eigentlich eine ständig besetzte Feuerwache betreiben, also hauptamtliche Kräfte beschäftigen. Die Bezirksregierung kann aber Ausnahmen zulassen, wenn der Brandschutz und die Hilfeleistung gewährleistet ist. „Eine solche Ausnahmegenehmigung nach Paragraf 10 BHKG NRW gibt es jedoch für die Stadt Königswinter derzeit nicht“, schrieb die Verwaltung in der Sitzungsvorlage für den Hauptausschuss . Der derzeitige Zustand, dass „nur“ eine Freiwillige Feuerwehr vorgehalten werde, sei durch die Aufsichtsbehörden lediglich geduldet. Um die Ausnahmegenehmigung zu bekommen, sei ein vom Rat beschlossener Brandschutzbedarfsplan notwendig.

Interview mit Michael Bungarz, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter

Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Punkt im Brandschutzbedarfsplan?

Dass die Schutzzieldefinitionen überarbeitet worden sind. Sie sind jetzt abgestimmt auf die jeweilige Situation vor Ort, wir können das Stadtgebiet von Königswinter detaillierter betrachten.

Warum ist das gut?

In Städten mit Industriegebieten gibt es ein anderes Gefahrenpotenzial als in ländlichen Strukturen. Entsprechend sind die Zielerreichungsgrade leichter zu schaffen: Auf dem Land muss eine Staffel (sechs Leute) in acht Minuten als erstes vor Ort sein, in dichter bebauten Gebieten eine Gruppe (neun Leute).

Ich hätte vermutet, dass Sie die im Gutachten festgestellten Mängel in einigen Gerätehäusern ansprechen...

..das ist längst auf den Weg gebracht. Die baulichen Probleme werden alle angegangen. Für die Altstadt etwa ist eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, ob der Platz am Standort des heutigen Gerätehauses mit der Wache ausreicht für den Bau einer neuen Rettungswache. Für Ittenbach wird geprüft, ob die Halle so gedreht werden kann, dass die Alarmausfahrt Richtung Christophorusplatz führt. Und für den Standort Oelberg sind Mittel für die Schwarz-Weiß-Trennung im Haushalt eingestellt.

Wegen der Nachwuchsförderung muss sich die Feuerwehr Königswinter keine Vorwürfe machen, oder?

Nein. Wir haben seit Jahren stabil um die 330 Aktive in der Feuerwehr, eine gute Zahl. Unsere Jugendfeuerwehr hat konstant um die 100 Mitglieder, da könnten es ruhig noch ein paar mehr sein. Und bei der 2018 gegründeten Kinderfeuerwehr mussten wir einen Aufnahmestopp erlassen. Viele Kinder würden dort gerne noch mitmachen, aber unsere Kapazitäten sind begrenzt.