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Gastrotipps aus Bonn/ Rhein-SiegDie deftige Küche Osteuropas

Lesezeit 6 Minuten
Gastro Weber in Alfter, Foto Petra Reuter

Rote Tischdecken, bulgarische Trachten – die Dekoration bei Weber am Bähnchen ist traditionell.

Michael Sachse hat diesmal Restaurants besucht, die Leckeres aus Bulgarien, Böhmen und Polen anbieten. Neben Fleischgerichten auch Vegetarisches im Angebot.

Die Küche Osteuropas ist bei uns kaum präsent. Man muss schon eine Weile suchen, um ein Lokal zu finden, in dem Spezialitäten aus dem Osten unseres Kontinents serviert werden. Dabei geht es geografisch um ein großes Gebiet, das sich über viele Länder erstreckt. Aber trotz dieser Weitläufigkeit scheint es eine Gemeinsamkeit zu geben: Egal ob in Polen, Bulgarien oder Tschechien – bei unseren Nachbarn im Osten wird bevorzugt deftig gespeist.

Bulgarisches Restaurant Weber am Bähnchen in Alfter

Familie Kehayov stammt aus Smolyan, einer Stadt im Süden Bulgariens. Seit November 2018 betreiben Vater und Sohn das bulgarische Restaurant Weber am Bähnchen in Alfter. Sie sind die einzigen kulinarischen Botschafter ihrer Heimat in Nordrhein-Westfalen. Kein Wunder, dass sie ihre Gäste aus einem großen Einzugsgebiet rekrutieren. Bevor sie ins Vorgebirge gekommen sind, haben Vater Dinko und Sohn Nikolay in verschiedenen Bonner Restaurants Erfahrungen gesammelt. Dass sie sich vor gut vier Jahren in Alfter niedergelassen haben, war eher ein Zufall. „Das Lokal stand leer, und wir haben gerade nach einer passenden Gelegenheit für den Start in die Selbstständigkeit gesucht“, erzählt Nikolay Kehayov.

Der Standort direkt an der Haltestelle der Linie 18 hat sich bewährt. „Für unsere Gäste sind die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die guten Parkmöglichkeiten und die Nähe zur Autobahn vorteilhaft“, so Kehayov. Die Gastgeber verfügen über 65 Sitzplätze im Restaurant und können darüber hinaus im Sommer eine Terrasse hinter dem Haus nutzen, auf der weitere 60 Gäste Platz finden. Die Einrichtung der Traditionsgaststätte wird von Holz dominiert. Rote Decken zieren die Tische, traditionelle bulgarische Trachten drapiert auf einem Schafsfell und etliche landwirtschaftliche Utensilien schmücken die Wände. Den Speiseplan dominieren Grillgerichte. Doch das ist längst nicht alles. Joghurt, Schafskäse und Quark sind ebenso beliebt. Zusätzlich kann die Speisekarte mit mehreren Salaten aufwarten.

Dazu zählt Schopska-Salat mit Tomaten, Gurken, Oliven, gebratener Paprika, gegrilltem Kuhmilchkäse und Zwiebeln (6,90 Euro). Unter den traditionellen bulgarischen Gerichten findet der Gast unter anderem Sarmi, Hackfleischbällchen und Reis in Weißkohlblättern (8,90 Euro), oder geschmortes Rindfleisch nach Omas Rezept (18,90 Euro). Gegrilltes wird gerne am Spieß serviert. Schaschlik mit Zwiebeln, Paprika und Champignons, dazu Pommes und Salat vom Schwein (16,90 Euro), vom Rind (21,90 Euro) und von der Hähnchenbrust (17,90 Euro) sind typische Beispiele. Bulgarische Weine fristen bei uns weitgehend ein Schattendasein. In Alfter hingegen haben sie eine Bühne. Im Südosten Europas versteht man viel vom Weinanbau. Die Gebiete durchziehen das gesamte Land von der Donauregion im Norden über die Schwarzmeerküste im Osten bis hin ins Thrakiatal im Süden. Vom Weingut der Minkov Brothers aus der Region um die Stadt Karnobat zum Beispiel kredenzen die Kehayovs neben Merlot, Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc auch einen Rotwein, der auf der Traube Mavrud basiert, einer der ältesten bulgarischen Rebsorten. Bulgarisches Restaurant

Weitere Informationen: Weber am Bähnchen, Im Benden 2, 53340 Alfter, Telefon (0 22 22) 979 98 30, montags und mittwochs bis freitags ab 18 Uhr sowie samstags und sonntags ab 17 Uhr.

Restauracja Polonia in Bonn-Endenich

Natürlich bieten wir auch Alternativen für unsere vegetarischen Gäste. Aber Fleisch ist bei uns tonangebend“, verrät Phillip Fornal eine Parallele zur bulgarischen Küche. Der Chef des Restaurants Polonia in Endenich und sein Team haben 2016 das ehemalige Schützenhäuschen übernommen und zunächst versucht, mit böhmischen Gerichten zu überzeugen. Doch schnell haben sie ihr Konzept korrigiert. Seitdem werden Mahlzeiten polnischer Herkunft zubereitet. Schließlich stammt Familie Fornal aus Ostroda in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. „Damit sind wir authentisch, was von den Gästen honoriert wird“, so Fornal. Das Ambiente des früheren Schützenhäuschens mussten die Fornals kaum verändern. Die Holzverkleidung und die massive Theke gab es schon vorher. Der Boden ist mit großen Teppichläufern ausgelegt.

Kombiniert mit zahlreichen Ölgemälden, Ziegelsteinwänden, Holzbänken und -stühlen sowie rot-weiß karierten Gardinen verströmt das Restaurant eine gemütliche, nahezu alpine Atmosphäre, in der sich bis zu 90 Gäste niederlassen können. Ein kleiner Saal und zwei Kegelbahnen komplettieren den Spielraum. Die Vielfalt deftiger Kreationen offenbart sich schon beim Blick auf das Angebot an Suppen und Vorspeisen: Polnischer Krauttopf, Sauermehlsuppe mit Wurst, Kartoffeln und Ei oder Rote-Bete-Suppe mit zwei Teigtaschen (je 6,90 Euro) sind typische Beispiele. Eine polnische Spezialität sind „Pierogi“. Die Teigtaschen werden in Endenich beliebig variiert. Es gibt elf verschiedene Füllungen, etwa mit Rindfleisch und Preiselbeeren (15,90 Euro), Kartoffeln und Frischkäse (14,90 Euro) oder Entenfleisch (16,90 Euro). Auch die süße Variante mit Heidelbeeren (14,90 Euro) wird nicht nur als Dessert aufgetischt.

Der Blick auf die Hauptgerichte dürfte vor allem bei Fans von Fleischgerichten ankommen: Schweinebraten mit Kartoffeln oder Buchweizengrütze und Salat, Schweinegulasch mit Kartoffelklößchen und Salat (je 16,90 Euro) oder Geflügelleber in Brandy mit Äpfeln, Zwiebeln und Stampfkartoffeln (14,90 Euro) sind drei von zahllosen Beispielen. Vegetarier können sich unter anderem über Kohlrouladen gefüllt mit Champignons und Buchweizengrütze in Jägersauce an gestampften Kartoffeln (15,90 Euro) freuen. Sechs Fassbiere sorgen für die passende Begleitung. Aus den Hähnen fließen Peters Kölsch, Radeberger Pils, Pilsener Urquell, Tyskie sowie Krusovice hell und dunkel.

Weitere Informationen: Restauracja Polonia, Endenicher Straße 298, 53121 Bonn, Telefon (0228) 88 66 20 41, montags bis freitags 17.30 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags 13 bis 22 Uhr. restauracja-polonia.de

Gasthaus Drachenburg in Bonn

Böhmische Gaumenfreude garantiert David Licka in Bonns südlichstem Stadtteil Mehlem. Der Betreiber des Gasthauses Drachenburg stammt aus der Region um die Stadt Iglau. 1999 begann Licka seine Karriere im Gasthaus, zunächst als Kellner. Zehn Jahre später übernahm er selbst die Regie. Die Einrichtung ist gleichfalls gemütlich-rustikal, was mit der deftigen böhmischen Küche harmoniert. Der Besuch des Lokals steht vor allem bei Fans von Soßen und Knödeln hoch im Kurs. Gekocht wird vornehmlich nach Großmutters („Babickas“) Rezepten.

Vorweg bietet sich eine klare Rinderkraftbrühe mit Fleischklößchen (4 Euro) oder überbackener Schafskäse mit Tomaten und Zwiebeln (8,90 Euro) an. Zu den böhmischen Spezialitäten zählen „Svickova“, Rinderbraten gespickt mit Speck in Gemüserahmsoße, Semmel- und Serviettenknödeln (14,80 Euro) oder „Prager Schusterjunge“, zwei Schweineschnitzel im Kartoffelpufferteig paniert, mit Salat (13,80 Euro). Dann locken landestypische Nachspeisen wie Povideltaschen mit Mohn und zerlassener Butter (6,50 Euro) oder Palatschinken mit Marmelade, Eis und Sahne (6,80 Euro). Neben einer ordentlichen Auswahl an südmährischen Weinen bieten sich tschechische Biere an.

Weitere Informationen: Gasthaus Drachenburg, Mainzer Straße 152, 53179 Bonn, Telefon (0228) 34 91 59, täglich außer montags 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr. gasthaus-drachenburg.de