„Fabrik 45“Ein Ort für Künstler und Ideen

Beim August-Macke-Fest im vergangenen Sommer ging die Fabrik 45 erstmals an die Öffentlichkeit. Mittlerweile haben dort schon eine Reihe regionaler Künstler ihre Ausstellungen platziert.
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Bonn – Das Wort Kiez mag seinen Ursprung in Berlin haben, aber ins Macke-Viertel passt es auch, in Teilen zumindest. Das Macke-Haus steht da schon lange, mittlerweile sitzen in dem Quartier der Kunstverein, das Kult 41, die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung. Und fragt man Christof Domrowe, gehören auch das unter Denkmalschutz stehende Frankenbad und die Moschee am Hochstandenring dazu. Die Atmosphäre hat aber auch etwas Abgewracktes mit der Viktoriabrücke und ihren mit Graffiti besprühten Pfeilern und Wänden. Christof Domrowe und Natascia Cuschié haben das Viertel um den jüngsten kulturellen Anlaufpunkt erweitert: die Fabrik 45 am Hochstandenring.
Dort geben sich regionale Künstler die Klinke in die Hand. Bilder von jungen Leuten, welche von alten. Ein Professor der Alanus-Hochschule Alfter arbeitete dort mit Videobeamern, Michael Koslar las Charles Bukowski auf Kölsch (dazu auch noch Musik), ein Fotografie-Workshop setzt sich mit dem urbanen Leben rund um das Viertel am Rande der Altstadt auseinander, und bei der Cheap Art (Billig-Kunst) im November diente die Fabrik als „Deluxe“-Raum für die „teureren“ Kunstwerke zwischen 100 und 1000 Euro. Die Leute standen Schlange, um reinzukommen.
„Es ist ein offenes Konzept und eine Altstadtsache“, sagt Natascia Cuschié. Die Künstler kommen, sie gehen. Sie erhalten die Schlüssel. Dann machen sie einfach. „Wo gibt es sowas noch?“, fragt Christof Domrowe. „Da ist viel Potenzial, aber man sieht es nicht, wenn es keine Ausstellungsfläche gibt.“ Die Fabrik 45 soll das ändern. Sie soll auch Kontinuität ausstrahlen, denn einen Hort auf Zeit für junge Kreative, den hat es in der Vergangenheit in Bonn immer wieder gegeben: die Bar Ludwig im alten Hotel Beethoven am Rhein beispielsweise (die nun in der Maxstraße neu eröffnet hat).
Genau wie das Hotel war auch das heutige Atelier am Hochstadenring dem Abriss geweiht, nachdem dort eine Werkstatt für Behinderte ausgezogen war. Die Werkshallen, in denen zuvor Heftpflaster und Mullbinden hergestellt wurden, hatten es eigentlich hinter sich. Bis Domrowe und Cuschié auftauchten. „Die Idee ist zu uns gekommen. Wir standen da und überlegten, was man hier machen kann“, berichten beide. Im Mai dann die offizielle Eröffnung beim Macke-Fest. „Es ging schneller als wir dachten.“
Domrowe sieht sich als „Macher“. Er sieht, was fehlt in seinem Viertel. Zweimal hat er im Kulturausschuss gesessen wegen einer möglichen Finanzierung. Er schiebt keinen Groll gegen die Politik, weil sie der privaten Szene hohe Auflagen macht, wenn es ums liebe Geld geht. „Es ist nur so, dass private Sponsoren, wenn sie für eine Sache brennen, unkomplizierter sind. Den städtischen Raum müssen wir mitgestalten.“
Die Fabrik 45 ist ein privat getragenes Projekt, sowohl der Ankauf als auch der laufende Betrieb ist nicht an die kommunale Fürsorge gebunden. Das macht unabhängig. Zumal alle Künstler, die dort ausstellen wollen, die Räume kostenlos nutzen können. Für die Heizung fallen vielleicht mal 50 Euro an, „aber nicht jeder kann die zahlen“, erklärt Coschié. Sprich: Sie lassen Fünfe gerade sein.
Bald soll die Viktoriabrücke nebenan saniert werden. Ob die Straßenführung anschließend eine gelungenere Anbindung zwischen Macke-Haus, Kunstverein, Kult 41 und der Fabrik 45 zulässt, ist fraglich. Den Verkehrsknotenpunkt Bornheimer Straße, Hoch
stadenring passieren Tausende Autos täglich. Es ist eine Aufgabe für Macher.