Heimatforscher und Autor Wilhelm Hermann legt die Broschüre „1945 – Kriegsende in Rösberg und am Vorgebirge“ vor und bietet mehrere Vorträge an.
Zeitzeugen waren die wichtigste QuelleWilhelm Hermanns Vorträge beleuchten die letzten Kriegstage in Rösberg

Wilhelm Hermann hat jetzt eine Broschüre über das Kriegsende 1945 in seiner Heimat Rösberg geschrieben und mit zahlreichen eigenen Zeichnungen illustriert.
Copyright: Margret Klose
Die aktuelle Stimmung im Land hat den Rösberger Heimatforscher und Autor Wilhelm Hermann veranlasst, die Geschehnisse der letzten Monate des Zweiten Weltkriegs in Rösberg aufzuschreiben. So entstand die Broschüre „1945 – Kriegsende in Rösberg und am Vorgebirge“. Druckfrisch liegen ihm jetzt die ersten Exemplare vor. Für die Menschen im Vorgebirge und in Rösberg war der Krieg schon gut zwei Monate früher zu Ende, bevor die Waffen auch in Europa am 8. Mai 1945 endlich schwiegen und vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende war.
Hermann berichtet unter anderem von der Versorgungslage der Bevölkerung und von der Flakstellung in Rösberg. Er beschreibt die Ängste und die Nöte der Menschen vor den Bombardierungen aus der Luft. Ausführlich widmet er sich auch dem Tag der Befreiung, dem 5. März 1945, als die amerikanischen Soldaten des 1. US-Army, des 16. Infanterie-Regiments und der 9. US-Panzerarmee in Rösberg und dem Vorgebirge einmarschierten und die Menschen vom Nationalsozialismus befreiten. Wilhelm Hermann hat bereits einige Hefte geschrieben und dabei Besonderheiten seiner Heimat herausgestellt. So entstanden Broschüren unter anderem über die Fenster der Rösberger Pfarrkirche, über den Rösberger Hobby-Fotografen Hans Schmitz und das 100-jährige Bestehen des Rösberger Wasserturms.
Oft gehen einer Veröffentlichung Jahre, mitunter sogar Jahrzehnte Recherchearbeit voraus, so wie bei seinem jüngsten Werk. Schon vor über 40 Jahren hatte Hermann damit begonnen, sich Notizen zu machen nach Gesprächen, die er bei ganz unterschiedlichen persönlichen Begegnungen mit den älteren Menschen seiner Heimat geführt hat und die den Krieg und das Kriegsende als Kinder, Jugendliche oder Erwachsene miterlebt haben. Viele von ihnen zitiert Hermann in seiner Broschüre wörtlich.
Aus erster Hand erfahren die Leser so zum Beispiel, dass die Zugänge der Bunker und Schutzstollen oft mit Baumstämmen abgestützt wurden. Als es nach dem Krieg keinen Brennstoff mehr gab, haben sich die Menschen die Stämme zum Heizen geholt. Berichtet wurde ihm auch, dass Anfang 1945 die Wehrmacht in Rösberg alle noch vorhandenen privaten Lkw beschlagnahmt und abgeholt hatte. Sogar die Pferde aus der Rösberger Schmiede und den Bauernhöfen wurden beschlagnahmt und in den Kriegsdienst gestellt.
Angst vor den Amerikanern
Schlichtweg unvorstellbar: Anfang 1945 sollte ganz Rösberg evakuiert werden. Von einer gegen Kriegsende Elfjährigen erfuhr Hermann, dass ein Flüchtlingstreck zusammengestellt werden sollte. Jede Familie hatte sogar schon einen großen beladenen Wagen an der Rösberger Burg bereitgestellt. Es seien die deutschen Soldaten gewesen, die bei ihrem Rückzug von der Westfront die Rösberger wissen ließen, dass vor den Amerikanern nicht geflüchtet werden müsse. „Bleibt zu Hause“„, hätten sie den Dorfbewohnern zugerufen. Nur zu gut sei aber auch die große Angst der Rösberger vor den Amerikanern zu verstehen, erst recht vor dem Hintergrund der Geschehnisse, die sich Anfang 1945 auf einem Acker an der Metternicher Straße zugetragen htten. Eine Zeitzeugin berichtete vom lauten Geheul eines amerikanischer Jagdbombers, der im Tiefflug am Himmel auftauchte und mit seinem Maschinengewehr auf eine auf dem Acker arbeitende Mutter und ihr Kind zu schießen begann. Die Tochter habe sich in einer Furche im Acker versteckt, die Mutter sei um ihr Leben gerannt und schaffte es gerade noch zur Toreinfahrt eines nahen Bauernhofes.
Die Frage jedoch, warum die amerikanischen Soldaten auf Zivilisten, auf Frauen und Kinder, geschossen haben, die konnte auch Hermann der Zeitzeugin nicht beantworten. Doch er hofft und wünscht sich, dass all die Erinnerungen für die jetzt Lebenden eine Mahnung sind, damit sich die Ereignisse der Jahre 1933 bis 1945 nie mehr wiederholen. Eine wertvolle Hilfe waren ihm bei seiner Arbeit auch die genauen Aufzeichnungen des damaligen Rösberger Pfarrers Jakob Flimm und die des Historikers Norbert Zerlett, die beide recht detailliert die Geschehnisse in den Kriegsjahren dokumentiert haben. Alte Fotografien bereichern das Heft.

Die Ereignisse im Dorf, wie hier am 5. März 1945, hat Wilhelm Hermann gezeichnet. An diesem Tag wurde die weiße Fahne auf dem Dorfplatz verbrannt, die zuvor vom Wasserturm geschossen worden war.
Copyright: Margret Klose
Alleinstellungsmerkmal sind jedoch die Zeichnungen, die Hermann selber und nach den Schilderungen der Zeitzeugen und Aufzeichnungen angefertigt hat. Mit Bleistift ist so auch der Schuss aus einer Schnellfeuerwaffe eines deutschen Oberleutnants festgehalten, der die weiße, am Wasserturm flatternde Fahne zum Zeichen der Kapitulation am Morgen des 5. März 1945 glatt vom Fahnenmast schoss, weil er einfach nicht einsehen wollte, dass der Krieg verloren und zu Ende war.
Die Broschüre „1945 Kriegsende in Rösberg und am Vorgebirge – als der Krieg in die Heimat kam“ ist zum Selbstkostenpreis bei Vorträgen am heutigen Donnerstag, 6. März, um 19 Uhr, am Samstag, 8. März, um 15 Uhr und am 8. Mai um 19 Uhr im „Haus Am Turm“, Fürchespfad zu haben. Wilhelm Hermann wird dort über den Zweiten Weltkrieg in Rösberg und im Vorgebirge und über das Kriegsende berichten und viele bisher noch nicht veröffentliche Fotos zeigen. Der Eintritt ist kostenlos, Anmeldungen sind jedoch erforderlich und bei Marita Lang, der Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, möglich. unter der Rufnummer (0 22 27) 61 77.