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Weitere Proteste in BornheimUnterkunft der Erntehelfer steht vor der Auflösung

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Vor dem Bonner Büro des Insolvenzverwalters wurde der Protest fortgesetzt.

Bornheim – Am Dienstag versammelten sich erneut Mitglieder von Gewerkschaften und Parteien an den Wohncontainern von Erntehelfern in Bornheim, um die rumänischen Arbeiter bei ihrer Forderung nach gerechtem Lohn zu unterstützen. Damit ging der Protest in die dritte Runde. Zielscheibe waren auch die Gewerkschafter: „Nichts von dem was Ihr uns versprochen habt, hat sich bewahrheitet“, übersetzte ein Dolmetscher die Worte einer aufgebrachten Frau. Sie und viele ihrer Landsleute fühlten sich ausgenutzt und vorgeführt.

„Sie sind stinksauer und sehr enttäuscht, weil ihnen viel zu wenig Geld für ihre Arbeit gezahlt wurde“, erklärte ein Vertreter der Freien Arbeiter-Union (FAU), die am Montag eine größere Protestkundgebung in Bornheim organisiert hatte.

Weitere Kundgebung vor Kanzlei des Insolvenzverwalters

Am Dienstagg konnte FAU-Sprecher Erik Hagedorn noch rund 25 Erntehelfer für eine weitere Kundgebung vor der Kanzlei des Insolvenzverwalters in Bonn gewinnen. Viele andere Saisonarbeiter auf dem Spargelhof haben den Kampf bereits aufgegeben. Wie eine Erntehelferin berichtete, sei bereits am Montagabend eine Gruppe von sieben bis acht Leuten mit einem Bus Richtung Rumänien aufgebrochen.

Zuvor hatte der Insolvenzverwalter laut der Schilderung von Anwesenden Arbeitern Geld ausgezahlt, zufrieden seien sie nicht gewesen. Ein Anwalt habe die Erntehelfer erst nach Vermittlung der Polizei ins Büro begleiten dürfen. Ihnen seien auch auf deutsch verfasste Aufhebungsverträge vorgelegt worden, die aber niemand unterschrieben habe.

Unterkunft soll aufgelöst werden

Die Unterkunft der Erntehelfer im Ühlchen steht unterdessen kurz vor der Auflösung: Die Kölner Bezirksregierung geht davon aus, dass die Arbeiter im Laufe dieser Woche nach Hause beziehungsweise auf andere Höfe geschickt werden.

Das hat laut Pressereferent Dennis Heidel Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen mitgeteilt. „Wir werden am Mittwoch mit dem Gesundheitsamt prüfen, ob die Wohnbaracken tatsächlich leer sind“, erklärte Heidel. Gegenüber der Rundschau hatte der Insolvenzverwalter am Montag erklärt, es sei noch nicht entschieden, wie es mit der Erdbeerernte weitergeht, auch nicht, ob der Betrieb diese Woche geschlossen wird.

Zur Kritik an der Unterbringung hatte Schulte-Beckhausen auf eine Sanierung der Sanitäranlagen und die Anschaffung Tausender Mund-Nasen-Masken verwiesen. Außerdem seien die Unterkünfte, in denen üblicherweise rund 500 Erntehelfer lebten, nur zur Hälfte belegt gewesen.

„Würde des Menschen darf vor Saisonarbeit nicht Halt machen“

Die SPD Bornheim hat eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge und Konsequenzen gefordert. „Dass hier Menschen aus dem Ausland angeheuert wurden, um Spargel und Erdbeeren im Akkord zu ernten, und diese Menschen dann unzureichend untergebracht, schlecht versorgt und nicht in Gänze bezahlt werden, ist empörend. Die Würde des Menschen darf vor Saisonarbeit nicht Halt machen“, kritisierte Ortsvereinsvorsitzende Anna Peters. Verschimmelte Verpflegung sowie verdreckte und zu kalte Unterkünfte – das seien ungeheure Missstände, die die SPD keinesfalls akzeptieren könne, so Fraktionsvorsitzender Wilfried Hanft. Durch die „notdürftige Unterbringung“ hätten die Menschen zudem kaum ausreichend Schutz vor dem Coronavirus, bemängelte Co-Vorsitzender Frank W. Krüger.

Peters und Hanft hatten sich am Montag selbst ein Bild vor Ort gemacht. Die Situation sei sehr befremdlich gewesen: „Menschen standen in großen Gruppen, ohne Hygienevorkehrungen und warteten stundenlang in der Sonne auf ihren Lohn. Es fehlte selbst an Wasser, eine Erntehelferin kollabierte. Freiwillige besorgten auf eigene Kosten Wasser, Schorlen und Bananen.“

Horst Becker, Landtagsabgeordneter der Grünen aus dem Rhein-Sieg-Kreis, hat eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gerichtet: Sie soll darlegen, was sie unternimmt, um bei Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft in der Corona-Krise die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen durchzusetzen.