AboAbonnieren

Von Adam bis ZimtsternWeihnachtsalphabet von Horst Bursch

Lesezeit 4 Minuten
Die 1907 gelaufene Grußkarte zeigt zahlreiche Weihnachtsengel und Maria mit dem Jesuskind im Stall von Bethlehem

Die 1907 gelaufene Grußkarte zeigt zahlreiche Weihnachtsengel und Maria mit dem Jesuskind im Stall von Bethlehem

Lieder, Gebäck, Engel und Grüße zur Festtagsbescherung ergeben das „Weihnachtsalphabet“. Horst Bursch hat es bei der Beschäftigung mit Mundart und Heimatkunde im Vorgebirge und dem Bonner Umland zusammengestellt.

Adam. Das aus dem Hebräischen stammende Wort bedeutet „Mensch“. Adam und seine Frau Eva wurden aus dem Paradies vertrieben; so steht es am Anfang des Alten Testaments. Das theologisch gesprochen typologische Gegenteil ist die Geburt Jesu, wie sie im Neuen Testament geschildert wird. So fällt das Gedenken an das erste Menschenpaar wie der Heilige Abend auf den 24. Dezember.

Apfel. Die verbotene Frucht vom Paradiesbaum wandelt sich im Christentum zu einem Symbol für das Leben. Seine Form erinnert an die Weltkugel. Äpfel wurden früher gern in den Weihnachtsbaum gehängt. Aktenkundig wurde 1725 eine weihnachtliche Äpfelschlacht in der Breniger Pfarrkirche St. Evergislus. Damals sorgten während der Christmette einige Jugendliche in diesem Vorgebirgsdorf für einen handfesten Skandal. Eine bildhafte Wortverbindung aus dem Bereich der Anatomie ist der Adamsapfel.

Bärentatzen sind ein beliebtes Weihnachtsgebäck; oft gehören sie zu den Süßigkeiten der Bescherung. Der Geburtsort Jesu heißt Betlehem. Im Spanischen etwa bedeutet das von diesem Ortsnamen abgeleitete Wort belén „Weihnachtskrippe“.

C Der dritte Buchstabe bietet zahlreiche Zusammensetzungen mit „Christ“ bzw. dialektal „Chress“: Chressbohm, Chresskingche, Chressnaach … Wer von seinem Arbeitgeber eine üppige Zuwendung erhält, freut sich „övve e schön Chresskingche“. Als Schimpfausdruck bezieht sich die Redewendung „sie nicht mehr alle auf dem Christbaum haben“ auf einen als Trottel empfundenen Menschen, dem eben etwas zu fehlen scheint.

Drei Könige. Balthasar, Kaspar und Melchior sind die Weisen aus dem Morgenland; verehrt werden sie als die Heiligen Drei Könige. Der aus dem Mittelalter stammende kostbare Schrein mit ihren Gebeinen befindet sich im Kölner Dom. Jesus stammte aus dem königlichen Geschlecht Davids.

Ein auf einem Esel reitenden Engelchen schultert als Postkartenmotiv einen kleinen Weihnachtsbaum

Beides mit E und vor allem merkwürdig: Ein auf einem Esel reitendes Engelchen schultert einen Weihnachtsbaum

E Zu verbuchen sind hier beispielsweise Begriffe wie Engel, Erlöser der Welt, Esel (zusammen mit dem Ochsen im Stall von Betlehem) sowie Evangelium.

Familie, Feiertage, Friede, fröhliches Fest.

Gabentisch, Geburt Jesu, Glocken(geläut), Gottesmutter, Grußkarten zu Weihnachten.

An Weihnachten 1905 wurde diese Grußkarte verschickt. Auf dem verschneiten Dach einer Kapelle läutet bei Kerzenlicht ein Engelchen die Glocke zum Heiligen Abend

An Weihnachten 1905 wurde diese Grußkarte verschickt. Auf dem verschneiten Dach einer Kapelle läutet bei Kerzenlicht ein Engelchen die Glocke zum Heiligen Abend

Hellije Ovend, Herbergssuche, Hirten, „holder Knabe im lockigen Haar“ (aus einem Lied).

Immanuel ist der hebräische Ausdruck für „Gott mit uns“. Weitere Beispiele: die Pflanze Immergrün (lateinisch „pervincas“), Inbrunst, innig.

Jesus(kind/chen), Jordan (bedeutender Fluss im Heiligen Land); Josef, der Bräutigam der Gottesmutter Maria.

Krippe, mundartlich Kreppche (dazu „Kreppchesluure“ im Sinne einer Krippenwanderung), Kerzen, Kindleinwiegen: ein alter rheinischer, von Kindern ausgeübter Weihnachtsbrauch.

Lametta ist ein beliebter Christbaumschmuck. Das Lukasevangelium ist die bekannteste neutestamentliche Geburtsgeschichte Jesu. In den Kirchen wird zu Weihnachten dieses Evangelium verkündet.

Maria, der Erlöser Messias, Christ-Mette, Mistelzweige (werden über den Jahreswechsel hinaus als Zauber- und Schutzfetisch aufgehängt).

Navitas, so lautet das lateinische Wort für die Geburt Jesu (daher etwa spanisch navidad).

Ochs; er gehört neben dem Esel zu den beiden Krippentieren im Stall von Betlehem.

Plätzchen, Plündern des Weihnachtsbaums, Putti (kleine pausbäckige Engelsfiguren).

Quittenbrot gehört zum geschätzten Weihnachtsgebäck.

R Wenn der Weihnachtsbaum anfängt zu nadeln, dann riert er. Man sagt in der hiesigen Mundart auch: „Dämm hann se ene jeriert“ im Sinne von „der hat Prügel bezogen“. Die bereits im Althochdeutschen bezeugte Vorgängerform „rerjan“ (fallen lassen) ist wahrscheinlich dem lateinischen „reterere“ (abreiben, schälen) entlehnt.

Schnee, Stern von Betlehem, Stephanus (2. Weihnachtsfeiertag: wurde wegen seines Bekenntnisses zum Christentum zu Tode gesteinigt, gilt als Erzmärtyrer), Stille Nacht (Anfang eines der bekanntesten kirchlichen Weihnachtslieder, getextet 1816 von Franz-Josef Mohr).

Tanne: Oft ist der Christbaum eine solche. Volkstümlich ist das Weihnachtslied „O Tannenbaum“. Ein adventlich-weihnachtliches Kirchenlied (um 1820) von Friedrich Heinrich Ranke beginnt mit den Worten „Tochter Zion, freue dich“. Mit der „Tochter Zion“ ist Jerusalem gemeint.

U In die weihnachtliche Oktav fällt am 28. Dezember das Fest der Unschuldigen Kinder.

Verheißung: Die Botschaft von der Geburt Jesu wurde zuerst Hirten durch Engel verkündet. Christus ist die Verheißung für die Welt.

Weihnachten, Wunschzettel sowie Wurzel Jesse.

X-Mas: Die englische Abkürzung für „Christmas“, also Weihnachten. Die lateinischen Buchstaben XP stehen als Monogramm für Christus. X und P entsprechen den griechischen Buchstaben chi bzw. rho. Damit haben wir es hier im wahren Wortsinn mit dem ABC, dem aus dem Griechischen stammenden Fachbegriff „Alphabet“ zu tun, lauten doch dessen ersten beiden Buchstaben „alpha“ und „beta“.

Yarmuk: Im Heiligen Land zählt neben dem Jordan der Yarmuk zu den wichtigen Flüssen.

Zimbeln: Mit den glöckchenhaften Instrumenten und dem Naschwerk endet dieses weihnachtliche Alphabet.