Eine junge Mutter aus Bornheim hat zwei Freundinnen an Krebs verloren. Da fühlte sie sich machtlos. Nun als Stammzellenspenderin hat sie ein neues, gutes Gefühl gewonnen.
Erfolgsgefühl gegen den KrebsBornheimerin spendet Stammzellen an Frau aus den USA
Julia Schmitz (32) hat bereits zwei Freundinnen an Krebs verloren. Dass die Bornheimerin nun durch ihre Stammzellspende vielleicht zur Lebensretterin werden durfte, macht sie stolz und gibt ihr das Gefühl, endlich etwas gegen die Krankheit tun zu können. Auf den Wunsch ihrer Freundin Kerstin hin, die im Juni 2018 an Blutkrebs starb, registrierte sich die Bornheimerin bei der DKMS, einer als „Deutsche Knochenmarkspenderdatei“ gegründeten gemeinnützigen Gesellschaft.
Vier Jahre später, kurz vor Weihnachten 2022, erhielt sie die Chance, einer fremden Person Stammzellen zu spenden. Sie habe keine Sekunde lang gezögert, „Ja“ zur Stammzellspende zu sagen. „Mehrfach haben mich Freunde und Bekannte gefragt, ob ich das wirklich machen möchte, da ich ja eine junge Mama bin und Verantwortung trage. Aber ja, genau deshalb will ich es machen. Zum einen könnte der Empfänger ebenfalls Familie haben und zum anderen ist das ein Ereignis, von dem ich meinem Sohn irgendwann mit Stolz berichten werde. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen.“
Frau aus den USA erhält Stammzellen aus Bornheim
Die Empfängerin ist eine erwachsene Frau aus den USA, so viel weiß Julia Schmitz bisher. Sie vermutet, ihre Empfängerin könnte ebenfalls Mutter sein wie sie selbst und wie ihre Freundin Kerstin, die an Brustkrebs erkrankte, als die Tochter nicht einmal fünf Monate alt war. Ihre Freundin durch Krankheit und Tod zu begleiten, lehrte die Bornheimerin Demut.
„Seit Kerstins Erkrankung haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich habe meine Werte und Normen neu aufgestellt und sehe das Leben mit anderen Augen“, sagt Schmitz: „Es ist wichtig, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.“
Während des Eingriffs hatte Schmitz, die im Ausländeramt der Stadt Bonn arbeitet, Angst, da sie die Nebenwirkungen des hormonähnlichen Stoffs G-CSF, den sie sich vorbereitend zur Stammzellspende spritzen musste, stark erlebte: „Es war sehr anstrengend – aber dennoch ein kleiner Aufwand, mit dem man so viel erreichen kann. Was will ich mehr?“
Inzwischen ist mit Alex eine weitere Freundin an Krebs verstorben. Dass so viele junge Menschen täglich gegen die Krankheit kämpfen, hat Julia Schmitz das Gefühl gegeben, machtlos zu sein. Als gute Freundin könne sie zwar da sein, habe aber keinen Einfluss auf den Verlauf. Anders bei ihrer Stammzellspende: „Ich konnte jemandem Hoffnung schenken, dessen Weg vielleicht schon aussichtslos erschien. Dieses Gefühl hat mir sehr viel gegeben. Ich schicke meiner Empfängerin nicht nur meine Stammzellen, sondern unfassbar viel Liebe, Hoffnung und Kraft.“