Der Heimatkalender „Roisdorf, wie es war …“, der durch das Jahr 2023 führt, hat seltene und historische Fotos zu bieten. Auch die passenden Anekdoten, wie die vom Roisdorfer Bahnhof, dürften dabei nicht fehlen.
Heimatkalender 2023Impressionen und Anekdoten aus Roisdorf

Der Vorsitzende der Heimatfeunde Roisdorf Ernst Gierlich präsentiert den Heimatkalender 2023
Copyright: Frank Engel-Strebel
Für den Heimatkalender „Roisdorf, wie es war …“ müssen die Käufer ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Der Jahresbegleiter für 2023 kostet mit 15 Euro fünf mehr als in den Jahren zuvor. Der Grund sind steigende Papier- und Druckkosten. Das bedauert auch der Vorsitzende der Heimatfreunde Ernst Gierlich. Die Investition lohne sich aber, hätten die Herausgeber doch wieder seltene historische Fotos und originelle Anekdoten aus vergangenen Tagen zusammengestellt.
Vom Titelbild grüßt ein räuberisch aussehender „augenzwinkernder Rebell“. Einheimische wissen natürlich sofort, um wen es geht: Den legendären Vorgebirgsrebellen Wilhelm Maucher und seinen Brombeerwein „Rebellenblut“. Abgebildet ist ein Werbeschild aus den 1960er Jahren. Der „kölsche Klüngel“ ist hinlänglich bekannt, weniger bekannt ist vielleicht, dass dessen „Urheber“ im Vorgebirge, genauer in Roisdorf an der Brunnenstraße, seine Sommerresidenz hatte. Gemeint ist Heinrich von Wittgenstein (1797 bis 1869), dem das Märzblatt gewidmet ist. Im 19. Jahrhundert galt Wittgenstein aufgrund seiner umfangreichen geschäftlichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten und politischen Ämter als eine der wichtigsten Persönlichkeiten Kölns.
2023 ist es genau 200 Jahre her, dass Wittgenstein mit anderen jungen Kölner Honoratioren das „Festordende Komitee“ gründete und damit 1823 den ersten Kölschen Rosenmontagszug ins Leben rief. Zudem war er der erste Präsident des Zentral-Dombauvereins, der die Fertigstellung des unvollendet gebliebenen Kölner Domes ermöglichte: „Ohne unseren Roisdorfer Jungen, den man seinerzeit auch als Beherrscher des Kölschen Klüngels bezeichnete, wäre Köln um seine beiden größten Attraktionen ärmer“, behauptet Gierlich. Die stattliche Villa Haus Wittgenstein existiert heute noch und ist seit 1996 Sitz der theologischen Fachschule Bibelseminar Bonn sowie des freikirchlichen Hilfswerkes „To All Nations“.
Bau der Bahn als Zeichen des Aufschwungs
Dass das Roisdorfer Bahnhofsumfeld nicht gerade ein Schmuckstück ist, dürfte wohl niemand anzweifeln. Dabei markierte der Bau der Bahnlinie der „Bonn-Cölner Eisenbahngesellschaft“ 1844 den wirtschaftlichen Aufschwung Roisdorfs. Gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts siedelten sich dort deswegen beispielsweise eine Lackfabrik oder die Obst- und Gemüseversteigerung an. Stummes Zeugnis vergangener Blütetage ist ein historischer, mittlerweile ziemlich heruntergekommener Güterschuppen aus den 1920er Jahren. Eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus dieser Zeit, zu sehen auf dem Juni-Blatt mit fünf Mädchen, zeigt, dass dieser Ort ein beliebter Treffpunkt der damaligen Jugend war.
Ernst Gierlich würde sich freuen, wenn dieses marode Gebäude im Zuge der geplanten Neugestaltung des Roisdorfer Bahnhofsumfeldes berücksichtigt und restauriert würde: „Es würde sich lohnen, diesen Schuppen für unterschiedliche Zwecke, etwa für eine kulturelle Nutzung wie es beim Sechtemer Bahnhof geschehen ist, wiederzubeleben.“ „Et Overdörp spritz!“ ist auf einem Schild von Bauern zu lesen, die mit einem aufwändig geschmückten Traktor an Erntedank durch Roisdorf fuhren. Damals, in den fünfziger Jahren, galt der Einsatz von Insektiziden als besonders fortschrittlich. Über Umwelt- und Naturschutz machte sich zu dieser Zeit noch kaum jemand großen Gedanken.
Für den Dezember fand dann noch ein recht junges Bild Einzug in den Heimatkalender. Anfang Dezember 2012 versank Roisdorf nicht nur im Schnee, es war, so schildert es Ernst Gierlich, „bei schönstem Sonnenschein auch bitterkalt.“ Zu sehen ist auf dem Kalenderblatt die mit Schnee bedeckte Wolfsburg. Gierlich versichert, dass dieses kitschig anmutende Bild keinesfalls nachträglich bearbeitet wurde: „Wir haben das Bild aufgenommen, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass es nach dem Hitze- und Dürrejahr 2022 auch noch einmal einen richtigen Winter mit viel Schnee geben könnte, der seinen Namen wirklich verdient.“ Erhältlich ist der Heimatkalender 2023 bei Juwelier Elmar Reiffert, in der Markus-Apotheke, bei Elektro Lamprichs, Piepers Getränkemarkt, Friseur Langguth und bei den Heimatfreunden.
