Extrem-SportlerWie dieser Roisdorfer 1.000 Berge in 1.000 Stunden bezwang
- Ein Arbeitskollege brachte Hülsemann auf die etwas verrückte Idee.
- Im Sauer- und Sieger- und Wittgensteiner Land legte er mit dem Mountainbike 4.000 Kilometer zurück – und etwa 100.000 Höhenmeter.
- An Tagen mit 40 Grad musste er mehr als zehn Liter Wasser trinken.
Bornheim-Roisdorf – „Es ist geschafft!“, freut sich Dr. Frank Hülsemann. Nach 53 Tagen inklusive zwölf Ruhetagen hat der 47-jährige „Power-Radler“ aus Roisdorf sein selbst gestecktes Ziel erreicht. In 1.000 Stunden hat er mit seinem Mountainbike genau 1.000 Berge im Sauer- und Sieger- und Wittgensteiner Land bezwungen. Insgesamt hat der Ausdauersportler dabei 4.000 Kilometer zurückgelegt und rund 100.000 Höhenmeter überwunden. „Dort, wo die Wege meist rund 200 Meter unterhalb der Gipfel endeten, habe ich mein Mountainbike hingelegt und bin das letzte Stück bis zum Gipfel gelaufen“, erklärt er.
Inzwischen sind die Schmerzen in den Waden, das Ziehen in der Hüfte und die nicht enden wollende Anstrengung vergessen. „Schmerzen kommen und gehen“, weiß er schließlich auch schon von ganz anderen Expeditionen. Damit könne er umgehen. „Da muss man durch“, sagt Hülsemann. Seine 1.000-Berge-Tour war für ihn schließlich nur eine von inzwischen einer ganzen Reihe von extremen Selbsterfahrungen.
Täglich mindestens 16 Stunden unterwegs
So reiste er im vergangenen Jahr auf seinem nach Original-Plänen gebauten Laufrad des Fahrraderfinders Karl von Drais („Draisine“) von Mannheim nach Paris. „Von Null auf über 6.000“ ging es für ihn im Jahre 2010, als er mit Markus de Marées und André Hauschke in Nord-Chile einen neuen Rekord aufstellte und dabei mit dem Bike bis in die Hochlagen des Vulkans Ojos del Salado in 6.893 Meter Höhe radelte. Zu Fuß ist der inzwischen 47-Jährige auch schon alleine 700 Kilometer durch die Wüste gelaufen, von San Pedro de Atacama bis Copiapo im Norden Chiles.
„Die Belastungen bei solchen Touren sind ähnlich“, sagt Hülsemann. Ihm gehe es vor allen Dingen auch darum, herauszufinden, wo seine Grenzen liegen. Immer gelte es dabei, Schmerzen, Erschöpfung und den inneren Schweinehund zu überwinden und sich jeden Tag aufs Neue zu motivieren. „Mir hat diesmal schon die Planung für das Projekt einen ordentlichen Motivationsschub gegeben“, sagt er. Ziemlich nach Plan habe er sich auch bis zum Ziel gearbeitet. Täglich 16, die letzten Tage sogar 19 Stunden sei er unterwegs gewesen. „Das war ziemlich hart“, sagt Hülsemann.
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Nicht noch einmal würde er sich diese Strapaze antun. Deswegen sei es ihm ja auch so wichtig gewesen, es zu schaffen. „Ich habe nur diese eine Chance“, habe er sich unterwegs oft gesagt. Seine Familie und sein Arbeitgeber bei der Deutschen Sporthochschule Köln hätten sich ja schließlich genauso wie er selber mit Urlaubsplanung und Freizeit genau auf den festgelegten Zeitraum eingestellt. „Auch deswegen musste ich es zu Ende bringen“, sagt er. Motivierend seien für ihn auch die viele aufmunternden Worte von Freunden und Bekannten gewesen, die in sozialen Netzwerken seine Tour verfolgt haben.
Die Idee
Ein Arbeitskollege an der Deutschen Sporthochschule in Köln hatte Dr. Frank Hülsemann auf die Idee gebracht, statt eines hohen Gebirges doch einfach einmal viele kleinere Berge mit dem Rad zu bewältigen. So startete der Extremsportler Hülsemann ins „Land der tausend Berge“. In 1.000 Stunden bezwang er mit seinem 26 Zoll großen und einer 14-Gang-Nabenschaltung ausgestatteten Mountainbike insgesamt 1.000 Gipfel. Rein rechnerisch blieben ihm dabei im Durchschnitt 23 Minuten pro Gipfel.
„Grenzwertig war allerdings die Erfahrung, auch bei fast 40 Grad weiter zu machen“, sagt er. Da sei er wirklich an sein Limit gestoßen. Mehr als zehn Liter Wasser habe er an solchen Tagen getrunken. Und jeden Liter habe er ja auch auf seinem Fahrrad mitführen müssen. „Normalerweise hätte ich in der heißesten Phase eine Pause eingelegt“, sagt er. Doch ihm habe ja die Zeit im Nacken gesessen mit seinem selbst auferlegten Ziel: Das war schon eine ziemlich verrückte Idee“, lacht er jetzt.
Allein in den ersten Tagen habe er acht Kilogramm abgenommen. „Damit hatte ich dann aber auch mein Wettkampfgewicht wieder.“ Geschlafen hat Frank Hülsemann nach eigenen Angaben bis auf drei Ausnahmen im Freien. „Oft ließ ich mich einfach dort fallen, wo meine geplante Tagesetappe zu Ende war.“ Inzwischen ist das Adrenalin wieder auf Normallevel. „Langsam kommt die große Müdigkeit“, meint Frank Hülsemann nach den Glücksmomenten über die geschaffte Tour.