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Rheinhalle in HerselCorona-Krise bedroht geplante 40-Jahr-Feier

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Die Rheinhalle Hersel wurde in der vergangenen Woche bei der Alarm-Aktion „Night of Light“ angestrahlt, einem Appell der Veranstaltungsbranche, ihren Totalausfall durch die Corona-Pandemie anders aufzufangen als mit Krediten. 1980 war der Bau der Halle vollendet worden, in der seither die unterschiedlichsten Veranstaltungen stattfinden.

Bornheim-Hersel – Eigentlich sollte es kürzlich eine große Feier zum runden Geburtstag geben. Bornheims größte und einzige Veranstaltungshalle, die Rheinhalle Hersel, wird in diesem Jahr nämlich 40 Jahre alt. Doch die Party musste der Förderverein coronabedingt erst einmal verschieben: „Wir sind momentan auf Null heruntergefahren, am 13. März hatten wir unsere letzte Veranstaltung, uns ist alles weggebrochen“, erklärte Jürgen Morche, seit Ende 2019 als Nachfolger von Wolfgang Eckardt Vorsitzender des Fördervereins. Mitte September soll die Feier nachgeholt werden – wenn dann wieder größere Veranstaltungen möglich sind.

Fallen Konzerte und Vermietungen aber auch in der zweiten Jahreshälfte weg, wird es kritisch für den Fortbestand des Hallenbetriebs. „Dann geht die Halle zurück an die Stadt, und der neue Rat muss sich damit beschäftigen, wie es weitergeht“, erklärte Fördervereinsgeschäftsführer Hans-Dieter Günther.

Zum Hintergrund: 2010 stimmte der Rat einem neuen Nutzungsvertrag zu, der vorsieht, dass der 1996 gegründete Förderverein endgültig die Rheinhalle übernimmt. Der Vertrag läuft bis zum Jahr 2025. Er beinhaltet aber auch die Klausel, dass das Gebäude zurück an die Stadt gegeben werden kann, wenn der Verein die Unterhaltung finanziell nicht mehr leisten kann. Die laufenden Kosten liegen derzeit bei gut 3000 Euro im Monat.

Der Herseler Entertainer Bernd Stelter

Schon mehrfach drohte der Ende der 70er Jahre gebauten Mehrzweckhalle an der Rheinstraße, die am 15. März 1980 offiziell eingeweiht worden war, das Aus. Sie stand von Anfang an in der Kritik wegen der hohen Kosten. Dabei schaffte sie es sogar mit einem Eintrag in einem von der NRW-Landesregierung herausgegebenen historischen Reiseführer.

Gelegenheit, mal einen Blick in die Geschichte zu werfen. Zunächst als Tennishalle gedacht, nahm die Rheinhalle bereits 1979 ihren Betrieb auf, doch schon bald spottete der Volksmund über die „Reinfallhalle“, wie der Journalist Sepp Trümpener im September 1979 in der Rundschau berichtet hatte. Im selben Jahr ging die Halle dann in die Geschichtsbücher und in besagten Reiseführer ein, weil sich hier am 16. Dezember „Die Grünen“ Nordrhein-Westfalens gegründet hatten – unter anderem dabei der spätere Solarworld-Chef Frank Asbeck.

In den1990er Jahren sollte sie abgerissen werden

Zunächst sporadisch für den Sport genutzt, wurde aus der Rheinhalle eine Veranstaltungshalle mit Gastronomie. Wegen steigender Kosten und einer sinkenden Auslastung fiel sie Mitte der 1990er Jahre dem städtischen Rotstift zum Opfer. Sie sollte abgerissen werden.

Es war der 2009 verstorbene Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Hersel-Uedorf, Adi Hönighausen, der sich darum bemühte, die Stätte in private Trägerschaft zu überführen, um den Abriss zu verhindern. So gründete sich 1996 der Förderverein. Als der Verein die Halle übernahm, lag sie am Boden. Ton- und Beleuchtungsanlagen waren defekt und veraltet. Alles war verdreckt.

Viele Stars gaben sich seit dem Neustart hier ein Stelldichein. Natürlich der Herseler Lokalmatador Bernd Stelter, aber auch Marc Metzger, Herbert Knebel, Guido Cantz oder Schlagerstar Michael Wendler. Anfang 2020 begann hier bei voll besetztem Haus das BTHVN-Jubiläumsjahr mit der Jungen Philharmonie Köln.

Bestuhlt fasst die Halle bis zu 800 Gäste

Auch Privatleute mieten das Gebäude für Feiern, ebenso Großkunden wie die IHK oder das Bundesamt für Steuern für Prüfungen oder Auswahlverfahren. Feste Einnahmen, die der Verein dringend braucht. Nicht zu vergessen die zahlreichen Karnevalsveranstaltungen, unter anderem der jährliche Tollitätentreff. Bestuhlt fasst die Halle bis zu 800 Gäste.

„2019 war ein sehr erfolgreiches Jahr, und auch für dieses Jahr waren wir fast ausgebucht“, sagt der Geschäftsführer. Sollte die nächste Karnevalssession ausfallen, oder auch nur eingeschränkt stattfinden können, wäre das fatal: „Bricht man eine Tradition, ist die Tradition weg“, sagt der Vorsitzende. Brauchtumsveranstaltungen könnten so verschwinden. Wegen klammer Kassen gebe die Stadt keinen Cent zum Unterhalt dazu, und so fließe seit 24 Jahren jeder Euro, den der Förderverein einnimmt, in die Unterhaltung der Halle. Es flössen keine Steuergelder in die Halle, auch wenn dies die oder andere politische Stimme behaupte, so Morche. Wie Günther ist er der Meinung: „Können wir das nicht mehr stemmen, hätte die Stadt ein Riesenproblem – der Abriss würde ein Vermögen kosten.“