Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen hat sich in Bornheim angeschaut, wie die Bewässerung der Felder nun elektrisch statt mit Dieselantrieb erfolgt und welche Vorteile die Umstellung noch brachte.
Neue Bewässerung im VorgebirgeAbertausende Liter Diesel gespart
Die Felder in Brenig werden seit einem Jahr nicht mehr mit Dieselkraft bewässert, sondern mit Strom. Was die etwa 15 Landwirte, die an dieser Stelle des Vorgebirges noch Nahrungsmittel produzieren, mit der Förderung aus ihrem Ministerium erreichten, schaute sich NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen auf Einladung des CDU-Abgeordneten Oliver Krauß im Betrieb von Norbert Pesch am Freitag genau an. Dabei entbrannte auch eine Diskussion um Regelungswut und Vermarktungschancen.
Das Förderprojekt mit einer Million Euro von Bund und Land (70 Prozent der Kosten) hat eine deutliche Modernisierung der Feldbewässerung in Bornheim, Merten und Brenig erreicht. Der Wasser- und Bodenverband Vorgebirge hat für die drei beteiligten Bornheimer Bereiche die Pumpentechnik ausgetauscht, einige neue Brunnen geschaffen und zusätzliche Leitungen gebaut. Außerdem erreichte der Verband eine Ausdehnung der Wasserrechte mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Letzteres ging nur, weil im Vorgebirge der Grundwasserpegel stabil ist. So ist es mit Genehmigung der Kreisverwaltung nun erlaubt, in Brenig 240.000 Kubik Wasser zu fördern, in Merten 260.000 und in Bornheim 300.000 Kubikmeter.
Allein in Brenig wuchs das Leitungsnetz um sieben Kilometer an, um alle Felder zu erreichen. Bislang waren die drei Brunnen mit Dieselaggregaten ausgestattet. Treibstoff für etwa 60.000 Euro im Jahr wurde verbrannt, um das Wasser aus der Tiefe zu heben. „Hinzu kamen die etwa 60 bis 70 Kilometer, die jemand täglich zurücklegen musste, um die Pumpen je nach Bedarf an-, aus- oder umzustellen“, machte Pech deutlich. Außerdem wurde ein vierter Brunnen neu gebaut.
Die Wasserförderung funktioniert nun nach Anlagengruppen über Druckregler gesteuert vollautomatisch und elektrisch - nicht zentral, um bei Ausfällen nicht komplette Ernten zu gefährden. Die Landwirte können nun selbst und flexibel entscheiden, wann sie Wasser aufs Feld geben. So sei es leichter, ein Feld nur nachts zu bewässern, weil dann auch weniger Wasser verdunstet als am Tage, wie Pesch erklärte. Nach dem ersten Betriebsjahr, das nun im August zu Ende ging, geht Verbandsgeschäftsführer Tim Kollath davon aus, dass die neue Anlage für die drei ertüchtigten Bornheimer Wassernetze in Jahren mit wenig Wasser 800 Kilowattstunden Strom benötigen wird und in nassen Jahren wie dem aktuellen 350 Kilowattstunden.
Im Jahr 2020 hatte die erste Probebohrung stattgefunden. Unzufriedenheiten über die Leistung des Planungsbüros und die ungewollte Notwendigkeit, von März bis August vorigen Jahres das Wasser mit zwei Notaggregaten zu fördern, weil die alte Technik schon ausgebaut war, bevor die neue kam, prägten den Austausch mit der Ministerin. Die erkannte aber „die gute Botschaft des Tages“, nämlich den Erfolg des Projekts vor dem Hintergrund des Klimawandels: „Es geht darum, das Land zukunftssicher zu machen. Wir haben viele wasserintensive Kulturen, die wir ohne entsprechende Methoden nicht mehr anbauen könnten.“
Rund 100.000 Euro echte Eigenleistung brachten die Landwirte in die ertüchtigte Feldbewässerung mit ein, indem sie etwa Material transportierten. Die Förderung machte die Arbeiten an der alten Beregnungsanlage erst möglich. Sie war Anfang der 70er Jahre errichtet worden, als Frost die Blüte gefährdete. Auch ein altes Rückhaltebecken wurde in das Bewässerungssystem integriert, das nebenbei der Feuerwehr mehr Möglichkeiten eröffnet, wenn es mal im Wald auf dem Villerücken brennen sollte. Druck, die Anlage an die neuen Anforderungen anzupassen, brachte erneuter Frost in der Blüte im Jahr 2017, die Umsetzung dauerte bis 2023. Die Zahl der Landwirte hat mit den Jahren stark abgenommen, und die aktuellen Bauern befinden sich in einem „spannenden Rennen auf dem Markt“, wie Pesch das beschrieb.
Der Breniger Gemüsebauer schilderte der Ministerin „irre Zustände“, die er bei der Anlieferung für eine große Lebensmittelkette beobachten konnte, und Bürgermeister Christoph Becker wies auf die aktuellen Probleme mit Spediteuren im Gewerbegebiet hin, wo Lastwagen wild parkten. Beide sehen ein Problem darin, Lebensmittel durch die halbe Welt zu karren. Becker bedauerte, dass Bemühungen in Bornheim, ein regionales Label zur Vermarktung der heimischen Produkte einzurichten, „leider nicht geklappt“ habe, da es wirtschaftlich nicht darzustellen gewesen sei. Verbraucher wollten immer bessere Lebensmittel, aber die dürften nichts kosten, findet Becker. „Jeder Einkaufsbon ist ein Stimmzettel.“ Auf diesem Weg könnten Verbraucher mitbestimmen, was ihnen angeboten werde. Es sei Irrsinn, wenn nur noch genormte Kartoffeln in den Handel fänden, bloß weil eine Maschine sie sonst nicht schälen könne. Und gerade wegen der Lastwagen betonte Becker: „Wer Lkw-Verkehr produziert, ist auch für das Vorher und Nachher verantwortlich. Wir sind ja nicht bei Harry Potter; die lösen sich ja nicht in Luft auf.“
Die Ministerin weiß aber sehr wohl, dass Verbraucher nach dem Preis schauen. Die Lösung, die sie bereits dem Handel vorgeschlagen habe, sei die Einrichtung einer Regionalecke, in der auch der regionale Bauer vorgestellt werde. Dabei sei auch die Gestaltung wichtig, um die Verbraucher mit entsprechend Geld zu erreichen. Alle könnten sich das nicht leisten. Das sei ihr durchaus bewusst.
Wasser für das Vorgebirge
Der Wasser- und Bodenverband Vorgebirge deckt landwirtschaftliche Flächen von Bornheim-Merten bis Alfter-Oedekoven ab. Aus etwa 20 Brunnen wird das Wasser zum Gießen der Pflanzen gefördert. Rund 1,4 Millionen Kubikmeter Fördervolumen stehen zur Verfügung. Das etwa 90 Kilometer lange Rohrleitungsnetz ist in sieben Gruppen unterteilt: Merten, Bornheim, Brenig, Buschdorfer Weg, Waldorf/Dersdorf, Alfter/Oedekoven und Eichenkamp.