Einfühlsame Gesangsvorträge, persönliche Gespräche, traditionelle kurdische Tänze und ein mit internationalen Speisen bestücktes Buffet – rund 80 Frauen feierten ein harmonisches Fest.
Musik, Tanz und AustauschSo wurde der Weltfrauentag in Bornheim gefeiert
„Wir sind Frau“ lautete das Leitwort des Abends um damit das Wir-Gefühl unter den Besucherinnen zu stärken: „Heute Abend sind wir alle Schwestern, wir feiern unsere Stärken, unsere Ressourcen und unsere Liebenswürdigkeit“, mit diesen Worten begrüßte Moderatorin Dorothee Schwolgin die Gäste, darunter auch viele aus der kurdischen Gemeinschaft in Bornheim. Durch die frühen Vorkämpferinnen des Feminismus sei zwar schon viel erreicht worden, sodass Frauen in Deutschland nicht mehr der Willkür von männlichen Entscheidungen schutzlos ausgeliefert seien, meinte Schwolgin. Trotzdem gelte es wachsam zu bleiben und für Gerechtigkeit und Freiheit einzustehen, damit Frauen weltweit daran teilhaben können: „Wir alle wissen, was es heißt, weniger Geld zu verdienen als Männer, was es bedeutet, diskriminiert oder sexuell belästigt zu werden.“
Schwolgin hatte gemeinsam mit der Vorsitzenden des Frauen-Netzwerkes, Stefani Hachenberg, das musikalische Fest so geplant, dass sich auch sehr unterschiedliche Frauen mit dem Programm identifizieren konnten.
Aus Leverkusen war die Pianistin, Sängerin und Musiktherapeutin Lea Sauter in die Vorgebirgsstadt gekommen. Sie tritt unter ihrem Künstlernamen „Leave“ auf, der sich aus ihrem ersten Vornamen Lea und ihrem zweiten Vornamen Eva, rückwärts gelesen, zusammensetzt. Gleichzeitig ergibt sich dadurch das englische Wort „leave“, was auf Deutsch verlassen oder loslassen bedeutet. Dieses Wort hat für Lea Sauter eine ganz besondere Bedeutung: Sie erlitt vier Fehlgeburten und widmete sich in einigen ihrer selbstgeschriebenen Liedern daher den Sternenkindern, also Kindern, die nicht lebend zur Welt gekommen sind. Sie möchte damit dieses Thema bewusst aus der Tabuzone holen.
Im vergangenen Herbst hatte sie dazu in Bornheim auch ein Konzert gegeben. Eine dieser Balladen, das Lied „O.K.“, sang sie am Freitagabend: „Es ist okay, wenn du alles hinter dir lässt“, heißt es darin: „Gemeinsam Lieder zu singen, kann uns ganz viel helfen, auch durch eine Depression hindurch. In der Musik ist alles erlaubt, Musik bringt Gefühle und Erinnerungen zurück.“ Zu Beginn sorgte sie mit ein paar musiktherapeutischen Atem- und Körperübungen („Bodypercussion“) dafür, dass sich die Gäste lockerer und entspannter fühlten. Danach sang „Leave“ zum Einstieg die Ballade „Read All About It“ der britischen Sängerin Emeli Sandé.
Mit ganz anderen Klängen begeisterte Evina Welat, die vor 34 Jahren aus Aleppo in Syrien nach Deutschland kam, und mittlerweile in Waldorf lebt. Die syrische Kurdin brachte traditionelles auf Kurdisch gesungenes Liedgut aus ihrer Heimat auf der Tambour, der persischen Langhalslaute, zu Gehör. Sie schilderte auch eindrucksvoll, wie sie als Kind, noch in Syrien, gegen die männliche Unterdrückung, auch gegen ihren Vater und ihren Bruder, ankämpfen musste. Ihr Vater hatte damals sogar ihr Instrument zerstört: „Schon als kleines kurdisches Mädchen musste ich erkennen, dass ich in einer frauenfeindlichen Umgebung aufwuchs.“ All diese Erfahrungen hätten sie zu der starken Frau gemacht, die sie heute sei: „Ich singe für alle Frauen in meiner Heimat, die von Männern unterdrückt werden, und hoffe, dass sie irgendwann einmal so frei wie europäische Frauen leben können, denn alle Frauen habe das Recht darauf, ein Instrument zu erlernen, zur Schule zu gehen und selbstbewusst zu leben.“
Den Höhepunkt des Abends bildete der mit dem Publikum gesungener Kanon „Brot und Rosen“ zur Melodie von „ I Like The Flowers“. Den deutschen Text schrieb Dorothee Schwolgin.
Weitere Informationen zum Frauen-Netzwerk finden sich unter www.frauen-netzwerk-bornheim.de sowie in den sozialen Medien.
Brot und Rosen
Der Slogan „Brot und Rosen“ erinnert an das Jahr 1911 als in New York Frauen aus mehr als 40 Nationen zusammenkamen, um für mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde zu kämpfen. Das Brot stand als Symbol für gerechten Lohn, die Rose für menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen. In der westlichen Welt sind die erkämpften Reche und Freiheiten wie das Tragen von Hosen und Miniröcken mittlerweile selbstverständlich, in vielen anderen Ländern auf diesem Planeten jedoch noch lange nicht. Daher sei es wichtig, nicht nur am Weltfrauentag für Gerechtigkeit und Freiheit und für Solidarität einzustehen, so Dortothee Schwolgin. (fes)