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Maibaumverkauf mit HerzHunderte Bäume aus dem Bornheimer Wald verkauft

Lesezeit 5 Minuten
Mehr als 100 Herzen hatten Birgit Haas (rechts) und Johanna Arentz mit Töchterchen Matilda vorbereitet.

Mehr als 100 Herzen hatten Birgit Haas (rechts) und Johanna Arentz mit Töchterchen Matilda vorbereitet.

Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim und Stadt Bornheim verkauften Hunderte Maibäume. Herzen mit Aufschrift garnieren die Liebesbeweise aus dem Wald.

Zahlreiche rote Herzen und gut sichtbare Schilder wiesen gestern und vorgestern den richtigen Weg. Das war auch notwendig, denn oberhalb von Waldorf ging es einige Kilometer über notdürftig ausgebaute Feldwege und schließlich über einen holprigen Waldweg zum Ziel mitten im Wald zwischen Waldorf und Heimerzheim: eine Lichtung, auf der die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Bornheim mit Unterstützung der Stadt Bornheim einen Maibaumverkauf eingerichtet hatte. Ein echter Erfolg, wie Jochen Haas von der FBG erklärte. Montag und Dienstag wurden frisch gesägte Birkenstämme verkauft, im Schnitt sind es jährlich 400 bis 500 Stück, schätzte Jochen Haas.

Die gefällten Liebesbäume werden nicht nur im Vorgebirge oder am Rhein für die Angebeteten aufgestellt, sondern auch in den großen Städten der Region: „Wir sehen hier Autos mit Kölner und Bonner Kennzeichen, die Leute kommen aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis und dem Rhein-Erft-Kreis“, schilderte Sebastian Richarz. Er ist eigentlich in der IT-Branche tätig, ist aber ausgebildet und erfahren an der Motorsäge und war am Dienstag als einer von sieben Sägern im Forst zugange, um die Birken zu fällen: „Für mich ist die Arbeit in der Natur ein schöner Ausgleich zu meiner Bürotätigkeit“, fand der Mann in Arbeitsmontur und kämpfte sich mit der Kettensäge durch das Dickicht. Der Weg führte über kleine Rinnsale, provisorisch abgedeckt mit Brettern, um diese sicher zu überqueren.

Apropos Sicherheit: Sägen durften nur die Profis, betonte Jochen Haas, das wäre sonst viel zu gefährlich. Natürlich konnten sich alle Liebenden und Verliebten ihren Wunschbaum selbst aussuchen und sich mit den Sägern ins Unterholz begeben.

In diesem Jahr gab es bekanntlich eine Besonderheit: „Wir haben Schaltjahr und damit Mädelsjahr, das heißt, in diesem Jahr stellen Mädchen und Frauen ihren Liebsten einen Maibaum auf“, erklärte Haas.

Die Liebe zu „ihrem“ Anto ist noch sehr frisch, schilderte Emma Fischbach glücklich. Seit einem halben Jahr ist die 20-Jährige aus Graurheindorf erst mit ihrem Freund zusammen. Gemeinsam mit drei Freundinnen war sie in den Bornheimer Wald gekommen, um sich die schönsten Bäumchen auszusuchen. Die Liebe war aber nicht der einzige Grund, weshalb sich die vier Frauen in den Wald wagten, betonte Emma Fischbach: „Wir wollen heute unseren Männern beweisen, dass wir es auch schaffen können, Maibäume aufzustellen. Das glauben sie uns nämlich nicht.“

Säger Sebastian Richarz von der Forstgemeinschaft holt die Birken aus dem Wald.

Säger Sebastian Richarz von der Forstbetriebsgemeinschaft holt die Birken aus dem Wald.

Sebastian Richarz schätzt, dass es in diesem Jahr zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer waren. Unterwegs im Unterholz waren auch Willi Marx und sein Nachbar Bernd Offermann aus Merten. Die beiden hatten gerade zwei Gewächse in ihrem Anhänger verstaut. Die bekommen aber im Fall von Willi Marx die Enkelinnen Mia (16), Emma (13) und Greta (8). Und Bernd Offermanns Maibaum ist für dessen sechsjährige Tochter Leni bestimmt: „Sie freut sich schon das ganze Jahr darauf“, erzählte ihr Vater stolz. Auch Willi Marx‘ Enkelinnen fiebern ihrem gemeinsamen Maibaum entgegen: „Das ist bei uns schon seit Jahren eine gute Tradition.“

Willi Marx (rechts) und Bernd Offermann luden Birken für Enkelinnen und die Tochter ein.

Willi Marx (rechts) und Bernd Offermann luden Birken für Enkelinnen und die Tochter ein.

Wer seine Liebe und Zuneigung ganz besonders stark bekunden möchte, der wurde am Stand von Birgit Haas und ihrem Team fündig. Mehr als 100 rote Herzen aus Styropor oder Holz hatte sie vorbereitet. Die wurden teilweise vor Ort mit dem Namen der Angebeteten versehen. Oder es gab vorgefertigte Herzen: Die Renner waren jene mit den Aufschriften „Lieblingsmensch“ und „Kölsch Mädche“. Ihre jüngsten Kunden sind noch im Kindergartenalter, die Herzchen für ihre Erzieherinnen besorgt haben, die ältesten waren über 80, Mitglieder eines Kegelklubs aus der Region.

Und vielleicht bekommt ja irgendwann einmal in, sagen wir mal gut 20 Jahren, die fast zweijährige Matilda auch einen Maibaum mit Herzchen gestellt. Laut ihrer Mama Johanna Arentz, die 2015 an der Seite von Thomas Stüsser Maikönigin von Kardorf war, könnte das gut passieren. Denn zur Geburt ihrer Tochter habe sie ein T-Shirt mit der Aufschrift „Maiköniginmama 2048“ geschenkt bekommen.

Übrigens: Wer Birken einfach so und damit illegal im Wald fällt, begeht Diebstahl und macht sich strafbar, warnte Armin Kuhl, der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft. Um den illegalen Kahlschlag zu vermeiden, haben sich daher die FBG und die Stadt Bornheim 2011 zusammengetan und bieten jedes Jahr ihren Maibaumverkauf an.

Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis, wie Sebastian Richarz bemerkte: Bäume bis zu 10 Meter Höhe kosten gerade einmal 15 Euro. Gewerbliche Anbieter würden locker das Dreifache verlangen. Auch deswegen hat sich das Angebot über Bornheim hinaus herumgesprochen, meinte der erfahrene Säger.

Wer dann schließlich Bäume, Herzchen und dekoratives Krepppapier ordentlich im Kofferraum oder auf dem Hänger verstaut hatte, der gelangte über ein ausgeklügeltes Einbahnstraßensystem zurück in die Ortschaften.


Wer hat den Schönsten?

Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf will es wissen: Wer hat den schönsten Maibaum in Bornheim-Ort? Dazu lockt er: „Vor einigen Tagen habe ich ja den Aufruf gestartet, auf der Suche nach dem schönsten Maibaum in Bornheim-Ort. Nun erweitere ich den Aufruf und verlose nicht nur zwei Eintrittskarten für den Auftritt der Klüngelköpp am 11. Mai, sondern auch zwei Karten für den 10. Mai für den Auftritt von DJ Justin Pollnik im Festzelt in Bornheim-Ort.“ Beide Veranstaltungen werden vom JGV/Männerei Freundschaftsbund Bornheim organisiert.

Was muss getan werden? Menschen aus Bornheim-Ort können das Bild ihres Maibaumes oder den Baum, den sie selbst gestellt haben, entweder per Mail an (dominik.pinsdorf@gmx.de) senden oder bei Facebook oder Instagram. Pinsdorf: „Sieht man einen wunderschönen Maibaum in der Nachbarschaft? Dann nicht zögern und ein Foto schicken. Wichtig dabei ist, den Standort mitzusenden und mögliche Kontaktdaten für eventuelle Rückfragen.“

Der Ortsvorsteher (30 Jahre alt) dankte dem Junggesellenverein in Bornheim-Ort für die Pflege des Brauchtums.