Die Stadt Püttlingen im Saarland und eine Bornheimer Familie arbeiten zusammen, damit dem Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz im Jahr 1945 in Würde gedacht wird.
Mahnmal für Willi KüpperOpfer der Militärjustiz der Nazis
Das im Saarland gelegene Püttlingen hat Kontakt zu dem Hemmericher Landwirt Johannes Schumacher aufgenommen, einem Neffen von Willi Küpper, der kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs als junger Soldat dem Terror der blutrünstigen nationalsozialistischen Unrechtsjustiz zum Opfer fiel. Eine Gruppe von geschichtsbewussten und engagierten Menschen möchte ihm und einem seiner Kameraden am Ort des Verbrechens ein würdiges Denkmal der Erinnerung errichten.
Bürgermeisterin Denise Klein, die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Monika Jungfleisch sowie weitere mit der Aufarbeitung dieses Mordfalles befasste Personen haben dem Geschehen um das tragische Ende von Willi Küpper und dem des damaligen Theologiestudenten Helmut Lange nachgespürt und ihre Ergebnisse seit 2019 zusammengetragen.
Mit detektivischem Spürsinn
Am 21. März 2022 berichtete die Saarbrücker Zeitung über insgesamt fünf Rechercheteams, die mit geradezu detektivischem Spürsinn die Schicksale der NS-Opfer aus der so bezeichneten „Köllertalstadt“ Püttlingen erforschen und dokumentieren. Im Ortsteil Köllerbach, dessen Martinuskirche vor nunmehr genau 800 Jahren archivalisch bezeugt ist und das über ein Uhrenmuseum verfügt, kam es kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem furchtbaren Verbrechen.
Der aus einem landwirtschaftlichen Betrieb am Burgwiesenweg zu Hemmerich, unmittelbar gegenüber der Pfarrkirche Sankt Aegidius stammende Willi Küpper wurde am Abend des 3. März 1945 zusammen mit seinem Kameraden Helmut Lange in einem Köllerbacher Steinbruch am Rand des Ritterhofer Waldes von einem Erschießungskommando umgebracht. Die beiden jungen Männer hatten erkannt, dass der Krieg seinem Ende zuging und man jetzt wohl einen Fluchtversuch wagen könnte. Amerikanische Truppenteile standen damals bereits in der Umgebung von Saarbrücken und rückten auf Püttlingen und das Köllerbachtal vor.
Eigene Kameraden vereitelten die Flucht
Indessen wurde die Flucht von deutschen Soldaten vereitelt, und die beiden Gefreiten wurden in einem Wachraum von „Haus Sibbi“, der späteren Gastwirtschaft Hassel, in der Speyerer Straße, festgesetzt. Von dort hätten sie möglicherweise erneut fliehen können. Zwei Wochen hindurch wurden sie von Bauern aus der unmittelbaren Umgebung mit Nahrung versorgt. Die Hoffnung, von den herannahenden amerikanischen Soldaten befreit zu werden, zerschlug sich in dem Augenblick, als ein aus fünf Männern zusammengesetztes äußerst provisorisches Militärtribunal Willi Küpper und Helmut Lange in einem kurzen Prozess zum Tode verurteilte.
Tragischerweise gehörten diesem in der Eile zusammengetrommelten Tribunal gezwungenermaßen drei junge Soldaten an, die wie die beiden Gefangenen im Rang eines Gefreiten standen. Das vernichtende Urteil wurde in einem Haus an der Engelfanger Straße gefällt und sollte sofort vollstreckt werden. Auf einem Pritschenwagen wurden die beiden Opfer der nationalsozialistisch verbohrten Militärjustiz mit verbundenen Augen zu einem Steinbruch gebracht, der von der SA für Schießübungen zweckentfremdet worden war. Unter Berufung auf einen „höheren“ Befehl des Reichsführers SS „zur raschen und wirksamen Bekämpfung von Auflösungserscheinungen“ wurden Willi Küpper und sein Kamerad standrechtlich erschossen und kurz nach 19 Uhr auf dem Friedhof des Nachbardorfes Kölln-Rittenhofen bestattet.
Umstände des Todes wurden verschwiegen
Den in Hemmerich lebenden Eltern Agnes (geb. Koch) und Konrad Küpper und der gesamten Familie wurde seitens des Militärs vorgegaukelt, dass Willi Küpper „rechtmäßig“ verstorben sei. Sein in Bornheim gedruckter und in Hemmerich verbreiteter Totenzettel spricht beschönigend und geradezu geschichtsklitternd davon, dass der junge Mann „stets nach bestem Wissen und Gewissen seine Pflicht getan“ und sich durch „Hilfsbereitschaft gegen Vorgesetzte und Kameraden“ ausgezeichnet habe. Der Sterbeort sowie die Umstände des Todes wurden verschwiegen! „Wie die Bevölkerung seines letzten Aufenthaltsortes über ihn denkt, zeigen die Tatsachen, dass sich alle an seinem Begräbnis beteiligten, sein Grab stets geschmückt ist und oft von frommen Betern aufgesucht wird“. Die „Tatsachen“ aber sahen völlig anders aus. Augenzeugen berichteten nämlich, dass allein der Köllerbacher Ortspfarrer bei der Bestattung zugegen war.
1954 wurden die beiden Ermordeten exhumiert und auf den Soldatenfriedhof im nahen Schwalbach-Elm am Ortsausgang von Köllerbach umgebettet. Dort konnten Willi Küppers Eltern das Grab ihres so früh und tragisch ums Leben gekommenen Sohnes besuchen. Nun soll am Ort der Hinrichtung ein Mahnmal als ehrenhaftes Zeichen der Erinnerung aufgestellt werden. Auf einem Denkmal vor der Mauer des alten Friedhofs von Hemmerich ist der Name von Willi Küpper verzeichnet.
Sein und Helmut Langes Tod war ein Verbrechen, das in Zeiten der gegenwärtig grausam geführten Kriege sehr zu denken gibt.