Baustein zur Klimaneutralität in BornheimMobilitätskonzept nimmt Fahrt auf

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Vor dem "Radhaus" in Bornheim, einer Abstellbox für Fahrräder für die  Rathaus-Bediensteten und Ratsmitglieder, warben für das Integrierte Mobilitätskonzept (von links): Bürgermeister Christoph Becker, der städtische Mobilitätsmanager Maximilian Probierz, Dennis Jaquet, Lisa Klopf (Büro Planersocietät) und Planungsamtsleiter Andreas Erll. Foto: Frank Engel-Strebel

Vor dem neuen Radhaus: (v.l.) Christoph Becker, Maximilian Probierz, Dennis Jaquet, Lisa Klopf und Andreas Erll.

Ein Mobilitätskonzept soll jetzt den Weg für die Verkehrswende in Bornheim ebnen, die ein wichtiger Baustein zur Klimaneutralität ist. 

„Es geht nicht nur darum, die Infrastruktur bereitzustellen. Es geht auch um Umdenken“, meine Bornheims Technischer Beigeordneter Manfred Schier, als er gemeinsam mit Bürgermeister Christoph Becker, Planungsamtsleiter Andreas Erll und dem städtischen Mobilitätsmanager Maximilian Probierz gestern den Startschuss für das „Integrierte Mobilitätskonzept der Stadt Bornheim“ gab. Den Auftrag hatte die Planersocietät Dr. Frehn, Steinberg & Partner aus Dortmund, Projektleiterin Lisa Klopf und ihr Stellvertreter Dennis Jaquet stellten das Konzept vor.

Das Ziel

Spätestens 2045 möchte Bornheim klimaneutral sein. Ein wichtiger Baustein ist die Verkehrswende mit dem Ziel, möglichst viele Bürger weg vom Auto hin zum umweltfreundlichen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und aufs Fahrrad zu bekommen oder dazu zu bewegen, mehr zu Fuß zu gehen. Bis Ende 2024 soll dafür das beauftragte Planungsbüro ein Leitbild für eine klimagerechte und nachhaltige Mobilität entwickeln. Dafür sollen die Experten eine qualifizierte Analyse vorlegen, die aktuelle Verkehrssituation in Bornheim wird untersucht und langfristige Ziele formuliert. Ganz wichtig: Alle Bürger sollen an diesem Prozess beteiligt werden.

Der Zeitplan

Bis zum Ende des Sommers soll das Planungsbüro die Bestandsanalyse vorlegen. Anschließend werten die Fachleute die Fakten aus, um spätestens im Frühjahr 2024 Handlungsempfehlungen zu veröffentlichen. Im Sommer des kommenden Jahres soll ein Handlungs-, Umsetzungs- und Evaluationskonzept stehen, das dann den politischen Gremien vorgelegt wird. Spätestens im Herbst 2024 sollen den Ratsmitgliedern der fertige Bericht und ein Beschlussvorschlag vorliegen.

Bürgerbeteiligung

Bornheims Bürgerinnen und Bürger sollen durch verschiedene Beteiligungsformen mit eingebunden werden. So wird es laut Maximilian Probierz zunächst ein öffentliches Mobilitätsforum geben. In den kommenden Monaten werden sogenannte Planungsradtouren quer durch die Stadt stattfinden. Dabei, so Lisa Klopf, werden vorab Routen ausgearbeitet, auf denen die Einwohner mitfahren können, um gemeinsam mit den Experten vor Ort zu besprechen, wo Verbesserungsbedarf besteht. Auch Kinder und Jugendliche sollen in den Prozess eingebunden werden. Eine Onlinebeteiligung soll außerdem möglich sein. Über eine Plattform können Bürger Ideen und Mängel dann direkt an die Experten melden. „Der Change-Prozess in der Mobilität ist eine große Herausforderung, daher ist es wichtig, möglichst große Teile der Stadtgesellschaft mitzunehmen“, betonte Dennis Jaquet.

Was bisher geschah

„Dieser Prozess wird uns über viele Jahre begleiten“, meinte Bürgermeister Christoph Becker. Daher sei es wichtig, Maßnahmen und Ziele zu ermitteln, um möglichst alle Generationen vom Kindergartenkind bis zum Senior bei der Verkehrswende anzusprechen. Langfristiges Ziel ist die Klimaneutralität. „Wir fangen nicht bei null an“, schilderte Andreas Erll und verwies auf das Radverkehrskonzept, zuletzt erneuert 2015, geplante Car-Sharing-Angebote in Neubaugebieten, die gute ÖPNV-Anbindungen durch Bus und Bahn oder mehrere Mobilitätsstationen für Elektrofahrzeuge im Stadtgebiet oder der Umbau der Königstraße zur Einbahnstraße, der die Innenstadt verkehrsberuhigte. Lisa Klopf lobte die bereits vorhandene gute Anbindung von Bus und Bahn in die Oberzentren Köln und Bonn, die roten, deutlich sichtbaren Markierungen für Radfahrer an bestimmten Kreuzungspunkten, gepflegte Spielflächen für Kinder oder die vorhandenen Bike-Sharing-Angebote.

Erste Vorschläge

Aufgrund der historischen, engen Bebauung in den einzelnen Ortschaften kommt es häufig zu Konflikten zwischen Autofahrern, Radlern und Fußgängern. Dafür gelte es, Lösungen zu finden, etwa durch alternierendes Parken. Es gibt Querungen, die schlecht einsehbar sind für Fußgänger und in den Höhenorten Rösberg und Hemmerich fehlten Einkaufsmöglichkeiten, so Lisa Klopf. Busverbindungen innerhalb der Ortschaften sollten optimiert werden. Die Probleme: Wie so oft, fehle es nicht am Willen, weder bei der Verwaltung noch bei den Bürgern, sondern an der Infrastruktur, so Bürgermeister Christoph Becker. Und an Geld und Personal. Daher forderte Becker Land und Bund auf, die Kommunen bei der Verkehrswende finanziell stärker zu unterstützen. Für manche Dinge müsste aber kein einziger Euro ausgegeben werden, so Becker weiter: „Durch gegenseitige Rücksichtnahme im Verkehr könnten wir schon viel erreichen. Wir haben auch nicht zu wenig Parkplätze in der Stadt, wir haben zu viele Autos.“ Und wenn mehr Anwohner ihre Fahrzeuge in ihren Garagen oder Einfahrten abstellen würden, wäre schon viel gewonnen.

Die Kosten

140.000 Euro kostet das Integrierte Mobilitätskonzept, das Land fördert mit 60.000 Euro.

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