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Drohungen statt DankeschönIn Bornheim wird nach Prioritätenliste gestreut

Lesezeit 4 Minuten
Gestreut wird in Bornheim mit Flüssigsalz und einem Granulat aus Splitt und Salz.

Gestreut wird in Bornheim mit Flüssigsalz und einem Granulat aus Splitt und Salz. 

Pünktlich mit dem Schneefall setzten beim Bornheimer Stadtbetrieb die Beschwerdeanrufe wegen der nicht geräumten Nebenstraßen ein. Die Stadt klärte über Prioritäten und Zuständigkeiten auf.

Sie geben zurzeit alles: Die Mitarbeiter des Bornheimer Stadtbetriebs sind in diesen Tagen von 4.30 Uhr an im Winterdiensteinsatz und machen das den gesamten Tag über. Und trotzdem kommt es nicht so oft vor, dass Passanten ihnen dankend zuwinken oder ihnen aufmunternd die Daumen hochhalten. Vielmehr brauchen die Streuteams wie auch die Mitarbeiter in den Büros recht häufig ein richtig dickes Fell. Immer wieder melden sich nämlich Bürger, um sich über den Schnee und unzureichend gestreute Straßen zu beschweren. „Wann kommen Sie unsere Straße streuen?“, zählt dabei eindeutig zu den gemäßigten Anfragen. „Ich bekam auch schon ordentliche Kraftausdrücke zu hören“, berichtet der zuständige Einsatzleiter, Hans Kolbeck: „Ein Bürger drohte sogar damit, mich zu verklagen, weil der Schnee nicht schnell genug in seiner Straße geräumt war.“

Ein Radlader bewegt das Streugut.

Ein Radlader bewegt das Streugut.

„Gestreut wird hier nach der Prioritätenliste“, erklärt der Sprecher der Stadt Bornheim, Rainer Schumann unnachgiebig. Und Anlieger- und Nebenstraßen stehen auf dieser Liste nicht auf Platz eins. Die Straßenreinigungssatzung der Stadt Bornheim definiere zwei Prioritäten. So seien zunächst die Straßen zu räumen und zu streuen, die eine höhere Verkehrsbedeutung und Gefährlichkeit hätten. Erst danach gelte es, die Neben- und Anliegerstraßen zu räumen und zu streuen.

Und so begannen auch diesmal gleich mit dem ersten Schnee, der fiel, die unsinnigen Anrufe der Nebenstraßen-Anlieger. Am Mittwoch und auch noch am Donnerstag gab es zu Ungunsten der kleineren Straßen allerdings ganz andere Hinweise: Bürger riefen diesmal an, um mitzuteilen, dass die Sammel- und Hauptstraßen schon kurze Zeit nach der Räumung bereits wieder zugeschneit seien.

Tonnenweise wird das Streugut umgeladen

Tonnenweise wird das Streugut umgeladen

Inzwischen hat sich die Lage allerdings entspannt. Nachdem am Mittwoch zunächst der Schnee aufgrund des starken Schneefalls immer wieder nur beiseite geräumt werden konnte, sind jetzt auch die allermeisten Anwohner-, Neben- und Wohnstraßen abgestreut. Gleichwohl möchte Kolbeck jeden Autofahrer dazu ermutigen, bei den aktuellen Wetterverhältnissen immer auch ausreichend Zeit etwa für die Fahrt zur Arbeit einzuplanen.

Nahezu alle Beschäftigten des Baubetriebes sind bei der derzeitigen Wetterlage im Winterdienst eingesetzt. Neben den Fahrzeugbesatzungen ist auch der Handstreudienst unterwegs, der Bereiche vor städtischen Gebäuden und Anlagen räumt. Und auch private Unternehmen packen im Handstreudienst gegen Entgelt mit an, um zum Beispiel alle Bushaltestellen frei von Schnee zu schippen und zu streuen.

Ein Granulat aus Splitt und Salz.

Ein Granulat aus Splitt und Salz.

Heinz-Dieter Heiliger ist einer der Winterdienstler. Mehrmals in seiner Schicht fährt er mit seinem Streuwagen das Depot auf dem Gelände des Bornheimer Stadtbetriebs im Donnerbach an. Seit 4.30 Uhr sind er und seine Kollegen auch am Donnerstag und Freitag im Einsatz. Heiliger ist mehr als 40 Jahre Mitarbeiter hier im Team. Doch einen solchen Winter mit so viel Schnee habe es in dieser Zeit nicht oft gegeben. Gerade kommt er mit seinem Streuwagen aus Bornheim. „Jetzt geht es wieder in die Höhenorte, damit die Anwohner gut den Berg hinauf und hinunterkommen“, erklärt er. Sein Kollege hat in der Zwischenzeit den Radlader aus der Garage gefahren und lädt jetzt zwei gewaltige Schippen Streumittel auf die Ladefläche des Streuwagens. „Wir streuen hier mit einem Gemisch aus normalem Streusalz und Granulat“, erklärt der zuständige Einsatzleiter. Das Streumittel mischen sie im Verhältnis 1:1 im Depot selbst an. Zusätzlich beladen Mitarbeiter ihren Streutank auch noch mit Flüssigsalz. „Das Gemisch ist zartblau und besteht zu 20 Prozent Magnesium-Florit und zu 80 Prozent aus Wasser“, erklärt Kolbeck. Dies bekomme der Baubetrieb fertig gemischt geliefert.

„Dieses Lager war am Dienstag noch randvoll“, sagt Kolbeck. 80 Kubikmeter waren noch da, etwa ein Drittel der Füllmenge. Aber die neue Lieferung sei bestellt und werde wohl auch bald ankommen. Insgesamt besitzt der Stadtbetrieb drei Streufahrzeuge, die auch alle im Einsatz seien. Mit ihnen werden vornehmlich Nebenstraßen geräumt und gestreut. Für die Sammel- und Hauptstraßen werden drei weitere Fahrzeug über einen externen Dienstleister eingesetzt.

Straßen.NRW räumt und streut hingegen alle Kreis- und Landstraßen, die im Bornheimer Stadtgebiet liegen. Radwege werden sowohl durch den Stadtbetrieb als auch den externen Dienstleister geräumt und gestreut. Die Radwege in Bornheim, die entlang der Hauptverkehrsstraßen liegen, fallen hingegen in die Zuständigkeit von Straßen.NRW. Einzig für die Gehwege sind die Anwohner zuständig. „Durch die Straßenreinigungssatzung der Stadt Bornheim ist der Winterdienst auf Gehwegen den Anliegern übertragen worden“, erklärt Schumann.