Im Bornheimer Rat gab es Zahlen, wie viele Menschen zugewiesen werden, wie viele Unterkünfte verfügbar und welche im Bau sind.
Stadt legt aktuelle Zahlen vorIn Bornheim entstehen mehrere Unterkünfte für Flüchtlinge

Auf dem alten Sportplatz entsteht derzeit eine Notunterkunft für Geflüchtete.
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„Der Ton wird rauer, der Blick der Stadtgesellschaft auf Schutzsuchende ändert sich. Die Hilfsbereitschaft nimmt ab.“ Diese Entwicklung hat Bürgermeister Christoph Becker in Bornheim beobachtet. Allein schon deshalb sei es ihm ein besonderes Anliegen, beim Thema Geflüchtete für „noch mehr Transparenz zu sorgen“.
Im Stadtrat legte die Verwaltung auf eine Große Anfrage der UWG hin aktuelle Zahlen vor, wie viele Menschen zugewiesen werden, wie viele Unterkünfte aktuell zur Verfügung stehen und welche im Bau sind. Denn Ziel ist, „vor die Welle zu kommen“.
„Die Zahlen von Geflüchteten, die nach Deutschland einreisen und somit Bornheim für die Unterbringung zugeteilt werden, scheinen anders als von der Verwaltung beziehungsweise Bezirksregierung prognostiziert zu sein“, schrieb die Wählergemeinschaft in ihrer Anfrage. „Es stehen mittlerweile einige Objekte für die Unterbringung zur Verfügung; einige sind aktuell in der Fertigstellung, bei einigen läuft der Mietvertrag aus und es müssen gegebenenfalls weitere Anmietungen vorgenommen werden.
Wir wollen langsam wegkommen von einer reinen Verhinderung von Wohnungslosigkeit.
Bei der letzten Anmietung im Rahmen einer Ratssitzung war und ist nicht allen klar, auf welche Unterkünfte die Stadt Zugriff zur Belegung hat. Auch ist unklar, wann weitere geplante Unterkünfte bezogen werden sollen“, begründete Fraktionschef Dirk König die UWG-Anfrage. Antworten kamen von Cornelia Löwe, Leiterin des Amtes für Soziales, Wohnen und Inklusion. Demnach werden derzeit 580 Menschen aus 39 Ländern in 36 Unterkünften in der Stadt untergebracht, davon sind 347 Personen männlich, 139 von ihnen unter 18 Jahre.

Am neuen Sportplatz an der Erftstraße soll bis 2026 eine Flüchtlingsunterkunft entstehen.
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Seit Jahresbeginn wurden ausschließlich Familien zugewiesen, zum Teil mit sehr schwer erkrankten Kindern und erheblichen seelischen Schäden. Es gehe also nicht nur um Unterbringung, sondern auch um Behandlung. Nach einer Prognose des Landes, so Löwe, bleibe die Zahl der Zugewiesenen wohl auf dem Niveau des Vorjahres.
Im Herbst komme es womöglich zu einem Engpass, bevor die Unterkünfte am Fürchespfad, am Jesuitenbungert und an der Erftstraße fertig sind. Danach sei die Lage wieder entspannter. Dann dürfte es auch nur noch die Ausnahme sein, Wohnungen anmieten zu müssen. Die großen Gemeinschaftsunterkünfte seien eine Herausforderung, so Löwe. „Die Enge führt zu Konflikten“, ergänzte Christoph Becker. Apropos Konflikte: Auf Kreisebene gebe es eine Task Force, die „bei Gefährdungspotenzial sehr schnell handeln kann“, informierte Cornelia Löwe.
Wenn die neuen Unterkünfte fertig sind und es zu einer gesteuerten Zuweisung komme, dann könne man „langsam wegkommen von einer reinen Verhinderung von Wohnungslosigkeit“, so Becker. „Im Moment sind wir davon aber noch weit entfernt.“
Wie hat sich die Zahl der Geflüchteten entwickelt?
Die Zahl derer, die Schutz suchen in Bornheim, ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. 2022 wurden durch die zuständige Bezirksregierung Arnsberg noch 188 Menschen zugewiesen, 2023, waren es 217 und im vergangenen Jahr gerade einmal 110. Ähnliche Zahlen wie im Vorjahr erwartet die Stadt auch für das laufende Jahr, so Stadtsprecher Rainer Schumann auf Anfrage. Im ersten Quartal wurden 24 Personen zugewiesen, ausschließlich Familien mit Kindern.
Über die Gründe, weshalb es weniger Schutzsuchende gibt, machte die Stadt auf Anfrage keine Angaben. Wie es künftig weitergehe, bleibe Schumann zufolge abzuwarten. Dies hänge von den neuen Regelungen ab, die die neue Bundesregierung einführen wird. Erst dann werde sich zeigen, welche Änderungen dies bei den Zuweisungen mit sich bringe. Die sinkenden Zahlen haben auch Auswirkungen auf den Bau städtischer Unterkünfte.
Drei Noteinrichtungen sollen bis 2026 fertiggestellt sein, dann dürften keine weiteren Unterkünfte mehr benötigt werden, auch keine Anmietungen mehr. Lediglich „in Ausnahmefällen“, wie es heißt, etwa bei besonderen Schutzbedürfnissen, vor allem bei Frauen und Kindern und um Menschen in barrierefreien Wohnungen unterzubringen. Dies antwortete die Verwaltung auch der UWG-Fraktion.
Wo entstehen noch neue Unterkünfte?
Aktuell entsteht eine Notunterkunft auf dem alten Sportplatz am Fürchespfad in Rösberg (Foto oben). Gebaut wird in Modulbauweise. Bis zu 40 Personen könnten in der zweigeschossigen Anlage einziehen. Im Herbst soll das Gebäude bezugsfertig sein. Bis Ende 2025 soll eine weitere Notunterkunft am Jesuitenbungert in Walberberg stehen. Die 300 Quadratmeter große Unterkunft bietet ebenfalls Platz für 40 Bewohner. Im Frühjahr 2026 schlussendlich soll dann das Gebäude an der Erftstraße in Hersel neben dem neuen Sportplatz fertiggestellt sein. Auf knapp 600 Quadratmetern könnten dort maximal 66 Menschen wohnen.
Damit belaufen sich die sogenannten gesicherten Kapazitäten in den städtischen Unterkünften (inklusive gemieteter Wohnungen und Häuser) auf 660 Wohneinheiten. Nach Fertigstellung aller Notunterkünfte stünden 754 Wohneinheiten zur Verfügung.
Dort werden Personen untergebracht, deren Mietverhältnisse auslaufen, Personen, die übergangsweise dort leben und potenzielle Neuweisungen. Über die genaue Zusammensetzung der dort einziehenden Menschen konnte keine Auskunft erteilt werden. In den städtischen Unterkünften werde der Verwaltung zufolge nur nach Geschlecht unterschieden. Derzeit leben dort zu 40 Prozent weibliche und zu 60 Prozent männliche Personen. 32 Prozent sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Zudem wurden der Stadt Bornheim bisher 26 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zugewiesen, für die das Jugendamt zuständig ist.

Am Jesuitenbungert soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen.
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Größere Probleme seien nicht bekannt. Verstöße gegen die Hausordnung betreffen auf Nachfrage bei der Stadt hauptsächlich eine Missachtung des Übernachtungsverbotes Dritter, Auseinandersetzungen unter den Bewohnern sowie Zerstörungen innerhalb der Unterkünfte. Kritik gibt es von Anwohnern des Fürchespfades am Bau der Containeranlage auf dem ehemaligen Sportplatz in Rösberg. So nannten die Eheleute Roswitha und Hans-Hubert Schneider der Rundschau gegenüber mangelnde Transparenz von Seiten der Stadt über die jeweiligen Baufortschritte.
Sie kritisierten auch, dass sie mit ihrem Wohnmobil nicht mehr ihre Einfahrt befahren könnten wegen auf der Straße abgestellter Baucontainer. Zudem befürchtet das Paar Ruhestörungen wegen der Höhe des Gebäudes und der Luft- und Wasserwärmepumpe auf dem Dach: „Wir sind jetzt schon wegen der Bauarbeiten vom Schlafzimmer ins Kinderzimmer gezogen.“ Die vorhandene Lärmschutzwand würde nicht ausreichen.
Zu den erhobenen Vorwürfen äußerte sich die Stadt nicht im Detail, sprach lediglich davon, dass von der Wärmepumpe keine „unzumutbare Lärmbeeinträchtigung“ zu befürchten sei. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass über den aktuellen Sachstand regelmäßig im Rat und Fachausschuss berichtet werde, zudem gebe es Bürgerinformationsveranstaltungen und Informationsschreiben an die Anwohner. Aktuelle Hinweise und Termine zu geplanten Bürgerveranstaltungen werden auf der städtischen Internetseite veröffentlicht.