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Unter der September-Sonne„Herseler Herbst“ lockte viele Besucher an

Lesezeit 4 Minuten
Horst Mindt, Hans Krämer und Herbert Kambeck (von links) vom „Männerverein Einigkeit“.

Der „Männerverein Einigkeit “Hersel-Uedorf wird im kommenden Jahr 110 Jahre alt. Horst Mindt, Hans Krämer und Herbert Kambeck (von links) warben bereits für das Jubiläusjahr.

Die Mischung aus Gewerbe- und Dorffest beim „Herseler Herbst“ kam am Wochenende bei den Gästen gut an.

Was kann es Schöneres geben, als bei sommerlichen 28 Grad ein Gläschen frischen Federweißen mit Flammkuchen im Freien mitten im September zu genießen? Das dachten sich viele Gäste, die am Sonntag zur 13. Auflage des „Herseler Herbstes“ gekommen waren und so füllten sich nicht nur die Rheinstraße und die Mertensgasse, sondern auch der Marienhof der Weinkellerei der Familie Jakob Antwerpen.

Hunderte waren in Bornheims größten Rheinort gekommen, um die Atmosphäre von Gewerbe- und Dorffest zu genießen. Alle Beteiligten wurden endlich wieder für ihre Mühen belohnt. Vor zwei Jahren fiel der „Herseler Herbst“ wegen Corona aus und im vergangenen Jahr, als es wieder richtig losgehen sollte, fiel das Fest buchstäblich ins Wasser. Anfänglichem Nieselregeln folgten starke Regengüsse. Doch am Sonntag stimmte alles: „Die Mischung aus Gewerbe, Gastronomen und Vereinen macht es aus beim Herseler Herbst“, betonte Bornheims Bürgermeister Christoph Becker als er die Gäste begrüßte. Und auch Yvonne Bovelet, Sprecherin des Organisationsteams, freute sich, dass endlich wieder so viele Menschen in den Rheinort strömten: „Wir sind richtig glücklich.“

„Radeln ohne Alter“: kostenlose Mitfahrgelegenheit

Wer wollte, der konnte auch eine Extratour durch Hersel unternehmen. Jürgen Grommes war mit Rikscha „Lieschen“ vor Ort und lud jeden, ob Alt oder Jung, kostenlos ein, mit dem Gefährt durch Hersel gefahren zu werden. Dieses Projekt rief vor sechs Jahren Caroline Kuhl, damals noch BWL-Studentin, in Bonn ins Leben. Die Idee kam von ihrer Oma. Seitdem heißt es „Radeln ohne Alter – Jeder hat ein Recht auf Wind im Haar in jedem Lebensalter.“ Daraus entwickelte sich eine echte Erfolgsstory. Neben Bonn gibt es mittlerweile 130 Rikscha-Standorte in ganz Deutschland, auch in Bornheim, Rheinbach und Swisttal.

So manch einer staunte nicht schlecht, als er im Aegidiussaal das Antiquariat von Privatdetektiv Wilsberg aus dem gleichnamigen Münsterkrimi entdeckte und direkt daneben die Bonner Altstadt mit ihren Kirschblüten oder dem Alten Rathaus. Zu sehen waren jeweils die Miniaturausgaben, präsentiert von der gemeinsamen Lego-Arbeitsgruppe der Ursulinenschule Hersel und des Collegiums Josefinum Bonn, die wie jedes Jahr dabei waren. Betreut wird die Gruppe und Elke und Stefan Vorst von „eduLug“, einer sogenannten „Education Lego User Group“.

Eine Legogruppe gründet sich nicht einfach so.
Dozent für Maschinenbau an der Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg und Legotüftler

Stefan Vorst ist eigentlich Dozent für Maschinenbau an der Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg und leidenschaftlicher Lego-Tüftler. Natürlich werden bei der Legogruppe die bunten Bauklötzchen nicht einfach so zusammengesteckt, es werden technische Experimente, Maschinen, Roboter oder eben auch Ausstellungsstücke entwickelt. „Eine Legogruppe gründet sich nicht einfach so“, erläuterte Vorst. Interessenten müssen sich bei dem Spielzeughersteller vorab registrieren und eine einjährige Akkreditierungsphase absolvieren, um zu zeigen, was die Gruppe drauf hat. Erst dann haben die jungen Tüftler die Möglichkeit, die Steinchen in großen Mengen zu bestellen. Umsonst gibt es die übrigens nicht, aber immerhin günstiger als im Handel.

Beliebt war auch wieder der Aufstieg in den Glockenturm von St. Aegidius. Wer mutig war und keine Höhenangst hatte, der konnte sich die mittlerweile 400 Jahre alte Kirchenglocke von Hersel anschauen, deren Geschichte bis in den Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1658) zurückreichte. Auf eine Zeitreise luden auch Horst Mindt, Herbert Kambeck und Hans Krämer vom Männerverein „Einigkeit“ Hersel-Uedorf ein. Der Verein wird 2024 100 Jahre alt. Am Stand des Vereins, der übrigens zum ersten Mal überhaupt beim Herseler Herbst dabei war, konnten Interessierte einen Blick in alte Vereinsbücher werfen, sich Fotos anschauen oder den Jubiläumspin für die kommende Karnevalssession erwerben.

Margit und Hans-Dieter Günther boten an einem Verkaufsstand Waffen an.

„Traumwaffeln“ servierten Margit und Hans-Dieter Günther vom Tambourcorps Germania Hersel und vom Förderverein Rheinhalle.

Irgendwann heißt es für jeden einmal „Abpfiff“ und dann ist das letzte Tor gefallen. Für manch einen Fußballfan ist das durchaus wörtlich zu nehmen. Viele Mannschaften bieten ihren verstorbenen Fans und Angehörigen an, Grabschmuck oder sogar Urnen mit ihren Vereinslogos zu versehen. Im Bestattungshaus Bovelet zeigte Inhaberin Yvonne Bovelet was der 1. FC Köln so alles zu bieten hat nach dem Motto „Wenn der Fußball Trauer trägt.“

Kultur und Kulinarik kamen auch nicht zu kurz, Patrick, der singende Bürgermeister aus Montabaur, gab Schlager und Pophits zum Besten, die Germania Funken und die KG Blau Gold-Hersel-Widdig begeisterten mit ihren Tänzen und Zauberer Eugenio brachte Kinderaugen zum Strahlen. Der Kirmesverein brutzelte frische Reibekuchen, es gab aber auch griechische Spezialitäten oder „Traumwaffeln“ vom Förderverein Rheinhalle und vom Tambourcorps Germania Hersel. Gut besucht war auch das offene Atelier der Künstlerinnen Erika Schimke und Sabine Decker Horz.