Wie der Neubau der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Bornheim-Merten aussehen soll, wurde im Schulausschuss vorgestellt. Im Fokus sind dabei nachhaltige Aspekte.
Entwurf für Neubau in Merten vorgestelltHeinrich-Böll-Gesamtschule mit Gütesiegel „Gold“ versehen
Sollte Ende 2027 tatsächlich der Neubau der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBS) im Mertener Neubaugebiet Me 18 stehen, dann darf sich Bornheim damit rühmen, eine Bildungsstätte mit dem Gütesiegel Gold zu haben. Das erklärte Kolja Burggräf, Projektleiter der für den Bau beauftragten Dortmunder Assmann-Gruppe am Dienstagabend im Schulausschuss. Diese Bewertung habe ein sogenannter Pre-Check bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ergeben.
Julia Gruneberg von der SPD kommentierte dies so: „Wir werden eine bombastische Schule bekommen.“ Da das Gebäude der bisherigen HBS aus allen Nähten platzt, muss ein Neubau her. Vorgegeben von Seiten der Politik war eine „Klimaschule“, schließlich will die Stadt bis 2045 klimaneutral sein. Ende 2024 sollen die ersten Bagger rollen, Ende März 2027 soll das Gebäude fertig sein. So sieht der aktuelle Zeitplan aus, den Mitarbeiter der Assmann-Gruppe, ein Team aus Planern, Architekten, Ingenieuren und Technikern, dem Schulausschuss vorstellte. Folgt der Stadtrat der mehrheitlichen Beschlussempfehlung des Fachgremiums (mit zwei Enthaltungen von der UWG und einer Enthaltung der ABB), wovon auszugehen ist, kann der Bauantrag noch Ende des Monats eingereicht werden.
Die Gesamtkosten bezifferte Kolja Burggräf mit Stand vom Mai 2023 auf knapp 86,5 Millionen Euro, davon entfallen 70 Millionen auf den Bau an sich, hinzu kommen rund 16,5 Millionen Euro an Baunebenkosten etwa für Fachplaner und Gutachter. Noch nicht eingepreist ist laut Alexander Sturm, Abteilungsleiter des Schul- und Sportamtes, das Mobiliar für die Klassenräume. Die Kosten dürften sich aber in Grenzen halten, da das Inventar aus dem bisherigen Schulgebäude größtenteils übernommen werden soll. Gebaut wird die neue Schule auf einem 25.000 Quadratmeter großen Grundstück am Rande des Neubaugebietes Me 18 Richtung Stadtbahnlinie 18.
Politik entschied sich für Option „Windmühle“
Drei Varianten für die Anordnung der Gebäudeteile standen zur Wahl. Im Frühjahr 2023 entschied sich die Politik für die Option „Windmühle“. Diese Version sieht vor, dass von einem zentralen Pausen- und Aufenthaltsbereich aus vier Gebäudetrakte ausgehen, auf die sich dann jeweils die Klassenräume, die Verwaltungsbereiche mit dem Lehrerzimmer sowie Mensa, Fachräume und eine Lehrküche erstrecken. Vom Mittelteil aus sind alle Trakte schnell und bequem erreichbar. Alles ist barrierefrei ausgebaut. Damit auch Menschen mit einer körperlichen Einschränkung die Etagen des dreigeschossigen Gebäudekomplexes erreichen können, gibt es einen Aufzug.
Auf dem Areal entstehen 44 überdachte und abschließbare sowie 282 nicht überdachte Fahrradstellplätze, zahlreiche Pkw-Stellplätze sowie eine neue Dreifachturnhalle. Sämtliche Fassaden und Decken der Neubauten werden in einer Holz-Beton-Hybridbauweise errichtet, erläuterte der stellvertretende Projektleiter Christof Janoschka. 70 Prozent der Energie stammt aus erneuerbaren Energiequellen und gebaut wird möglichst aus natürlichen oder recycelten, schadstoffarmen Materialien. Alle Gebäudeteile erhalten sowohl eine Photovoltaikanlage als auch Dachbegrünungen. Die Gründächer verfügen über Retentionsflächen, das heißt, Regenwasser kann gespeichert und später wieder abgegeben werden.
Die Pausenhalle wird als „grüne Mitte“ mit Pflanzen entwickelt. Auch beim Tragwerk werden Holz- und Stahlbetonweise kombiniert. Die Lüftung erfolgt durch Wärmerückgewinnung. Eingebaut werden moderne Luftfilter, die Schüler und Lehrer vor Viren und Allergenen schützen. Wichtig war den Politikern auch eine autarke Energieversorgung und der Verzicht auf fossile Energieträger. Dies wird durch den Einbau von Wärmepumpen möglich, schilderte Janoschka: „Dadurch können wir auf einen Anschluss an das öffentliche Gasnetz verzichten.“
Grüne Optik und moderne Technik
Der Nachhaltigkeitsgedanke findet sich auch auf den Außenflächen wieder. So wird es einen Hang zum Toben, ein Atrium, einen Spielhof und ein grünes Klassenzimmer geben. Verarbeitet werden wassergebundene Materialien für die Wegedecken. Schattenspendende Bäume sowie Blühwiesen mit einheimischen Pflanzen runden das Außenareal ab. Die Außenfassade erhält eine grüne Optik. Auch dabei werden ressourcenschonende Materialien verbaut, etwa Keramikfliesen. Sämtliche Klassenräume werden nach modernsten technischen Standards eingerichtet, dazu gehören eine flächendeckende WLAN-Verbindung, der Anschluss ans Glasfasernetz oder der Einbau von Whiteboards.
Für Diskussion sorgten die Kosten für den Neubau. Angela Reile (ABB) wollte wissen, ob Einsparungen möglich seien, indem auf günstigere Materialien oder eine reduziertere Ausstattung zurückgegriffen werde? Burggräf riet davon eindringlich ab: „Jede Sparmaßnahme in diesem Planungsschritt bedeutet einen massiven Eingriff in die weiteren Planungen und damit erhebliche Zusatzkosten.“ Auch von investiven Einsparungen riet der Planer ab: „Einsparungen bei Materialien können sich später bei der Höhe der Betriebskosten auswirken.“ Burggräf verwies darauf, dass es im Zuge der Planungen bereits gelungen sei, die prognostizierten Baukosten durch veränderte Materialien oder Synergieeffekte um vier Millionen von 74 auf 70 Millionen Euro reduzieren zu können.
Diskussion um die Gebäudeform
In den vergangenen Wochen gab es heftige und bisweilen sehr emotionale Diskussionen, ausgelöst von dem früheren SPD-Ratsherren Harald Stadler aus Roisdorf. In dessen Augen sieht der als „Windmühle“ geplante Bau der HBS aus wie ein „verfremdetes, rechtsgeflügeltes Hakenkreuz“. Dies äußerte er in einem Offenen Brief an den Bürgermeister und alle Ratsmitglieder. Auch René Böll, Sohn des Literaturnobelpreisträgers und Bornheimer Ehrenbürgers Heinrich Böll, zitierte Stadler: der Grundriss erscheine auf den ersten Blick „befremdlich“.
Zu Beginn des Schulausschusses äußerte sich Bürgermeister Christoph Becker (parteilos) und verwies auf den einstimmigen Gremienbeschluss zu der „Windmühlen“-Variante sowie auf Stellungnahmen von Seiten des NS-Dokumentationszentrums und der Jüdischen Gemeinde, die jeweils keine Bedenken hätten. Auch mit René Böll habe Becker gesprochen. Er bedauere, dass er sich in diesen Vorgang hat hineinziehen lassen. Ihm sei es eine Ehre, wenn die Schule weiterhin den Namen seines Vaters trage: „Dies soll ich Ihnen ausdrücklich so mitteilen. Uns ist weiterhin an einer guten Zusammenarbeit mit der Familie Böll gelegen und das Erbe Heinrich Bölls in unserer Stadt zu bewahren. Mehr ist zu diesem Punkt nicht zu sagen“, betonte Becker.
Die Ratssitzung beginnt am Donnerstag, 17. August, um 18 Uhr im Rathaussaal der Stadt Bornheim, Rathausstraße 2. Die Sitzung ist öffentlich.