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Vater und Kind totEntsetzen nach dem Unfall im Rhein bei Hersel

Lesezeit 3 Minuten
Kreisbrandmeister Stefan Gandelau war am Unfallort, wo die Familie aus Swisttal am Pfingstmontag einige schönen Stunden am Rhein verbringen wollte.

Kreisbrandmeister Stefan Gandelau war am Unfallort, wo die Familie aus Swisttal am Pfingstmontag einige schönen Stunden am Rhein verbringen wollte.

In der Nacht zum Dienstag bestätigte sich die Befürchtung, dass ein 37-jähriger Familienvater aus Swisttal und sein siebenjähriger Sohn am Pfingstmontag im Rhein ertrunken sind.

Abdrücke von schweren Stiefeln, wie sie Feuerwehrleute und Sanitäter tragen, und Absperrbänder der Polizei an Geländern und Schildern zeugten gestern noch vom dramatischsten Einsatz seit vielen Jahren am Herseler Rheinufer, einem Einsatz ohne glücklichen Ausgang. „Hier ist es wohl passiert“, sagte der sichtlich geschockte Kreisbrandmeister Stefan Gandelau, der sich gestern in der kleinen Bucht ein Bild machte, in der die vierköpfige Familie den Nachmittag verbracht hatte – bis die Kinder sich ins Wasser wagten. Eines kam wieder an Land, das andere aber trieb ab. Der Vater sprang hinterher. Beide sollen Nichtschwimmer gewesen sein. Mehr als 170 Einsatzkräfte halfen am Ende mit, die beiden Vermissten zu finden.

Aus der Luft, von Booten aus und im Wasser wurde nach dem Vater und seinem Sohn gesucht. Gandelau deutet auf die Buhne stromabwärts. „Zwischen ihr und dem Hafen haben die Strömungsretter die Vermissten unter Wasser gefunden“, erklärte er. Eine Stunde nach dem Unfall wurde zunächst das Kind, weitere 30 Minuten später dann der Vater unter Wasser entdeckt. Trotz Reanimationsmaßnahmen gab es für beide keine Rettung. Polizisten sperrten die Einsatzstelle weiträumig ab. Sie kümmerten sich bis zum Eintreffen von Notfallseelsorgern auch um die Angehörigen und die vielen Augenzeugen des Rettungseinsatzes.

Ein Schild weist auf die Gefahren des Rheins hin. An sonnigen Tagen und an den Wochenenden ist am Rheinufer immer viel Betrieb. An einige Stellen sind auch die Rückstände von Lagerfeuer deutlich zu sehen.

Ein Schild weist auf die Gefahren des Rheins hin. An sonnigen Tagen und an den Wochenenden ist am Rheinufer immer viel Betrieb. An einige Stellen sind auch die Rückstände von Lagerfeuer deutlich zu sehen.

„Das Rheinufer ist an den Wochenenden oft voller Menschen“, berichtete Anwohner Wilhelm Witte (77). Da werde gegrillt und geklönt und viel zu oft sehe er die Kinder alleine im oder am Wasser spielen. „Da ist ganz schnell etwas passiert“, weiß Witte. Zurzeit führe der Rhein ja sogar noch ein bisschen mehr Wasser als üblich. Entsprechend schnell und unberechenbar sei auch die Strömung. Auch der Herseler Friedhelm Bauriegel kennt die Tücken des Rheines. „Die Insel, das Herseler Werth, das war unser Mallorca“ berichtete er, „aber man muss sehr gut schwimmen können und genau wissen, wie man sich im Wasser verhalten muss“.

Heute warnt ein großes Schild, das die Stadt Bornheim am Eingang zum Strand aufgestellt hat, vor den Gefahren: „Baden im Rhein ist lebensgefährlich!“, steht darauf. „Wenn ich hier Leute im Rhein sehe, dann gehe ich immer hin und weise sie auf die Gefahren hin“, berichtete eine Spaziergängerin. Doch oft sehen die Ausflügler das Schild gar nicht, weil sie vom Parkplatz aus direkt quer den Trampelpfad zum Ufer gehen. Etliche Lagerfeuerstellen säumen den Weg zwischen Parkplatz und Hafen – die meisten nur wenige Schritte vom Wasser entfernt.


Unglücke am Rhein

2. August 2003: Vor den Augen seiner Eltern ertrinkt in Bonn ein siebenjähriger Junge im Rhein. Er wird südlich des ehemaligen Zementwerks wahrscheinlich vom Sog eines vorbeifahrenden Schiffes in die Fahrrinne gezogen. Feuerwehrtaucher bergen nach zwei Stunden die Leiche. Am 1. Juli 2004 kommt ein elfjähriger Junge bei Hersel ums Leben. Er schwimmt mit fünf anderen Jungen und Mädchen im Alter von 8 bis 14 Jahren vom Ufer am dortigen Sportplatz bis zum Herseler Werth, einer kleinen Insel, die nicht betreten werden darf. Auf dem Rückweg verlassen den Jungen in der starken Strömung die Kräfte und er treibt in Richtung des Anlegers des Yachtclubs Hersel. Bootseigentümer bereiten sich bereits darauf vor, das Kind aus dem Wasser zu fischen, als er wenige Meter vor dem Anleger endgültig in den Fluten verschwindet.Am 6. Mai 2005 nimmt ein Vatertagsausflug bei Königswinter ein tragisches Ende: Bei einem Bootsunglück ertrinken zwei Männer – der 33-jährige Bootsführer aus Bornheim und ein 21-Jähriger aus Köln, der am Tag zuvor seinen Geburtstag gefeiert hatte. (Bir/mkl)