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Einsamkeit und Streit bereiten ProblemeDankeschön des Bürgermeisters an Einsatzkräfte in Bornheim

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Dankeschön sagte Bürgermeister Christoph Becker (2. v.l.) der Bornheimer Polizei für gute Zusammenarbeit und ihren Feiertagseinsatz.

Dankeschön sagte Bürgermeister Christoph Becker (2. v.l.) der Bornheimer Polizei für gute Zusammenarbeit und ihren Feiertagseinsatz.

Bornheims Bürgermeister, Christoph Becker, dankt den Einsatzkräften der Polizei, Feuerwehr und Malteser-Rettungswache für ihren Dienst während der Feiertage.

Sie stehen auch dann bereit, wenn andere gemütlich mit Verwandten und Freunden an Heiligabend und an den Weihnachtstagen entspannt unterm Christbaum feiern: die Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen. Traditionell stattete Bornheims Bürgermeister Christoph Becker den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizeiwache, der Freiwilligen Feuerwehr und der Malteser-Rettungswache seinen Besuch ab, um sich im Namen der Bürger sowie von Rat und Verwaltung für deren fortwährenden Einsatz zu danken und sich über die aktuelle Situation zu informieren.

In der Polizeiwache am Peter-Fryns-Platz erwarteten Becker Kommissarin Petra Kochskämper und ihre Kollegen, die Kommissare Jason Vögel, Berend van Bussel, Thorsten Säger sowie der stellvertretende Wachleiter Mario Hesselbach. „Ich möchte Ihnen für das gute Miteinander zwischen Stadt und Verwaltung danken, auch im Namen der Bürger“, betonte Becker auch schon mit Blick auf die Einsätze an den bevorstehenden Karnevalstagen: „Sie fahren vorneweg, und bekommen manchmal auch ein Sträußchen in Ihren Wagen hereingereicht, das drückt die Wertschätzung der Menschen aus“, sagte der Bürgermeister. Das gute Zusammenspiel zwischen Polizei und Rathaus unterstrich auch Mario Hesselbach. Dass Bornheim eine recht sichere Stadt sei, hänge auch mit dem intakten Vereinsleben zusammen, so der Hauptkommissar: „Die Nachbarn kennen sich noch und passen aufeinander auf.“

Auf die Einsätze an den Weihnachtstagen angesprochen, erklärte Berend van Busssel, dass sich diese nicht großartig von anderen Tagen unterscheiden. Die Mitarbeiter werden zu Unfällen oder Einbrüchen gerufen, es werden Anzeigen aufgenommen: „Das sind Dinge, die an jedem anderen Tag auch passieren.“ Weihnachten bedeute aber nicht nur Harmonie und geselliges Beisammensein, die Kollegen werden bereits in den Tagen vor dem Fest häufiger zu Einsätzen gerufen, bei denen häusliche Gewalt und familiäre Streitigkeiten im Spiel seien. Torsten Säger: „Wenn viele Menschen zusammenkommen, die sich oft nur einmal im Jahr sehen, kann es Stress geben.“

Situationen, die auch Bürgermeister Becker noch aus seiner Zeit als Leiter der Europaschule kennt: „Es ist naiv, zu glauben, dass alle ein glückliches Weihnachtsfest feiern und sich auf die Tage freuen. Einigen Schülern merkte man dies an ihrem Verhalten an, dass sie keine Perspektive auf schöne Weihnachten hatten.“ Dies sei oft bei Trennungskindern der Fall gewesen. Manchmal habe er die Eltern zum Gespräch gebeten und ihnen klargemacht: „Sie haben sich zwar als Paar getrennt, aber nicht als Eltern.“

Station Nummer zwei das Roisdorfer Feuerwehrgerätehaus, wo er bereits von Einheitsführer Markus Wolf und Wolfgang Breuer, Leiter der Bornheimer Freiwilligen Feuerwehr, erwartet wurde. Den Standort Roisdorf hatten Becker und Breuer ausgewählt, weil das Gerätehaus an der Siegesstraße in den vergangenen Monaten komplett saniert und umgebaut worden und auch ein neuer Anbau hinzugekommen war. Das Projekt kostete rund 1,95 Millionen Euro inklusive einer Landesförderung von 250 000 Euro. Mitte September wurde das Gerätehaus offiziell wieder in Betrieb genommen. Breuer und Wolf nutzten die Gelegenheit, Becker die neuen Räumlichkeiten zu zeigen. So gibt es dort nun einen neuen Umkleideraum, getrennte WC- und Duschanlagen für Frauen und Männer sowie in der oberen Etage des Anbaus einen Seminarraum mit Küchenzeile und einen Umkleideraum für die Jugendfeuerwehr.

Die Energieversorgung läuft über eine Luftwasserwärmepumpe mit Photovoltaik. 27 Aktive sorgen derzeit in Roisdorf für die Sicherheit der Bevölkerung, sechs davon sind Frauen, also gut ein Viertel: „Damit dürften wir die höchste Frauenquote aller Bornheimer Löscheinheiten haben“, meinte Markus Wolf.

Die ganz großen Einsätze habe es an den Weihnachtstagen laut Markus Wolf noch nicht gegeben: „In den vergangenen Jahren hatten wir eher Glück.“ Wolfgang Breuer erinnerte sich an einen Tannenbaum-Einsatz, der sich im Januar ereignet hatte. Da hatten es sich die Leute bei einem Gläschen Rotwein zu Hause gemütlich gemacht, noch einmal die Kerzen am Baum angezündet, aber nicht bedacht, dass die Nadeln schon viel zu trocken waren und der Baum Feuer fing. Ähnliches geschah jetzt am zweiten Weihnachtsfeiertag in Hemmerich.

„Feuerwehr ist sehr gut aufgestellt“

Insgesamt sei die Freiwillige Feuerwehr laut Breuer in Bornheim mit 370 Freiwilligen sehr gut aufgestellt: „Vor einigen Jahren waren wir mal 311.“ Auch die Jugendfeuerwehr mit derzeit 160 Mitgliedern weise hervorragende Zahlen auf: Anfang des Jahres waren es noch 120 Mitstreiter. Breuer führt dies auf die gute Jugendarbeit in den Dörfern vor Ort zurück, auch auf das Aktionsbündnis aller Hilfsorganisationen „Jugend trifft auf Blaulicht“. Zudem sei die Feuerwehr gut in den Ortschaften verwurzelt, wodurch es nur selten zu aggressivem Verhalten gegenüber den Einsatzkräften komme: „Jeder kennt jemanden, der in der Feuerwehr arbeitet.“ Christoph Becker meinte dazu: „Ihr wisst, wie stolz unsere Bevölkerung auf die Feuerwehr ist. Weil wir so hervorragend aufgestellt sind, brauchen wir auch keine Berufsfeuerwehr.“

Das Malteser-Team um Christian Hoffmann (links) hieß den Bürgermeister willkommen.

Das Malteser-Team um Christian Hoffmann (links) hieß den Bürgermeister willkommen.

In der Rettungswache des Malteser-Hilfsdienstes gegenüber dem Rathaus in Roisdorf sind auch an den Feiertagen Menschen bei der Arbeit, um anderen im Notfall zu helfen: „Das ist überhaupt nicht selbstverständlich, was Sie mit Ihrem Einsatz leisten“, betonte Becker. In diesem Jahr grassiere glücklicherweise keine schlimme Krankheitswelle wie 2023, so dass Christian Hoffmann, Leiter der Rettungswache, der daher auf ruhigere Tage hofft.

Spürbar sei aber vor den Festtagen eine „krasse Häufung an psychiatrischen Notfällen“, schilderte Hoffmann, oft ausgelöst durch Einsamkeit und Streitigkeiten. Dies liege aber auch daran, dass über die Feiertage psychiatrische Einrichtungen kaum geöffnet seien und es immer weniger Anlaufstellen für akute psychiatrische Notfälle gebe: „In den vergangenen Jahren haben wir in dieser Zeit einen Peak bei Suiziden feststellen müssen.“ Einsamkeit sei für viele ein Problem, sie rufen dann die 112 und sind froh, wenn sie an Heiligabend jemanden haben, mit dem sie mal eine halbe Stunde reden können, schilderte Hoffmann. Andere wiederum könnten selbst leichte Beschwerden nicht selbst kurieren.

Heiligabend 2026 hoffen die Malteser am neuen Standort am Hellenkreuz feiern zu können, wo der Rhein-Sieg-Kreis gerade eine neue Einsatzzentrale baut. „Wir sehen, dass der Kreis nicht kleckert, sondern klotzt“, meinte Christian Hoffmann.